EINIGE INFORMATIONEN

ÜBER DIE GESCHICHTE UND DIE GEGENWART

DER PROTESTANTISCHEN DOPPELGEMEINDE MALMEDY / ST. VITH

 

Bereits in der Reformationszeit, also im 16. Jahrhundert, gab es den Versuch einiger Christen in Malmedy, sich mit den neuen, reformatorischen Gedanken bekannt zu machen. Dazu luden sie zwei reformierte (schweizerisch reformierte) Prediger zu sich ein. Als die katholische Administration, der Fürstabt von Malmedy, davon unterrichtet wurde, intervenierte er mit äußerst harten Mitteln. Die beiden Prediger konnten gerade noch flüchten. Die reformatorisch interessierten Christen aber wurden in der Folgezeit derart bedrängt, so dass die meisten von ihnen (die Zahl ist unbekannt) ins Rheinland auswanderten. Damit war für lange Zeit die Reformation aus dem Gebiet verbannt. Neue reformatorische Versuche gab es erst wieder vom 18. Jahrhundert an. Seitdem konnten sich einige reformatorisch geprägte Christen hier festsetzen und halten. Die Gegend an sich blieb katholisch. So lebten die Malmedyer Protestanten von Anfang an in einer ausgesprochenen "Diaspora-Situation."

Im 19. und besonders im 20. Jahrhundert unterlagen die Protestanten in Malmedy und seiner Umgebung der Wechselhaftigkeit der Zeitgeschichte. Während es bis zum Ende des ersten Weltkrieges aufwärts ging, zumindest zahlenmäßig, brachte das Ergebnis dieses Krieges mit der neuen Grenzziehung - die Gegend Eupen-Malmedy-St. Vith kam 1920 zu Belgien - einen Bruch in der jungen protestantischen Tradition, von der sich die Protestanten in Ostbelgien bis heute nicht wirklich erholt haben. Die Gemeinde blieb fortan eine kleine Diasporagemeinde, die zeitweilig ihre Selbständigkeit behauptete, zeitweilig vom evangelischen Pfarramt in Eupen mitverwaltet wurde.

Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis 1944 war das Zentrum der protestantischen Gemeinde Malmedy/St. Vith in Sankt Vith. Dort stand ihre Kirche. Das Gebäude wurde am 24. /25. Dezember 1944 - und mit ihm 80 % der Stadt - durch amerikanische Bomben zerstört. Mehrere hundert Menschen kamen dabei ums Leben.

Die wenigen Protestanten, die nach Kriegsende in der Gegend verblieben waren, befanden sich seither auf der Wanderschaft. In Ermangelung einer eigenen Kirche versammelten sie sich in Schulen, ehemaligen Klöstern oder in privaten Wohnungen, bis sie schließlich in ihrem, seit 1894 bestehenden Malmedyer Pfarrhaus, das sie nach jahrzehntelanger Zweckentfremdung endlich zurückerhalten hatten, einen ständigen Gottesdienstraum einrichten konnten. 1960 erhielt die Doppelgemeinde Malmedy/St. Vith ihre Anerkennung durch den belgischen Staat und bekam damit ihre einstige Eigenständigkeit zurück.

Selbstverständliche war der Wunsch nach einer eigenen Kirche immer vorhanden, ließ sich aber lange Zeit nicht umsetzen. Doch dann konnte, nach ewigen Verhandlungen und langen Planungen, schließlich 1983 der Grundstein für eine neue Kirche gelegt werden. Als Baugrund wurde der Garten des Pfarrhauses in Malmedy verwendet. 1985 wurde der Bau fertiggestellt und die neue "Matthäus" - Kirche eingeweiht. Seither dient sie der Gemeinde als zentraler Gottesdienst- und Versammlungsort.

(Außen- und Innenansichten finden Sie links unter DIE KIRCHE (Öffnung dauert ein bisschen)

Seitdem Ardennen und Eifel sich mehr und mehr zu einem Tourismusmagneten entwickelt haben und besonders Malmedy zu einem touristischen Schmuckkästchen geworden ist, ist auch die protestantische Kirche in der Rue Abbé Peters zu einem immer stärker besuchten gottesdienstlichen Ort für Touristen aus aller Herren Länder aufgestiegen. Dank der modernen Kommunikationsmittel macht man sich kundig, meldet sich mitunter sogar zum Gottesdienstbesuch an und kann hin und wieder von Glück sagen, wenn sich noch ein Sitzplatz findet (es gibt nur 100). Sie ist auch eine Touristenkirche.

Charakteristisch für diese Diasporagemeinde sind – ihre Offenheit und ehrliche Herzlichkeit Gästen und Besuchern gegenüber – da ohnehin ständig mehrere Sprachen gesprochen werden, gibt es niemals Verständigungsschwierigkeiten – ihre Verlässlichkeit und Flexibilität nach innen und nach außen – und natürlich die Internationalität ihrer Mitglieder.

Eingedenk ihrer preußischen Wurzeln und ihrer regionalen Geschichte war und ist die Sprache der Gemeinde Deutsch.