Selbstverständnis der Ad-hoc-Gruppe Mediensport und Sportkommunikation

1. Ziele  
2. Gegenstandsbereich  
3. Relevanz  
  3.1 Sportkommunikation
  3.2 Sportjournalismus
  3.3 Mediensport
  3.4 E-Sport
4. Beitrag für das Fach  
  4.1 Transdisziplinäre Wissenschaften
  4.2 Institutionalisierung
   

 

Mediensport

Die Medienpräsenz von Sportarten ist auf sportlichen Erfolg und der damit quasi verbürgten Qualität angewiesen. In Deutschland und einigen anderen europäischen Staaten hat bisher nur der Fußball eine dauerhaft sichere Marktposition erreicht. In Österreich und der Schweiz haben andere (vor allem Winter )Sportarten ähnlich gefestigte Präsenz und Bedeutung. Die klassischen Massenmedien verbreiten vor allem klassischen Wettkampfsport. Damit umfasst der Mediensport im Wesentlichen den Zuschauersport als einen Teil des (Leistungs )Sportsystems. Deshalb be-stehen große Unterschiede zwischen dem medial dargebotenen Sport und seiner sozialen Verfasstheit. Die Mitgliederzahlen der verschiedenen Sportverbände und individuelles Sporttreibens spiegeln sich nur ansatzweise in den reichweitenstärksten Medien. Darüber hinaus veranstalten Medienanbieter zunehmend auch eigene Events, die sich zwar sportlicher Logiken bedienen, aber nicht (mehr) auf den Strukturen des organisierten Sports fußen. Sie sind in erster Linie an medialer Verwertbarkeit und an Publikumspräferenzen ausgerichtet.
Über Konstruktionsprinzipen und Rezeption dieser Sportmedienrealität liegen bislang nur wenige Erkenntnisse vor. Unübersehbar ist eine Spektakularisierung und Dramatisierung im Mediensport. Dabei werden Einzelpersonen glorifiziert und nationale Leistungen betont. Sportlerinnen und Sportler werden zu Helden und Vorbildern aufgebaut – bei Niederlagen oder Fehlverhalten allerdings auch skandalisiert. Damit ist die Frage aufgeworfen, welche Werte des Sports (Fairness, Chancengleichheit) in den Medien thematisiert werden, welches Sportverständnis etwa bezogen auf Breitensport oder Behindertensport vorherrscht und welche Bilder vom Körper inszeniert wer-den.
Der Sport unterscheidet sich von anderen gesellschaftlichen Teilbereichen auch dadurch, dass hier eine sehr strikte und klare Trennung von Männern und Frauen als Voraussetzung sportlichen Wettkampfs stattfindet. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, soziale Konstruktionsprinzipien von Geschlecht in den Medien in besonderer Weise zu beobachten. Dies dürfte über die Marginalisie-rung des Frauensports in der Berichterstattung hinausgehen. Präsenz und Darstellung von Sportlerinnen im redaktionellen und werblichen Kontext sind (wenn auch selten offen sexistisch) von sexualisierter Stereotypisierung geprägt. Allerdings wird durch die Darstellung männlicher Athleten möglicherweise ebenso ein enges und konstruiertes Bild von Männlichkeitsvorstellungen geboten.