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Bahn-Konkurrent Locomore insolvent Fernzug-Betreiber sucht neue Investoren

Locomore wollte der Deutschen Bahn im Fernverkehr Konkurrenz machen - nach dem Start im Dezember meldete der Betreiber am Donnerstag Insolvenz an. Der weitere Betrieb ist unklar.

Ein Mann blickt am 14.12.2016 am Hauptbahnhof in Stuttgart (Baden-Württemberg) auf eine Anzeigetafel mit der Aufschrift der neuen Locomore Zugverbindung von Stuttgart nach Berlin-Lichtenberg.

Abfahrt in Stuttgart um 6:21 Uhr

Zum vorerst letzten Mal ist am Freitagmorgen ein Fernzug des privaten Betreibers Locomore von Stuttgart nach Berlin gefahren.

Einnahmen reichten nicht aus

Die Zahl der Fahrgäste und auch die Einnahmen pro Fahrgast seien nicht schnell genug gestiegen, um kostendeckend zu sein, hieß es zur Begründung. Der Zugbetrieb könne nur dann wieder aufgenommen werden, wenn ein neuer Investor für Locomore gefunden werde, sagte der Rechtsanwalt Danny Koch von der Kanzlei des vorläufigen Insolvenzverwalters Rolf Rattunde am Freitag in Berlin.

Keine Locomore-Fahrten in den nächsten Tagen

Alle weiteren für die nächsten Tage geplanten Fahrten finden nach Kochs Angaben nicht statt. Gelinge es nicht, einen Investor zu finden, würden bereits bezahlte Fahrscheine als Gläubigerforderungen in das Verfahren aufgenommen.

Laut Fahrplan sollte noch am Freitagnachmittag ein Locomore-Fernzug von Berlin nach Stuttgart fahren. Die Fahrt werde aber entfallen, sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters dem SWR.

Mehrere Ursachen für Insolvenz

Locomore hatte am Donnerstagabend auf seiner Internetseite über die Insolvenz informiert. Das private Unternehmen war im Dezember mit dem Ziel gestartet, täglich 1.000 Fahrkarten zu verkaufen. Angeboten wurde einmal täglich eine Fahrt von Stuttgart über Frankfurt nach Berlin und wieder zurück. Vier Wochen später hatte Locomore mit einer Reihe von Problemen wie defekten Toiletten und falschen Wagenreihungen zu kämpfen. Um den Zug intensiv zu warten, war Locomore zunächst nur an vier Tagen pro Woche unterwegs. Im April wurde die Zahl der Fahrten wieder aufgestockt. Für 2018 war eine zweite Strecke zwischen Berlin und Köln angekündigt worden.

Startkapital ist aufgebraucht

Das Unternehmen hatte sich über Crowdfunding finanziert und mehr als 600.000 Euro als Startkapital im Internet gesammelt. Die finanziellen Reserven seien nunmehr aufgebraucht, teilte das Unternehmen mit Sitz in Berlin auf seiner Internetseite mit.

Verkehrsministerium bedauert das vorläufige Aus

Das baden-württembergische Verkehrsministerium hat das vorläufige Aus der Zugverbindung des privaten Betreibers bedauert. Es sei schade, wenn sich ein Zugangebot nicht auf dem Markt behaupten könne, sagte eine Sprecherin am Freitag. Bedauerlicherweise sei es dem Bund seit der Bahnreform nicht gelungen, die Rahmenbedingungen im Schienenfernverkehr so zu gestalten, dass Wettbewerb entstehen kann, so die Sprecherin.

Auch Deutsche Bahn bedauert Entwicklung

Die Deutsche Bahn sprach von einer bedauerlichen Entwicklung. Wettbewerb auch im Fernverkehr sei generell zu befürworten, sagte ein Sprecher. Ein vielfältiges Angebot führe zu mehr Qualität für den Kunden. Auch mache ein Konkurrenzzug wie der von Locomore mehr Menschen auf die Vorzüge des Bahnfahrens aufmerksam.

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