Münster
(heute Stadtteil von Kelkheim im Taunus)

 


Steckbrief

Im ehemaligen Dörfchen Münster, dass seit 1938 zu Kelkheim gehört, gab es eine Kronberger Mühle und auch einen Kronberger Hof [2]. Der Kronberger Hof  bzw. sein Hofhaus befand sich an der Stelle, wo heute das Alte Rathaus steht. Ein Schlussstein aus der Kronberger Mühle mit dem Allianzwappen Kronberg/Sickingen ist heute an der Nordwand (Straßenseite) des Alten Rathauses als Spolie zu finden. Im Alten Rathaus steht im Foyer ein Kronberger Güterstein im Fußboden eingelassen. Die Jahreszahl 1591 sowie ganz oben  die Buchstaben F • v • C.  weisen auf Franz (Franziskus) von Kronberg (KS 43, † 1605).

 

Geschichtlicher Abriss

Ursprünglich war der Hof sowie ganz Münster Eigentum der Herrn von Eppstein-Münzenberg[7] aber 1457 verpfändet Gottfried IX. von Eppstein-Münzenberg den Hof und andere Einkünfte an den Grafen von Katzenelnbogen und hat es wenige Jahre später wieder ausgelöst[5]. 1492 verkaufte Gottfried IX. seinen Hof mit der Hälfte seiner Herrschaft an den Landgrafen von Hessen. Der tauschte den Hof wiederum 1587 mit Hartmut XIII. von Kronberg (KS 39) gegen deren Rechte in Nordenstadt. Seit dieser Zeit wird er als Kronberger Hof bezeichnet. 1608 erbaut sein Sohn, der kurmainzische Erzbischof Johann Schweickard (KS 45), in Münster eine Schule und im Gegenzug wird der Kronberger Hof von allen Gemeindelasten befreit[7]. Durch das Aussterben des Kronberger Geschlechts geht der Hof 1704 in den Besitz derer von Bettendorf und wird zum Bettendorfschen Hof. 1789 wird das ehemalige Kronbergsche Hofhaus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt – das neue Bettendorfsche Hofhaus. Im 18. Jhd. geht das Gut an die Gräfin von Coudenhoven und letztendlich 1812 an die Gemeinde Münster selbst. Seitdem wurde das ehemalige Hofhaus als Rathaus genutzt, was dem Haus seinen heutigen Namen einbrachte.

Heute gibt es weder den Kronberger Hof noch die ihre ehemalige Mühle. Sie wurde 1974 abgerissen. Auf einer Luftaufnahme von 1954 ist sie in ihrer Anlage zu sehen.1954-muenster-kronberger-muehle

 

Bezug zu den Herren von Kronberg

Die Kronberger hatten schon zeitig eine Beziehung nach Münster, da es sich in der Nachbarschaft von Kronberg befand. Frühester Kronberger in Münster war wohl Eberwin von Kronberg (KS 25), der 1309 als Bischof von Worms verstarb und im dortigen Dom beigesetzt wurde. Dokumentiert ist dies, da Emmerich von Schöneck, Scholasticus des Mainzer Domkapites, 1287 in einem Streit zwischen dem Stephansstift aus Mainz und dem damaligen Münsterer Pfarrer  Eberwin von Kronberg (KS 25) um den dortigen Zehnten zu Gunsten des Stifts entscheidet.

Vom 8. Oktober 1375 existiert ein Vertrag zwischen dem Edelknecht Heinrich von Kronberg (18a-11, einem Angehörigen der Graslockschen Linie) und Konrad Rabenhold über 24 Malter Korngeld aus Münster. 1387 verpfändet Heinrich (18a-11) seine Korngülte von Münster an Philipp von Falkenstein-Münster d.Ä..

1403 gibt es einen heftigen Streit zwischen Graf Diether von Katzenelnbogen einerseits und Heinrich von Erbenhausen sowie Johann „dem Älteren“ von Kronberg (KS 29) andererseits. Johann (KS 29) und Heinrich haben die Katzenelnbogische Mühle, das Haus und die Scheuern zu Münster und Kelkheim niedergebrannt und das Stroh nach Kronberg gebracht. Der Schaden wurde später auf 150 Gulden gesetzt.

Zu Neujahr 1429 beurkundet Erzbischof Konrad von Mainz, dass er Frank „dem Älteren“ von Kronberg (OS 61), der auch „der Reiche“ genannt wurde, für 10.000 Gulden unter anderem Münster zum Pfand gegeben hat [7; 1, Nr. 1428]. 1438 erwirbt Frank (OS 61) weitere Ackerflächen um Münster dazu.

muenster_kelkheim-schlussteinNun ist bis heute der Schlussstein mit dem Allianzwappen Kronberg/Sickingen erhalten, leider ohne Jahreszahl. Es zeigt heraldisch rechts das Kronberger Wappen mit der Krone in Feld 1 (Kennzeichnung des Kronenstamms) und daneben das Sickinger Wappen in Schwarz mit fünf silbernen Kugeln (2:1:2). Es besteht die Frage, ob dieser Stein aus der Kronberger Mühle oder dem Kronberger H

vermauerter Schlussstein in der Kronberger Mühle (1974)

vermauerter Schlussstein in der Kronberger Mühle (1974)

of stammt? Da Barbara von Sickingen, die Frau von Hartmut XIII. (KS 39) bereits am 1. März 1567[3] gestorben ist, muss der Stein älter sein. Den Kronberger Hof hat Hartmut XIII. (KS 39) aber erst 1587, also 20 Jahre nach dem Tod seiner Frau erhalten. In dieser Situation wäre ein solches Allianzwappen absolut unüblich. Also kann er nur von der Kronberger Mühle (vgl. Abb. im vorigen Abschnitt) stammen, die demnach schon lange vor dem Hof in Kronberger Besitz war. Bis 1974 war der Wappenstein als Spolie auf dem Kopf stehend in der südlichen Giebelwand der Kronbergschen Mühlenscheuer eingemauert. Dietrich Kleipa hat nicht nur das nebenstehende Foto damals kurz vor dem Abriss der Kronberger Mühle gemacht, sondern er war es auch, der sich für die Erhaltung des Steins, seiner Aufarbeitung und Installation im wiederhergestellten Alten Rathaus verwendet hat.

Hartmut XIII. von Kronberg (KS 39)  tauschten 1587 das an Ludwig IV., Landgraf von Hessen-Marburg gefallene Hofgut gegen seine Rechte in Nordenstadt ein. Die Geschichte des Hofgutes ist im obigen Abschnitt erläutert.

muenster-ehem-guetersteinIn der Erbaufteilung am 6. Oktober 1591 nach dem Tod von Hartmut XIII.  (KS 39) wird dieser Besitz in Punkt 8[1, Nr. 865] als „Stall und Keller in Münster“ aufgeführt. Der Besitz fällt offensichtlich hauptsächlich an Franz von Kronberg (KS 43, † 1605), der seinen Besitz prompt durch das Aufstellen von Gütersteinen kennzeichnete. Einer dieser Steine ist bis heute erhalten geblieben und im Alten Rathaus von Münster (Kelkheim) im Foyer zu sehen. Dahinter befindet sich eine Wand mit Fliesen, die Objekte aus dem alten Münster zeigen. U.a. den Güterstein. Bevor er aber diesen Platz bekam, war er bis 1994 im Giebel der alten Schule in einer Höhe von ca. 8m eingemauert (vgl. schwarz-weiss-Abbildung links)[5]. Der Kelkheimer Stadtarchivar Dietrich Kleipa hat für dessen Bergung und die Neuaufstellung im Alten Rathaus gesorgt.

muenster-kelkheim-foyer-altes-rathaus

Aus den Einwohnerlisten von 1609 (1595-1650) vom kurmainzischen Amt Höchst-Hofheim geht hervor, dass Ulrich (FS 80), der verstorbene Franz (KS 43), sein verstorbener Vater Hartmut XIII.  (KS 39) sowie der damals 10-jährige Adam Phillipp von Kronberg (KS 49 und späterer Reichsgraf) jeweils eine Anzahl an Leibeigenen in Münster hatten. Dies zeigt, wie die die Kronberger Familie als Ganerbengemeinschaft ihr Eigentum gemeinsam sicherte und verwaltete.

1660 überlässt der Kurfürst von Mainz die Vogtei Münster Kraft Adolf Otto, Graf von Kronberg und Hohengeroldseck (KS 54) als Mannlehen[5]. 1691 wird sein Besitz in Münster in einem Besitzverzeichnis mit „Gut und 6 Hufen Land“ bezeichnet[1, Nr. 2477]. Nach dem Ableben von Kraft Adolf Otto (KS 54) geht der Besitz in Münster im Juli 1692 an den Letzten Kronberger – Johann Nikolaus, Graf von Kronberg (KS 55)[1, Nr. 2481]. Zu dieser Zeit waren offensichtlich schon alle Söhne von Kraft Adolf Otto (KS 54) verstorben, außer Adolf Wilhelm von Kronberg (KS 54e). Er fällt 1738 in einer Schlacht vor Belgrad[1, S. 963], ist aber 1692 nicht erbberechtigt, da er ein uneheliches Kind seines Vaters war, der aber trotzdem seinen Namen trug. Nach dem Tod von Johann Nikolaus (KS 55) und dem damit verbundenen Ende der Kronberger Familie geht der Besitz 1704 an Adolf Johann Carl von Bettendorf (KS 53d-1, 1641-1717) über, dem ältesten Sohn von Maria Margarete, Freiin von Kronberg (KS 53d), die seit 1637 mit Peter Johann Christoph von Bettendorf verheiratet war[2; 3].

 

 


Quellen:

Besonderen Dank geht an dieser Stelle an den Kelkheimer Stadtarchivar Herrn Dietrich Kleipa. In unermüdlicher Kleinarbeit hat er alle Informationen sowie Bildmaterial zu Münster uns hier zur Verfügung gestellt.

 

  • [1] Die Herren von Kronberg und ihre Reichslehen 1189 – 1704 (Regestensammlung), Wolfgang Ronner, ISBN 3-7829-0507-5
  • [2] Die von Kronberg und ihre Frauen, Wolfgang Ronner, 1992, ISBN 3-7686-6035-5
  • [3] Die von Kronberg und ihr Herrensitz, Ludwig Freiherr von Ompteda, Frankfurt a.M., 1899
  • [4] Herbstblätter Kelkheim, Nr. 35/2015, Geschichte des „Alten Rathauses“ in Kelkheim-Münster, Dietrich Kleipa
  • [5] Aufzeichnungen von Dietrich Kleipa

Weblinks:

  • [6] http://www.lagis-hessen.de/img/ga/s3/24.jpg Karte der Grafschaft Hessen-Marburg 1567-1604)
  • [7] http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/6/sn/ol?q=M%C3%BCnster
  • [8] https://de.wikipedia.org/wiki/Hessen-Marburg

 

Bildquellen:

  • eigene Aufnahmen
  • Dietrich Kleipa (schwarz-weiss Photos)

Hier noch einige Ansichten von Münster: