Nvidia GeForce GTX 1050 & GTX 1050 Ti: Pixelschlacht unter Full-HD

Nvidias Pascal-basierte GPUs und AMDs Radeon-RX-Portfolio auf Frontalkurs: Ziehen die GeForce GTX 1050 Ti und GTX 1050 Interessenten von AMDs preiswerten Polaris-Grafikkarten ab? Wir haben uns beide genau angeschaut.

Nvidia dominiert mit seinen Pascal-basierten Grafikkarten den High-End-Grafikmarkt, AMD dagegen hat sich mit seinen Polaris-basierten Grafikkarten im Mainstream-Segment breit gemacht – und irgendwann mussten sich die 14- bzw. 16-nm-Grafikprozessoren überschneiden.

Die PC-Welt wartet zwar schon gespannt auf AMDs Vega-GPUs, die Performance auf dem Niveau von Nvidias besten GeForce-Grafikkarten versprechen, aber das wird nicht vor der ersten Jahreshälfte 2017 passieren (wahrscheinlich eher zur Mitte des Jahres hin).

Weitere interessante Tests und Artikel zum Thema Grafikkarten
>>>   Pascal-Roundup: GeForce GTX 1070 und GeForce GTX 1080 im Vergleich
>>>   Pascal-Roundup #2: Nvidias GeForce GTX 1060 im Vergleich
>>>   Nvidia GeForce GTX 1080 Founders Edition (Pascal, Launch-Artikel)
>>>   Nvidia GeForce GTX 1070 Founders Edition (Pascal, Launch-Artikel)
>>>   Nvidia GeForce GTX 1060 Founders Edition (Pascal, Launch-Artikel)
>>>   Nvidia GeForce GTX 1060 3G (MSI GeForce GTX 1060 Gaming X 3G)
>>>   Effizienzanalyse & Leistungsaufnahme: GeForce GTX 1070/1080 vs. GTX 980 Ti
>>>   AMD Radeon RX 480 (Polaris, Launch-Artikel)
>>>   AMD Radeon RX 480 im Detail: Leistungsaufnahme, Board-Layout & Normen
>>>   AMD Radeon RX 480: Neuer Treiber entlastet das Mainboard deutlich
>>>   AMD Radeon RX 470 4GB (Polaris, Launch-Artikel)
>>>   AMD Radeon RX 460 4GB (Polaris, Launch-Artikel)
>>>   Maxwell-Roundup: GeForce GTX 970 und GeForce GTX 980 im Vergleich

Zunächst aber streckt erst einmal Nvidia seine Fühler in Richtung Budget-/Mainstream-Segment aus und bietet den 2- und 4-GByte-Modellen von AMDs Radeon RX 460 mit seinen neuen GeForce-Modellen GTX 1050 Ti und GTX 1050 Paroli. Die technischen Daten und Bilder der neuen Nvidia-Karten "durften" wir vor genau einer Woche im Rahmen eines Paper-Launches publizieren – allerdings war uns damals noch keine Angabe von Messwerten erlaubt.

 Beide GeForce-Karten nutzen eine neue GPU namens GP107, die aus 3,3 Milliarden Transistoren aufgebaut ist und in einem 14-nm-FinFET-Prozess – wohlgemerkt nicht TSMCs 16FF+-Technik – hergestellt wird. Obwohl der Prozessor aus einer anderen Fabrik stammt, reflektiert auch die GP107-GPU die grundlegende Ressourcenverteilung der Pascal-Architektur.

Natürlich sind einige von Pascals Flaggschiff-Funktionen im Budget-Segment nicht ganz so relevant. Simultaneous Multi-Projection beispielsweise berechnet mittels eines speziellen Hardware-Blocks Geometriedaten für bis zu 16 Projektionen von einem Viewport aus, wovon unter anderem Multi-Monitor-Gaming und VR-Anwendungen für HMDs (VR-Brillen) profitieren. Allerdings ist keines von beiden für eine 150-Euro-Grafikkarte realistisch.

Dennoch sollte man davon ausgehen, dass die GeForce GTX 1050 Ti und die GeForce GTX 1050 die 100- bis 150-Euro-Klasse gehörig aufmischen dürften. Laut Nvidia sollen die normale 1050er bei 125 Euro starten, während für die 1050 Ti 155 Euro aufgerufen werden (USA: 109 bzw. 139 US-Dollar zzgl. Steuern). Zum Vergleich: die 2-GByte-Version von AMDs Radeon RX 460 bekommt man aktuell zu Preisen ab minimal 110 Euro, während man für die 4-GByte-Schwester mindestens 125 Euro hinlegen muss.

Für die Radeon RX 470 – derzeit in Deutschland zu Preisen ab 189 Euro gehandelt – und auch die Radeon RX 460 hat AMD in den USA zwar Preissenkungen angekündigt (erst 10, dann 20 Dollar für die RX 470 und 10 Dollar für die RX 460 – und gestern abends wurden Euro-Listenpreise von 109 Euro [RX 460 4GB] bzw. 189 Euro [RX 470] nachgereicht), aber davon ist auf dem deutschen Markt noch nicht viel zu spüren. Mit etwas Glück dürften die Straßenpreise der beiden Karten also noch einmal nachgeben.

GeForce GTX 1050 Ti: Verschiebt die 75-Watt-Messlatte nach oben

Die GeForce GTX 750 Ti war 2014 deswegen so bahnbrechend, weil sie Full-HD-Gaming mit einer Grafikkarte der 60-Watt-Klasse möglich machte – sie bezog alle nötige Energie über den PCIe-x16-Slot des Mainboards.

Einige GTX-1050-(Ti)-Karten werden diesbezüglich gleichziehen, da sie sich knapp unter dem 75-Watt-Limit bewegen. Andere dagegen lassen diese Grenze mit Absicht hinter sich und integrieren einen 6-poligen Stromanschluss, der ihnen mehr Spielraum bei Übertaktungen verleiht.

Die GeForce GTX 1050 verbaut die oben erwähnte GP107-GPU in ihrer unbeschnittenen Form. Alle sechs Streaming-Multiprozessoren (SM) der GPU sind aktiviert und auf zwei von Nvidias sogenannten Graphics Processing Cluster (GPC) aufgeteilt. Die vier anderen Pascal-basierten Chips packen fünf SMs in einen GPC - GP107 dagegen nur drei.

Mit 128 Single-Precision-CUDA-Kernen pro SM kann die GeForce GTX 1050 Ti also 768 Shader-Kerne vorweisen. Jeder SM integriert zudem acht Textureinheiten (also 48 für den ganzen Prozessor), 256 Kilobyte Register-Speicher, 96 Kilobyte Shared Memory und 48 Kilobyte L1-/Textur-Cache.

Das Backend der GP107-GPU wurde ebenfalls getrimmt, um dem auf Full-HD-Gaming ausgerichteten Mainstream-Anspruch gerecht zu werden. Vier 32-Bit-Speicher-Controller ergeben einen aggregierten 128-Bit-Datenpfad. Ähnlich wie bei anderen Pascal-basierten GPUs ist jeder Controller mit acht ROPs und 256 Kilobyte L2-Cahce assoziiert, was für die ganze GPU in 32 ROPs und einem Megabyte Cache resultiert.

Nvidia stattet die GTX 1050 Ti mit vier Gigabyte GDDR5-Speicher (7 GBit/s) aus, der bis zu 112 GByte/s Durchsatz schafft. Nvidia betont natürlich auch hier wieder, dass Pascals Speicheroptimierungen die effektive Bandbreite im Vergleich zu älteren Architekturen verbessern. Um (adaptiert) aus unserem Launch-Artikel zur GeForce GTX 1080 zu zitieren: "Die Delta-Farbkompression von [GP107] versucht sich an 2:1-Einsparungen – und dieser Modus soll angeblich dahingehend verbessert worden sein, dass er öfter genutzt werden kann. Es gibt außerdem einen neuen 4:1-Modus, der dann zum Tragen kommt, wenn die Pro-Pixel-Unterschiede sehr gering sind und in einen noch kleineren Raum komprimiert werden können. Schließlich hat Pascal sogar einen 8:1-Modus, der die konstante 4:1-Kompression von 2x2-Blöcken mit einer 2:1-Kompression ihrer Unterschiede kombiniert."

Nvidias Bemühungen, den GP107 nach unten hin anzupassen, resultieren in einem Design mit 60 Prozent der CUDA-Kerne und Textureinheiten des GP106-Chips der GeForce GTX 1060 sowie zwei Drittel der ROPs und der Speicherbandbreite der schnelleren Karte. Aber wo der Grafikprozessor der GTX 1060 standardmäßig mit einem Basistakt von 1506 MHz arbeitet, startet die GTX 1050 Ti bei 1290 MHz. Der 1392 MHz schnelle Boost-Takt der 1050 Ti liegt bei knapp über 80 Prozent des Boost-Takts der GTX 1060 (1708 MHz).

 GeForce GTX 1050 Ti
GeForce GTX 950GeForce GTX 750 Ti
GPUGP107GM206GM107
Streaming Multiprocessors6
65
CUDA Cores768
768640
Clock Rate (Base/Boost)1290/1392 MHz
1024/1188 MHz1020/1085 MHz
Peak Compute (Base Clock)1981 MFLOPS1573 MFLOPS1305 MFLOPS
Texture Units484840
Texture Fill Rate61.9 GT/s49.2 GT/s40.8 GT/s
ROPs323216
L2 Cache1 MB1 MB2 MB
Memory Data Rate7 Gb/s6.6 Gb/s5.4 Gb/s
Memory Bandwidth112 GB/s106 GB/s86.4 GB/s
Memory Bus128-bit128-bit128-bit
Board Power75 W90 W60 W
Transistors3.3 billion2.94 billion1.87 billion
Die Size135 mm²227 mm²148 mm²
Launch Price$140$160$150

Angesichts des massiven Übertaktungspotenzials unseres Test-Samples der GTX 1050 Ti (mehr dazu in Kürze) und der im Vergleich zur GP106 höheren Versorgungsspannung scheint es, als wären die Werkseinstellungen durch den TDP-Wert (75 Watt) des Boards vorgegeben. Ähnlich wie bei der GTX 750 Ti  wollte Nvidia wohl, dass die Karte ausschließlich über den PCIe-Slot mit seinen 16 Lanes versorgt wird – und die Überschreitung dieses Werts durch höhere Spannungen/Taktraten hätte mehr Saft aus einer anderen Quelle benötigt.

Boards, die von Nvidias Partnern mit zusätzlichen 6-poligen Stromanschlüssen bestückt werden, sollten dann dank höherer Taktraten auch deutlich mehr Performance aus den Karten kitzeln können.

Laut Nvidia wird die GeForce GTX 1050 Ti mit einem UVP von 155 Euro auf den Markt kommen, während die günstigsten Radeon-RX-460-Karten mit vier Gigabyte Speicher im Web derzeit minimal 125 Euro und die billigsten RX-470-Modelle für minimal 189 Euro kosten. Allerdings hat AMD gestern noch Preissenkungen bekannt gegeben und die offiziellen Listenpreise von 109 respektive 189 Euro gesenkt. Es bleibt natürlich abzuwarten, wo sich die Marktpreise der GTX 1050 Ti einpendeln werden, aber preislich wird sie wohl eher mit der RX 460 konkurrieren, deren Konkurrent sie ja auch aus strategischer Sicht ist. Denn wenn man eins aus den (diesjährigen) Grafikkarten-Launches gelernt hat, dann dies: UVPs sind genau das, was der Name sagt – ein unverbindlicher Verkaufspreis.

GeForce GTX 1050: Beschnitten, aber dennoch 1080p-tauglich

Nvidia möchte die nochmals eingedampfte GeForce GTX 1050 für 109 Euro (UVP) auf den Markt bringen, was sie in direkte Konkurrenz zur Radeon RX 460 (aktuell mindestens 110 Euro für die 2-GByte- und 125 Euro für das 4-GByte-Modell) bringt. AMD hat allerdings schon vorausschauend reagiert und gestern den Listenpreis des 4-GByte-Modells auf 109 Euro gesenkt, was die Marktpreise noch einmal sinken lassen dürfte.

Rein von den Abmessungen her sehen unsere GTX-1050-Ti- und GTX 1050-Test-Samples von MSI identisch aus. Alle Unterschiede sind unter einer Dual-Slot-Kühllösung verborgen

Bei der beschnittenen GP107-GPU der non-Ti Version der GTX 1050 ist ein SM deaktiviert, was den Verlust von 128 CUDA-Kernen und acht Textureinheiten bedeutet. Übrig bleibt also eine GPU mit 640 CUDA-Kernen und 40 Textureinheiten. Nvidia macht sich den Rückgang in Sachen Energieaufnahme zunutze und macht den Ressourcenverlust zumindest teilweise durch etwas höhere Taktfrequenzen wett: Der Basistakt der GTX 1050 liegt bei 1354 MHz, der Boost-Takt bei 1455 MHz.

ROP-Anzahl und Cache-Größe sind identisch zur GTX 1050 Ti – also 32 respektive ein Megabyte. Anstelle von vier Gigabyte hängen bei der GTX 1050 aber nur zwei Gigabyte GDDR5-Speicher am aggregierten 128-Bit-Bus. Immerhin ist dieser Speicher ebenfalls 7 GT/s schnell und hat wie die große Schwester eine maximale theoretische Bandbreite von 112 GByte/s.

Die GeForce GTX 1050 sollte schneller sein als die GeForce GTX 950, einer unserer alten Favoriten für preiswertes 1080p-Gaming. Diese 90-Watt-Karte war mit einem Launch-Preis von 140 Dollar nicht nur teurer als die GTX 1050, sondern benötigte auch einen externen Stromanschluss. Mehr Performance für weniger Geld und kein Bedarf für eine externe Stromversorgung klingt erstens gut und bedeutet zweitens, dass die GTX 1050 in Situationen glänzen kann, in denen die GTX 950 bestenfalls bedingt geeignet gewesen wäre.

Außerdem bietet die GP107-GPU ordentlich Medienbeschleunigung auf Fixed-Function-Basis, was es bei der GTX 750 nicht gab – beispielsweise HEVC-Decodierung mit bis zu 4K60p und VP9-Dekodierung.

HTPC-Enthusiasten sollten sich allerdings auf eine Wartezeit einstellen, bis die GeForce GTX 1050 verfügbar wird. Während die GTX 1050 Ti sofort verfügbar sein sollte, lassen Nvidias Andeutungen vermuten, dass die günstigere kleine Schwester nicht vor der zweitens Novemberwoche auf den Markt kommen wird.

Es wird zudem keine Referenzdesigns – also keine Founders Edition – geben. Alle GTX-1050- und GTX-1050-Ti-Grafikkarten werden von den Board-Partnern kommen, so dass man genau auf die Spezifikationen achten sollte – besonders dann, wenn man ein Modelle ohne Stromanschluss haben will.

Erstelle einen neuen Thread im Artikel-Forum über dieses Thema
7 Kommentare
    Dein Kommentar
  • DConan123
    Wie immer ein sehr schöner Test, aber eigentlich warte ich seit Monaten auf ausführliche Tests der RX 480 der Board-Partner, ist so ein Test denn noch geplant? ;-)
    Vielen Dank!
    0
  • 0Turbox
    Mich würde gerne einmal interessieren, wie ich die TDP Angaben im HWMonitor und GPU-Z zu bewerten habe. Anhand deren Angaben komme ich nämlich auf ganz andere Verbrauchswerte.
    0
  • FormatC
    Diese Angaben sind albern. Das, was Tools wie GPU-Z & Co. anzeigen, kommt vom Treiber. Das ist die Prozentzahl des hinterlegten Power-Target plus jede Menge Fhler + Unwägbarkeiten. Da aber das Power Target nie wirklich erreicht wird und dort auch der RAM und die Spannungswandlerverluste nicht mit drin sind, ist diese Angabe glatt für den Popo. Messen und Schätzen driften oft auseinander ;)

    Wenn die Firmen keine 480 testen lassen möchten, kann ich keine testen. Einfache Geschichte. No Samples, no Party... :D
    0
  • moeppel
    Die 1050Ti dürfte bei dem Preis keine Daseinsberechtigung haben, wenn man sich im Vergleich die RX470 für ~30-40€ Aufpreis anschaut.

    Mal sehen was langfristig aus der Karte wird.
    0
  • gst
    Eben. Vor allem: Erst mal abwarten, was die Martkpreise in ein, zwei Wochen hergeben. Launch-Preise/UVPs sind eh immer mit Vorsicht zu genießen.
    0
  • diem_
    Aufgrund der Lücke, die AMD zwischen der 460 und 470 sowohl im Preis als auch bei der Leistung gelassen hat, finde ich die zwei Karten sehr sinnvoll positioniert.

    So richtig direkte Konkurrenten gibt es für keine der Karten. Es gibt immer einen (zumindest aktuellen) Preisunterschied plus ein weiteres Unterscheidungsmerkmal, wo sich jeder seine Präferenz raus suchen kann (und sei es der doppelte Speicher der 460er ggü. der 1050).

    Herausragend an diesem Launch finde ich am ehesten die verschiedenen Kulturen auf den Redaktionsportalen. Lobt der eine die zielgruppengerechte Kombination aus Leistung/Preis/Energiebedarf bei der 1050er nonTi, ist dies auf der nächsten Seite gleich ein "Speicherkrüppel". ;)
    Und selbst die Jünger in den Foren fühlen sich wieder in allem bestätigt, was sie sowieso schon vorher gewusst haben.
    0
  • FormatC
    Nun ja, die Präferenzen der Redakteure eben. Und die Rot- oder Grünlichtbestrahlung vorab :D
    0