Interview mit Bausa

„[Mein Album] ist komplett fertig. Ich arbeite schon am nächsten Ding.“

Autor: Walter Schilling

 

 

Im März 2014 erschien über das Label Hitmonks Bausas EP Seelenmanöver. Seitdem kam leider nichts mehr Neues von ihm. Er veröffentlichte keine weitere EP, Mixtape oder Album, wodurch es mittlerweile sehr still um ihn geworden ist. An seinem musikalischen Talent kann es aber nicht liegen. In Seelenmanöver (hier kostenlos downloaden) sind sehr melodische Songs zu hören, auf denen er auch lyrisch viel zu bieten hat. Auf dem Hit Mond zum Beispiel hört man Bausa auf einem Beat, der dem Hörer sofort ins Ohr geht, während er über sein selbstzerstörerisches Verhalten rappt. Der in Bietigheim-Bissingen wohnende Rapper lieferte zum Album Russisch Roulette - den man Szeneintern schon jetzt als Klassiker bezeichnet - einen geilen Featurepart ab. Auch auf dem neuen Album von Rapsta Ah! überrascht er mit einem von ihm nicht zu erwartenden Part. Bausa ist heiss und man kann spüren, dass er zu mehr bereit ist. Er war in geselliger Runde und fröhlicher Stimmung, als ich ihn für das Interview traf.

Wie war das Feedback zu deiner EP Seelenmanöver?

Das Feedback war sehr gut. Ich bekam nur nette Nachrichten und gute Bewertungen dazu, was mich sehr gefreut hat. Es haben sich zwar nicht viele Leute geholt, aber es gab auch keine Promotion zur EP. 

 

In wie weit warst du an den Beats zu deiner EP beteiligt? 

Ich habe an den Beats intensiv mitgearbeitet. Bogie und ich haben zusammen fünf Beats produziert. Mir war es wichtig, die EP sehr melodisch zu gestalten und habe daran mitgearbeitet. Zwei weitere Beats steuerte Psai hinzu.

 

Wie kam es zum Signing bei Capos Label Hitmonks?

Caz hatte über Facebook Kontakt zu Capo gehabt und ihm Lieder von mir geschickt. Irgendwann rief er mich an, woraufhin ich ihn in Offenbach besucht habe. So kam der Vertrag zustande.

Was hast du dir dadurch erhofft?

Was ich mir erhofft habe? (Pause) Eine Millionen Euro, viele Nutten und Koks. Doch dann ist es ganz anders gekommen. 

 

Also heißt es erstmal kleinere Brötchen backen.

Ganz kleine. Finanziell geht gerade wenig. 

 

Du bist in Saarbrücken geboren, in Bietigheim bei Stuttgart aufgewachsen. Wie alt warst du bei deinem Umzug und warum sind deine Eltern damals umgezogen?

Ich war sieben Jahre alt als wir umgezogen sind. Mein Vater arbeitete bei Alcatel und wegen seinem Job mussten wir nach Stuttgart ziehen. Mittlerweile gibt es aber die Firma nicht mehr. 

 

Hast du noch Kontakte in Saarbrücken? Kommst du noch regelmäßig dorthin?

Klar, ich habe dort noch Familie und Freunde. Ich fahre mindestens zweimal im Jahr hin. 

 

Gefällt es dir im Großraum Stuttgart? Oder denkst du darüber nach umzuziehen? 

Mir gefällt es in Bietigheim. Ich kenne hier überall Leute, egal ob Bietigheim, Ludwigsburg oder Stuttgart. Ich habe so viele Menschen kennengelernt, mir viel aufgebaut und deswegen ist es so wie es ist in Ordnung. 

In deiner Biografie ist zu lesen, dass du früh erste Rapsongs produziert hast. Wann genau?

Mit 14 Jahren habe ich angefangen zu rappen. Es war anfangs nur Battlerap auf irgendwelchen Beats, die ich im Internet runtergeladen habe. 

 

Im Song Das Manöver sagst du „Wir wurden viel zu lange Missbraucht. / Aber statt zu rebellieren gehn’ wir saufen.“ Gegen was genau soll rebelliert werden?

Gegen die Umstände. Man kann es nennen wie man will. Ob nun System oder wachsende Ungerechtigkeit. Nehmen wir zum Beispiel die Leiharbeit. Das ist in meinen Augen Ausbeutung. Nur weil man damit einigermaßen über die Runden kommt, heißt es nicht, dass daran etwas gut ist.

 

Möchtest du das Prinzip der Leiharbeit näher erklären, falls es manche noch nicht kennen?

Das ist wie bei einer Nutte und ihrem Zuhälter. Als Leiharbeiter bist du die Nutte, die den ganzen Tag arbeitet. Dein Zuhälter, die Leihfirma, macht mit deiner Arbeit sehr viel Geld. Auf der anderen Seite hast du kaum Alternativen, wenn du nicht studiert hast oder derartiges. 

 

Wenn du als Arbeitsloser diese Jobs nicht annimmst, werden dir auch die staatlichen Zuschüsse gestrichen. 

Bei der Agentur für Arbeit werden dir meistens nur Leihfirmen vorgeschlagen. Entweder nimmst du sie an oder dein Arbeitslosengeld wird dir gestrichen. Du wirst dazu gezwungen, dort zu arbeiten.

„Das ist wie bei einer Nutte und ihrem Zuhälter. Als Leiharbeiter bist du die Nutte, die den ganzen Tag arbeitet.“

Kommen wir wieder zu deiner Musik. Auf deinem Song Mond lässt du im ersten Part Interpretationsspielraum darüber, an wen die Vorwürfe gerichtet sind. Der zweite Part dagegen ist ganz klar an dich selbst adressiert. Dort sagst du: „Sehen uns beim nächsten Blick in den Spiegel“. Hast du eine selbstzerstörerische Ader an dir?

Komplett! Ich ließ die Konsequenzen oftmals außer Acht und habe Scheiße von früh bis spät gebaut. Zwangsläufig kommt das Ganze auf dich zurück. Aber ich glaube, dass es vielen auch so geht. 

 

Bereust du manche deiner Taten rückblickend?

Bereuen? Weiß ich nicht. Das Wichtigste ist doch, dass man anfängt über sein Verhalten nachzudenken, sich zu ändern. Darum geht es in dem Song und eigentlich auf der ganzen EP.

 

Ist es mittlerweile so, dass du dich öfter reflektierst?

Damit habe ich nicht erst gestern angefangen. Aus dieser Selbstreflektion ist meine EP entstanden. Musikalisch ist das Thema für mich jetzt abgehakt. 

 

Deine neuen Songs gehen dann in eine andere Richtung?

Nicht zwangsläufig, ich will aber nicht auf jedem Song dasselbe erzählen. 

Auf dem Song Wer bist du aus Rapstas Album Ah! zeigst du dich von deiner Spitterseite. Seelenmanöver ist dagegen sehr melodisch. Du beherrscht beide Richtungen. Warum zeigst du dich solo mehr von der melodischen Seite?

Auf meinen eigenen Projekten versuche ich musikalischer ranzugehen. Rapstas ganzes Album geht voll in die Fresse, total in die Traprichtung. Da habe ich mich angepasst. Ich habe aber ein ganz anderes Ziel für meine eigenen Songs. Ich versuche etwas eigenständiges zu machen, was es noch nicht in Deutschland gibt. Rap mit Gesang und Melodien zu vermischen mache ich schon ewig. Man kennt es jetzt vielleicht von Cro, aber deswegen werde ich an meinem Stil nichts ändern. Warum soll ich mich auch nur auf das Rappen limitieren? Das macht keinen Sinn.

 

Wie weit bist du mit deinem neuen Album?

Es ist schon komplett fertig. Ich arbeite schon am nächsten Ding.

 

Wann kommt es raus?

Ich hoffe noch dieses Jahr. Es gibt noch viele Unklarheiten zum Album.

 

Woran hakt es im Moment?

Leider an so vielem, bis hin zum Vertrieb. Wenn es nur nach mir gehen würde, wäre es schon längst veröffentlicht. Aber zu einem Release gehören noch viele andere Leute dazu, die daran mitarbeiten und es umsetzen. Da muss man manchmal Geduld haben. 

 

Die letzten Worte gehören dir!

Ich wünsche mir von den Leuten, die mich in Stuttgart auf der Straße erkennen, dass sie mir 30 Euro zustecken, um damit ins Bohnenviertel [anmerk. d. Verf.: Rotlichtbezirk in Stuttgart] zu gehen.


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