Mittwoch, 1. März 2017

29. Oktober 2013 07:00 Uhr

Donau-Ries

Aktion gegen Zwölf Stämme kommt Landkreis teuer

Die Inobhutnahme der Kinder der Glaubensgemeinschaft Zwölf Stämme schlägt sich auch im neuen Haushalt der Jugendhilfe im Landkreis Donau-Ries nieder.

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„Die Kinder möchten natürlich nach Hause,“ sagt der Leiter des Jugendamtes, Alfred Kanth.
Foto: Hummel

„Kinderschutz bringt Kämmerer in Not“, resümierte Jugendamtsleiter Alfred Kanth gestern schon zu Beginn einer wichtigen Sitzung des Jugendhilfeausschusses des Landkreises. Der Haushalt im Bereich Jugendhilfe steigt von 5,1 Millionen Euro (2012) auf beinahe 5,8 Millionen Euro im kommenden Jahr. Hauptgrund hierfür ist die Inobhutnahme von 22 Kindern der Glaubensgemeinschaft Zwölf Stämme in Klosterzimmern.

Kosten liegen bei 130 Euro pro Tag und pro Kind

Die Fremdunterbringung der Kinder in diversen Heimen koste den Landkreis rund 130 Euro pro Tag – und pro Kind. Das berichtete Jugendamtsleiter Kanth auf Nachfrage der Donauwörther Zeitung. Lediglich fünf der 22 Kinder konnten bei Pflegefamilien untergebracht werden. Diese Form der „Fremdunterbringung“ ist die deutlich günstigere Variante.

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Ebenso berichtete Kanth auf Nachfrage der DZ, dass er die 22 Kinder besucht habe. Sie seien „offen und nehmen an, was man ihnen bietet“. Und wie geht es nun weiter mit den Kindern? „Sie sollen jetzt erst einmal zur Ruhe kommen.“ Es sei aber nicht so, „dass die Kinder ihren Eltern vollständig entzogen werden“.

Man arbeite aktuell an „den Regeln des Umgangs“ und sehe nach Telefongesprächen von Eltern und Kindern zunächst einen sogenannten begleitenden Umgang mit einer Aufsichtsperson vor. Einige der Kinder aus Klosterzimmern hätten ihre Eltern bereits wiedergesehen.

Kinder möchten nach Hause

Der vom Amt bestellte „Ergänzungspfleger“ entscheide derzeit über die Art des Kontakts zwischen Eltern und Kindern. Was die generelle Betreuungsfrage angehe, so Kanth mit Blick auf die Zwölf Stämme, müsse man das familienrechtliche Verfahren des Amtsgerichts Nördlingen abwarten. Einen Zeitpunkt hierfür konnte der Jugendamtsleiter nicht nennen. Auch berichtete Kanth im Gespräch mit unserer Zeitung über die Situation der Kinder selbst: „Die Kinder möchten natürlich nach Hause.“

Die Kosten der Fremdunterbringung schlagen sich indes massiv auf den Haushaltsplan nieder. Fast 700000 Euro mehr beansprucht der Bereich Jugendhilfe deshalb im kommenden Jahr. Dagegen stehen Mindereinnahmen durch weniger Bafög- und Unterhaltspflicht-Zahlungen sowie weniger Geldzuweisungen von anderen Behörden an das Jugendamt. Fast 300000 Euro weniger als im Vergleichsjahr 2012 machen jene Einnahmen aus.

Enorme Kosten für den Landkreis

„Die Kosten der Jugendhilfe lassen sich nicht planen“, resümierte Amtsleiter Kanth. Das „Recht auf unversehrte Entwicklung“ sei der Geldfrage stets voranzustellen. Landrat Stefan Rößle stimmte diesem Argument zu: „Man kann in diesem Bereich nicht nur über Geld reden.“ Das Landratsamt werde aufgrund der „Sondersituation“ durch die Zwölf Stämme, wie die Kanth bezeichnete, Zuschüsse beim Bezirk Schwaben als auch beim bayerischen Sozialministerium in München beantragen.

Auch der Donauwörther Stadt- und Kreisrat Josef Reichensberger (Aktive Liste/Junge Bürger) meinte, dass die Inobhutnahmen in Klosterzimmern zeigten, dass sich die Finanzen der Jugendhilfe auch künftig kaum kalkulieren lassen.

Auch Flüchtlingskinder müssen aufgenommen werden

Ein weiterer nur rudimentär berechenbarer Geldbetrag sei in Zukunft auch für elternlose Flüchtlingskinder aufzubringen. Zehn Kinder werden aktuell im Landkreis betreut; Amtsleiter Kanth rechnet allerdings mit weiteren minderjährigen Flüchtlingen, die dem Landkreis „zugewiesen“ werden. Die Kosten für die Betreuung würden vom Bund getragen, der Landkreis müsse aber zunächst in Vorleistung gehen. Ausschussmitglied Gabriele Fograscher (SPD) betonte, dass sowohl die Betreuung als auch die Integration der Flüchtlingskinder wichtig und eine „gute Sache“ sind. Es habe sich eine „neue Situation“ ergeben, der man sich im Dienste der Menschen annehmen müsse.

Allgemein resümierte Landrat Rößle zum gestiegenen Jugendhilfe-Haushalt 2014: „Dieser Haushalt spiegelt auch die Probleme der Familien im Landkreis Donau-Ries wider.“ Bezüglich der Zwölf Stämme habe man handeln müssen, meinte Rößle.

Eine Ende der Causa Zwölf Stämme ist indessen nicht in Sicht. Solange die Betreuungsfrage der Kinder gerichtlich nicht endgültig entschieden ist, bleibt der Landkreis in der Verantwortung – wohl auch was die Kosten angeht.

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Ein Artikel von
Thomas Hilgendorf

Lokalredaktion Donauwörth
Ressort: Kreispolitik, Stadt Donauwörth



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