Zur Diskussion gestellt:

Standards für die kommunikationswissenschaftliche Methodenausbildung

- Vorbemerkungen -

 

 

 

 

 

Vorbemerkungen (hier auch als PDF)

 

In der derzeitigen Hochschullandschaft bietet die Kommunikationswissenschaft ein äußerst heterogenes Erscheinungsbild, das sich in einer verwirrenden Vielfalt von Fachbezeichnungen und inhaltlichen Ausrichtungen ausdrückt (vgl. Ruhrmann et al. 2000, Wirth 2000b). Ähnlich heterogen ist auch die empirische Methodenausbildung der verschiedenen kommunikations-wissenschaftlichen Studiengänge: Von “Studiengängen mit Methodenschwerpunkt” bis hin zu “Studiengängen ohne Methodenausbildung” sind alle denkbaren Mischformen zu finden (vgl. Wirth/Baumann 2000; Wirth 2000a). Die Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) versteht sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft dieser heterogenen akademischen Disziplin und sieht in der Integration der verschiedenen methodischen und theoretischen Ausrichtungen eines ihrer Kernziele (vgl. Selbstverständnispapier der DGPuK vom Januar 2001, S. 2). Die Fachgruppe “Methoden der Publizistik und Kommunikationswissenschaft” in der DGPuK hält deshalb die Entwicklung eines intradisziplinär als verbindlich erachteten methodischen Ausbildungskanons dringend für geboten, um den Qualitätsstandard der Kommunikationswissenschaft als akademische Disziplin zu sichern und einen über alle Fachbezeichnungen hinweg akzeptierten Ausbildungsstand zu gewährleisten. Der Entwurf eines solchen Ausbildungskanons ist Gegenstand des vorliegenden Papiers. Er bezieht sich ausschließlich auf die Lehre quantitativer und qualitativer empirischer Methoden. Andere, nicht empirische methodische Zugänge im Fach, wie beispielsweise historische oder strukturelle Ansätze, bleiben bei dieser Betrachtung ausgeklammert. Zudem wird in diesem Entwurf nicht auf curriculare Binnenvorstellungen zu den Methodenveranstaltungen eingegangen. Es geht zu diesem Zeitpunkt also nicht um Vorschläge, welche multivariaten Verfahren beispielsweise in Datenanalyse II besprochen oder wie eine Einführung in die Inhaltsanalyse aufgebaut sein sollte. Auch wenn in dieser Hinsicht langfristig ebenfalls eine (grobe) Homogenisierung der Methodenveranstaltungen wünschenswert wäre, erscheint diese derzeit verfrüht.

Der vorliegende Entwurf wurde von der Kommission “Methodenausbildung” erarbeitet. Diese wurde von der Fachgruppe “Methoden” im September 2000 eingesetzt und im Mai 2001 noch einmal personell erweitert. Der Entwurf ist bewusst an manchen Stellen noch etwa vage gehalten. Langfristig ist an eine stärker an Leistungsstandards ausgerichtete Methodenausbildung zu denken Der Entwurf wurde auf der Sonderveranstaltung “Methodenausbildung” am 31.5.02 in Dresden der Fachöffentlichkeit vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Nach der jetzt einsetzenden verbandsinternen Diskussion soll ein ggf. noch modifizierter Entwurf der Mitgliederversammlung der DGPuK auf der Jahrestagung 2003 in Hannover zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Damit würde die Mitgliederversammlung signalisieren, dass sie sich dem in dem Entwurf skizzierten Ausbildungsstandard verpflichtet fühlt und ihn – soweit noch nicht geschehen – in die Praxis umzusetzen bemüht. Mittel- bis langfristig verspricht sich die Fachgruppe nicht nur eine Homogenisierung der Methodenausbildung, sondern auch deren Verbesserung, da derzeit in einigen Studiengängen und Instituten die Methodenausbildung so gut wie nicht existent und in einer Reihe weiterer Studiengänge nur sehr rudimentär vertreten ist. Sollte der Entwurf von der Vollversammlung akzeptiert und sich dauerhaft als Standard durchsetzen, hätte dies sowohl für die Einstellungspolitik der Lehrstühle als auch für die Lehrangebotsstruktur der wissenschaftlichen Lehrkräfte Konsequenzen: Nachwuchswissenschaftler mit fundierten Methodenkenntnisse hätten Wettbewerbsvorteile bei der Einstellung und das Lehrangebot aller Lehrkräfte würde stärker auch im Methodenbereich angesiedelt sein.

Bei der Lektüre des Entwurfs ist zu beachten, dass es sich bei den Vorschlägen generell um Empfehlungen für das Lehrangebot handelt. Studienordnungen müssen daher in keinem Fall verändert werden: Studierende der Kommunikations- und Medienwissenschaft sollen die Möglichkeit zum Besuch der genannten Veranstaltungen haben, gleichgültig wo sie das Fach studieren. Die Kommission würde zwar einen verpflichtend zu absolvierenden Kanon von Methodenveranstaltungen begrüßen. Die Durchsetzungschancen für einen derart weit reichenden Entwurf werden derzeit allerdings für sehr gering gehalten, weshalb auf entsprechende Vorschläge im Entwurf verzichtet wurde.

 

Die Kommission “Methodenausbildung”

 

der Fachgruppe “Methoden der Publizistik und Kommunikationsforschung”

 

am 27. Mai 2002

 

 

Unter Mitarbeit von:

 

 

Literatur