Armee-Korps

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Kaiser-Parade des IX. Armeekorps, 1904.jpg

Ein Armee-Korps (AK) oder einfach nur Korps (franz. corps, „Körper(schaft)“; von lat. corpus, „Körper“) ist ein militärischer Großverband des Heeres aus mehreren Divisionen beziehungsweise Brigaden und zusätzlichen Korpstruppen. Es besteht aus mehreren Waffengattungen und umfaßt in modernen Heeren 40.000 bis 80.000 Soldaten. Heute sind Korps teilweise nur operative Planungs- und Führungsstäbe, zumeist wie in der NATO von mehreren Nationen gebildet, die nur im Bedarfsfall etwa zwei bis drei Divisionen führen. Ein Korps wird von einem Kommandierenden General im Dienstrang eines Generalleutnants, in der Schweiz Korpskommandant, geführt. Der übergeordnete Großverband eines Korps ist die Armee, geführt von einem „Armeeoberkommando“ (AOK) mit seinem „Oberbefehlshaber“ (OB), untergeordneter Großverband ist die Division. Das Korps unterstützt die ihm unterstellten Großverbände mit Korpstruppen. Eine Armee oder Armeegruppe besteht aus mehreren Korps, während die Heeresgruppe aus mehreren Armeen oder Armeegruppen besteht.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünglich konnte der Begriff Korps (zumeist in Deutschland noch Corps geschrieben) eine beliebig große Formation von speziellen Einheiten bezeichnen (z. B. Expeditionskorps). Korps wurde oft sowohl für Armee als auch für den korrekten Begriff Heer verwendet. Ein freies bzw. unabhängiges Heer wurde auch Freikorps, ihre Angehörigen auch Freischärler genannt.

Die moderne Einteilung in Armeekorps hat ihren Ursprung in den Koalitions- und Befreiungskriegen gegen Napoleon Bonaparte. Es gab auch in der Preußischen Armee Infanteriekorps aus mehreren Infanteriedivisionen sowie einer Kavallerie- und einer Artilleriereserve und Kavalleriekorps aus mehreren Kavalleriedivisionen. Die Blücher-Armee (zuweilen noch vor der Aufstockung auch Korps „Blücher“ genannt) war ein Heer, welches aus vier Korps bzw. Armeekorps bestand. Auch die taktisch kluge Aufteilung führte zum Sieg im Sommerfeldzug von 1815.

Man faßte dann in den Streitkräften Deutschlands die größte schon im Frieden vorhandene Gefechtseinheit eines Heeres zu Armeekorps zusammen, im Krieg bildeten dann mehrere Armeekorps eine Armee. In den Kriegen 1866 (Deutscher Krieg) und 1870/71 (Deutsch-Französischer Krieg) wurden die Vorteile gerade bei der Sicherheit und Schnelligkeit der Aufstellung so deutlich, daß bald alle europäischen Staaten Armeekorps aufstellten.

In der Friedensgliederung des Heeres bis 1914 bestand ein deutsches Armeekorps meist aus zwei Divisionen und den Spezialwaffen (Jäger, Fußartillerie, Pioniere, Verkehrstruppen, Meldereiter, Train). Es stand unter der Führung eines Kommandierenden Generals im Rang eines Generals der Infanterie oder Generals der Kavallerie, seltener eines Generalleutnants. Es war die höchste militärische Befehlsstelle des deutschen Heeres im Frieden, abgesehen von Armee-Inspekteuren, denen aber keine Befehlsbefugnis zustand. Diese durften lediglich Besichtigungen durchführen. Im Kriegsfall waren sie dann als Armee-Oberkommandierende vorgesehen. Jedes Armeekorps hatte einen eigenen Korpsbezirk, in dem es für die Rekrutierung, Mobilmachung und Militärverwaltung verantwortlich war. Eine Sonderstellung hatte im deutschen Kaiserreich das preußische Garde-Korps (Armeekorps mit eigener Gliederung), das keinen eigenen Rekrutierungsbezirk hatte, sondern seinen besonders ausgesuchten Personalersatz aus allen preußischen Armeekorpsbezirken erhielt.

Zum Generalkommando gehörten der Generalstab, die Adjutantur, die Militärintendantur, ein Sanitätsamt, ein Oberkriegsgericht, ein evangelischer und ein katholischer Militäroberpfarrer sowie ein nebenamtlicher (Ober-)Rabbiner, der Korpsstabsveterinär und ein Bekleidungsamt.

Ein mobiles Armeekorps war besonders zusammengesetzt: Es bestand aus allen Truppengattungen und war mit Verwaltungs- und Sanitätsbehörden, Verkehrstruppen, Feldpost, Feldbäckerei, Train etc. derartig ausgerüstet, daß es jederzeit zu einer selbständigen Tätigkeit befähigt war. Es gliederte sich typischerweise in zwei (in einigen Staaten drei) Infanteriedivisionen. Die zugeteilte Kavallerie betrug meist eine Brigade zu zwei Regimentern. In einigen Ländern war die Kavallerie dauerhaft gleichmäßig auf die Infanteriedivisionen verteilt. Mehr als eine Kavalleriebrigade dauernd im Kriege dem Armeekorps zuzuteilen, war nur in der russischen Armee üblich. Ebenso war die Artillerie fast stets nur zum Teil den Armeekorps zugeteilt. Meist stand sie zur Verfügung des Korpskommandos oder war eben als Reserveartillerie verfügbar. In Deutschland fehlte eine Korpsartillerie, der General bildete sie im Bedarfsfall.

Preußische Armeekorps

Alpenkorps.jpg
VII. Korps.jpg
XIX. Armee-Korps.jpg

1900 bestanden 17 preußische Armeekorps (daneben drei bayerische mit separater Numerierung, zwei sächsische und ein württembergisches). Einem Armeekorps unterstanden in der Regel zwei Divisionen. Die Gesamtstärke eines Armeekorps betrug 1.554 Offiziere, 43.317 Mann, 16.934 Pferde und 2.933 Fahrzeuge. Die Divisionen umfaßten in der Regel zwei Infanteriebrigaden zu je zwei Regimentern, zwei Kavallerieregimenter zu vier Schwadronen und eine Feldartilleriebrigade zu zwei Regimentern. Ein Infanterie-Regiment bestand normalerweise aus drei Bataillonen, welche aus je vier Kompanien bestanden, pro Regiment also zwölf Kompanien.

Daneben standen einem Armeekorps als Korpstruppen ein bis zwei Fußartillerieregimenter, ein Jägerbataillon, ein bis zwei Pionierbataillone, ein Trainbataillon sowie teilweise verschiedene weitere Verbände, wie beispielsweise ein Telegraphenbataillon, ein bis zwei Feldpionierkompanien, ein bis zwei Sanitätskompanien, Eisenbahnkompanien usw. zur Verfügung.

In Friedenszeiten war die höchste Führungs-, Ausbildungs- und Verwaltungsebene das Armee-Korps. Die Überwachung aller Maßnahmen der Armee-Korps oblag den Armee-Inspizienten, die in Vertretung des Obersten Kriegsherrn ausschließlich Inspektionsrecht bis in die unterste Ebene, aber keinerlei Führungsaufgaben hatten. Insbesondere bei den jährlichen Manövern traten die Armee-Inspizienten in Erscheinung. Dafür wurde das Heer in Armee-Inspektionen mit zugeteilten Armee-Korps gegliedert. Ursprünglich waren fünf, 1914 dann acht Inspektionen vorhanden. Im Kriegsfall wurden diese Inspektionen in Armeen umgegliedert.[1] Der Stab bestand aus dem Armee-Inspizienten, einem Generalstabsoffizier sowie gegebenenfalls aus einem Adjutanten und einem weiteren Offizier; der Sitz war am jeweiligen Wohnort des Armee-Inspizienten.

Daneben existierten noch die General-Inspektionen und Inspektionen der Waffengattungen, die sich um waffengattungsspezifische Angelegenheiten (Ausrüstung, Remontierung usw.) zu kümmern hatten. Bei der Kavallerie bestanden im Frieden keine Korps, nur eine Division, die Garde-Kavallerie-Division. Bei der Mobilmachung des Kaiserlichen Heeres zum Ersten Weltkrieg wurde die Kavallerie in Heereskavallerie und Divisionskavallerie aufgeteilt. Jedes Armeekorps hatte seinen eigenen Ersatzbezirk, aus dem der Personalbedarf zum allergrößten Teil gedeckt wurde.

Inspektion Standort inspizierte Armeekorps
I. Armee-Inspektion Hannover,
ab 1900 Berlin,
ab 1914 Danzig
1871: I. Armee-Korps, II. Armee-Korps, IX. Armee-Korps, X. Armee-Korps
ab 1906: I. Armee-Korps, II. Armee-Korps, IX. Armee-Korps, X. Armee-Korps, XVII. Armee-Korps
ab 1914: I. Armee-Korps, II. Armee-Korps, XVII. Armee-Korps
II. Armee-Inspektion Dresden,
ab 1906 Meiningen,
ab 1914 Berlin
1871: V. Armee-Korps, VI. Armee-Korps, XII. Armee-Korps
ab 1906: V. Armee-Korps, VI. Armee-Korps, XII. Armee-Korps, XIX.Armee-Korps
ab 1914: Garde-Korps, XII. (1. Kgl. Sächsisches) Armee-Korps, XIX. (2. Kgl. Sächsisches) Armee-Korps
III. Armee-Inspektion Darmstadt,
ab 1906 Hannover
1871: VII. Armee-Korps, VIII. Armee-Korps, XI. Armee-Korps
ab 1906: VII. Armee-Korps, VIII. Armee-Korps, XI. Armee-Korps, XIII. Armee-Korps, XVIII. Armee-Korps
ab 1914: IX. Armee-Korps, X. Armee-Korps
IV. Armee-Inspektion Berlin,
ab 1906 München
1871: III. Armee-Korps, IV. Armee-Korps
zugeteilt I. Bayerisches Armee-Korps, II. Bayerisches Armee-Korps
ab 1906: III. Armee-Korps, IV. Armee-Korps
zugeteilt I. Bayerisches Armee-Korps, II. Bayerisches Armee-Korps
ab 1914: III. Armee-Korps
zugeteilt I. Bayerisches Armee-Korps, II. Bayerisches Armee-Korps, III. Bayerisches Armee-Korps
V. Armee-Inspektion Karlsruhe 1871: XIV. Armee-Korps, XV. Armee-Korps
ab 1906: XIV. Armee-Korps, XV. Armee-Korps, XVI. Armee-Korps
ab 1914: IX. Armee-Korps, XV. Armee-Korps
ab 1908
VI. Armee-Inspektion
Stuttgart IV. Armee-Korps, XI.Armee-Korps, XIII. (Kgl. Württembergisches) Armee-Korps
ab 1913
VII. Armee-Inspektion
Saarbrücken XVI. Armee-Korps, XVII. Armee-Korps, XXI. Armee-Korps
ab 1914
VIII. Armee-Inspektion
Berlin XI. Armee-Korps, XVIII. Armee-Korps, XX. Armee-Korps

Armeekorps der Wehrmacht

Die Stärke eines Korps schwankte zwischen zwei und fünf Divisionen, meistens drei Divisionen. Bei Kriegsbeginn hatten die Korps fest zugeteilte Korpstruppen (Nachrichten-Abteilung, Artillerie-Regiment, 2-3 Pionier-Bataillone, Versorgungstruppen, Feldgendarmerie). Nach 1940 hatten die Korpsstäbe nur noch die Nachrichten-Abteilung, schwache Versorgungstruppen und die Feldgendarmerie fest zugeteilt, alles andere wurde nur fallweise unterstellt.[2]

Zum Zeitpunkt der Mobilmachung am 26. August 1939 bestanden 15 Generalkommandos, vier Korpskommandos der motorisierten Truppen und drei Generalkommandos der Grenztruppen. Die Generalkommandos umfaßten sowohl die Armeekorps als auch die Wehrkreise, in denen die Wehrersatzorganisation sowie die ortsfesten Einrichtungen territorial zusammengefaßt waren und die sich über das gesamte Gebiet des Deutschen Reiches erstreckten. Bei der Mobilmachung wurden in den Wehrkreisen stellvertretende Generalkommandos gebildet, die dem Ersatzheer unterstanden. Die Tabelle zeigt den letzten Stand des Friedensheeres vor der Mobilmachung.[3]

Armeekorps Hauptquartier Divisionen
I* Königsberg 1. Inf.-Div. (ID), 11. ID, 21. ID
II* Stettin 12. ID, 32. ID
III* Berlin 3. ID, 23. ID
IV* Dresden 4. ID, 14. ID
V* Stuttgart 5. ID, 25. ID, 35. ID
VI* Münster 6. ID, 16. ID, 26. ID
VII* München 7. ID, 27. ID, 1. Geb.-Div. (GD)
VIII* Breslau 8. ID, 18. ID, 28. ID
IX* Kassel 9. ID, 15. ID
X* Hamburg 22. ID, 30. ID
XI* Hannover 19. ID, 31. ID
XII* Wiesbaden 33. ID, 34. ID, 36. ID
XIII* Nürnberg 10. ID, 17. ID, 46. ID
XIV Magdeburg 2. ID (motorisiert), 13. ID (mot.), 20. ID (mot.), 29. ID (mot.)
XV Jena 1. leichte Division, 2. leichte Division, 3. leichte Division
XVI Berlin 1. Pz.-Div. (PD), 3. PD, 4. PD, 5. PD,
XVII* Wien 44. ID, 45. ID
XVIII* Salzburg 2. GD, 3. GD
XIX Wien 2. PD, 4. leichte Division
Eifel# Bonn
Saarpfalz# Kaiserslautern
Oberrhein# Baden-Baden
* Gleichzeitig Wehrkreis; # Generalkommando der Grenztruppen

Siehe auch

Fußnoten

  1. Das kleine Buch vom deutschen Heere, Verlag von Lipsius & Tischler, Kiel und Leipzig 1901, S. 24 ff.
  2. Die Armeekorps (Zweiter Weltkrieg)
  3. Friedrich Stahl: Heereeinteilung 1939. Dörfler, ISBN 3-89555-338-7
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