Bonn‚ im März
Der amerikanische Vizepräsident Hubert Humphrey wird in Kürze nach Bonn kommen, um den Besuch von Bundeskanzler Kiesinger und Außenminister Brandt bei Präsident Johnson vorzubereiten. In Washington ist die Sorge der Bundesregierung, daß die enger werdenden amerikanisch-sowjetischen Kontakte der Freundschaft der Vereinigten Staaten mit der Bundesrepublik Abbruch tun könnten, lange Zeit offenbar nicht ernst genug genommen worden. Bonn befürchtet, daß der Atomsperrvertrag, die Verhandlungen über einen Antiraketenvertrag und vielleicht noch weitere Vereinbarungen eine Wende einleiten, die der Bundesrepublik und anderen westeuropäischen Staaten in der amerikanischen Weltkonzeption nur noch die Rolle von Randfiguren zuweist. Bonn möchte Genaueres über die langfristigen politischen Vorstellungen der amerikanischen Regierung erfahren.
Die Bundesregierung hat soeben durch große Anstrengungen die Regelung des Devisenausgleichs erleichtert, die ihren guten Willen zur Stützung des Bündnisses beweist. Jetzt kommt es darauf an, die Absichten der westlichen Führungsmacht kennenzulernen. R. S.
