Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat den designierten Kanzlerkandidaten der SPD, Martin Schulz, mit US-Präsident Donald Trump verglichen. "Wenn Schulz seine Unterstützer 'Make Europe great again' rufen lässt, dann ist das fast wortwörtlich Trump", sagte Schäuble dem Spiegel. Die Art, wie Schulz populistisch die angebliche Spaltung der Gesellschaft beschwöre, folge der postfaktischen Methode des US-Wahlkampfs.

Schäuble riet Schulz, seine Worte besser abzuwägen. Der SPD-Politiker rede Deutschland in einer Art und Weise schlecht, wie es niemand tun dürfe, der Kanzler werden wolle. Dabei gehe es dem Land und den Deutschen so gut wie lange nicht. "In einer Zeit, in der weltweit die Versuchung durch den Populismus zugenommen hat, dürfen Politiker nicht so reden wie Herr Schulz", sagte Schäuble. "Wenn er den Populismus bekämpfen will, wie er behauptet, dann sollte er diese Fakten zur Kenntnis nehmen."

Auf dieser Grundlage wirft der Finanzminister Schulz "Dampfplauderei" vor. Zudem sei Schulz auch kein Kämpfer gegen das Establishment. "Herr Schulz ist doch kein Underdog, der irgendwo aus dem Wald kommt", sagte Schäuble. "Der Mann saß jahrzehntelang im Europäischen Parlament, zuletzt als Präsident. Wenn das kein Establishment ist, was denn dann?"

Die SPD-Spitze hat Schulz kürzlich als Kanzlerkandidaten nominiert, zudem soll er die Parteiführung übernehmen. SPD-Chef Sigmar Gabriel verzichtete auf ein Antreten gegen Merkel, weil er Schulz die besseren Chancen zurechnet. In Umfragen hat die Entscheidung positiven Einfluss auf die SPD: In Umfragen erreichte die Partei erstmals wieder über 30 Prozent.