Nach einem erneuten Erdbeben der Stärke 6,2 ist auf der indonesischen Insel Java wieder vor einem Tsunami gewarnt worden. Die staatliche Behörde für Geophysik in Jakarta erklärte, es sei kein Nachbeben der Erdstöße vom Montag.

Derweil gebe es kaum noch Hoffnungen, Überlebende zu finden. Dennoch setzten am Mittwoch Rettungskräfte unter Leitung des Militärs ihre Suche auf einem 200 Kilometer langen Küstenstreifen und weiter im Landesinneren fort. Andere Helfer verteilten Lebensmittel an die mehr als 38.000 Obdachlosen. Um Infektionen vorzubeugen, bereiteten die örtlichen Behörden am Mittwoch ein erstes Massenbegräbnis vor. Die Toten waren an mehr als einem Dutzend Stellen entlang der Küste gefunden worden. Der nationale Katastrophenschutz sagte, 525 Menschen seien umgekommen, 273 gelten immer noch als vermisst.

Laut Auswärtigem Amt in Berlin hat die deutsche Botschaft in Jakarta einen Mitarbeiter in die Krisenregion geschickt. Er solle sich einen Eindruck verschaffen und eventuell deutschen Staatsangehörigen Hilfe leisten. Dem Auswärtigen Amt lagen jedoch zunächst keine Informationen über deutsche Touristen in der Region vor. Ein Erkundungsteam der deutschen Hilfsorganisation Malteser sollte noch am Dienstag mit einer mobilen Klinik im Krisengebiet ankommen. Auch andere Hilfsorganisationen schicken Rettungskräfte. Sie durchkämmen zerstörte Gebäude und suchen in den Trümmern nach Überlebenden. Das Außenministerium in Stockholm teilte unterdessen mit, ein Schwede, der in Indonesien gelebt habe, sei unter den Toten. Ein anderer liege verletzt im Krankenhaus. Dessen beide Söhne im Alter von fünf und zehn Jahren würden vermisst. Auch drei Niederländer sollen zu Tode gekommen sein.

Nach dem zweiten verheerenden Tsunami, der Indonesien innerhalb von 18 Monaten traf, war die idyllische Küste im Westen Javas von gestrandeten Booten, Autowracks, zersplittertem Holz und anderen Trümmern bedeckt. Vier Meter hohe Wellen waren am Montag über den beliebten Pangandaran-Strand hinweggespült. Dutzende von Verletzten suchten auch am Dienstag noch medizinische Hilfe.

Augenzeugen in Pangandaran berichteten, die Katastrophe habe mit einer ganz leichten Erschütterung angefangen. "Manche Menschen haben das vielleicht gar nicht gespürt", sagte ein Mann namens Mamat, der etwa 100 Meter vom Strand entfernt stand, als alles begann. "Einige Minuten später sind Wellen, die bis zu vier Meter hoch waren, unheimlich schnell auf die Küste gekracht. Da waren viele Autos und Boote, die vom Seewasser einfach weggewaschen wurden. Und dann sind sie in die Hotels geknallt."

In Pangandaran lagen überall im Distrikt Tote am Strand. Mehr als 450 Soldaten und zahlreiche Freiwillige durchkämmten daraufhin die Küstendörfer auf der Suche nach Überlebenden. Mit dem Einbruch der Dunkelheit wurde die Suche erschwert, weil der Strom ausgefallen war. Unter den Vermissten sind nach Polizeiangaben viele Fischer, deren Boote von der Flutwelle zerstört wurden.