Jede hundertste Frau in Europa wird an Gebärmutterhalskrebs erkranken

Das humane Papillomavirus (HPV) ist die primäre Ursache für Gebärmutterhalskrebs. Es handelt sich um eine hochgradig ansteckende Infektion, die durch sexuellen Kontakt oder Hautkontakt übertragen wird. Mehr als drei Viertel der sexuell aktiven Frauen infizieren sich irgendwann in ihrem Leben mit dem Virus. Es gibt über 100 Typen von HPV, doch nur zwei von ihnen – die Typen 16 und 18 – sind für 70% aller Krebsfälle verantwortlich. Der HPV-Impfstoff ist zu nahezu 100% zur Prävention der persistenten HPV-Infektionen wirksam, die Gebärmutterhalskrebs verursachen.

Zahl der krebsbedingten Todesfälle in der Europäischen Region rückläufig

Dank der größeren Verbreitung von Gebärmutterhalsuntersuchungen und aufgrund von Verbesserungen in der Behandlung ist die Zahl der Todesfälle infolge von Gebärmutterhalskrebs in den vergangenen 30 Jahren gesunken. In diesem Zeitraum verringerte sich die Mortalitätsrate bei Frauen aller Altersgruppen erheblich (um 31%); besonders ausgeprägt war der Rückgang für die Altersgruppe der über 65-Jährigen (um 48%). Für Frauen unter 65 Jahren fiel der Rückgang der Mortalität mit 23% deutlich geringer aus.

Trotz dieser Zugewinne stirbt immer noch eine von 25 000 Frauen in der Europäischen Region der WHO an Gebärmutterhalskrebs. Damit ist dieser nach wie vor die zweithäufigste Krebsart bei Frauen in der Altersgruppe von 15 bis 44 Jahren. Angesichts der technischen Möglichkeiten und des heutigen Entwicklungsstandes in unserer Region haben die Frauen ein Anrecht auf einen wirksamen Schutz vor dieser Krankheit. Eine Einführung des HPV-Impfstoffs in größerem Umfang in Verbindung mit Früherkennungsuntersuchungen bietet die Chance zu einer weiteren Senkung der Mortalitätsraten, insbesondere bei jüngeren Frauen.

HPV-Impfstoffe

In der Europäischen Region werden zwei Typen von HPV-Impfstoff verwendet, die beide eine Infektion und Erkrankung mit den HPV-Typen 16 und 18 verhindern. Der Impfstoff wird in einer Impfserie von drei Dosen verabreicht. Er weist ein gutes Sicherheitsprofil auf, das aus Tests mit zehntausenden Menschen vor seiner Einführung resultiert.

Seit der Zulassung des Impfstoffs wurden über 100 Mio. Dosen in Umlauf gebracht. In der Regel wird er an Mädchen im Alter von 11 bis 12 Jahren verabreicht, da seine Wirkung vor einer ersten Exposition gegenüber dem Virus, d. h. bevor ein Mädchen sexuell aktiv wird, am höchsten ist.

Einführung des HPV-Impfstoffs in der Europäischen Region

Bisher haben insgesamt 21 Länder der Europäischen Region der WHO den HPV-Impfstoff eingeführt. Sieben von ihnen (Dänemark, Italien, Luxemburg, Portugal, Spanien, Schweiz, Vereinigtes Königreich) haben bereits Impfraten von über 80% erreicht.

Das WHO-Regionalbüro für Europa bietet den Ländern fachliche Unterstützung im Hinblick auf evidenzbasierte Entscheidungen über die Einführung des HPV-Impfstoffs sowie bei der Bewertung der Kosten einer solchen Einführung in Verbindung mit Frühuntersuchungen an und kann auch bei der Bewertung der Eignung schulischer Impfprogramme sowie ggf. deren Erweiterung um HPF-Impfungen behilflich sein.

Das Regionalbüro leistet auch Hilfestellung bei der Auswertung der Folgen der Einführung des HPV-Impfstoffs, aber auch bei der Erreichung bzw. Aufrechterhaltung hoher Impfraten nach Aufnahme in die Routineimpfprogramme.

Durch ihren Globalen Beratenden Ausschuss für Impfstoffsicherheit überprüft die WHO regelmäßig die Sicherheit von Impfstoffen wie dem HPV-Vakzin.

Abgestimmtes Vorgehen gegen Gebärmutterhalskrebs

Die WHO befürwortet einen umfassenden Ansatz für die Prävention, Früherkennung und Behandlung von Gebärmutterhalskrebs. Dieser erfordert die Bereitstellung wirksamer Interventionen für Frauen im gesamten Lebensverlauf, also schon ab dem Kinderalter. Zu diesen Maßnahmen gehören eine Aufklärung der Bevölkerung, soziale Mobilisierung, HPV-Impfung, Früherkennungsuntersuchungen, Behandlung und Palliativversorgung. Um dies zu gewährleisten, müssen die nationalen Gesundheitsprogramme (insbesondere in den Bereichen Immunisierung, Reproduktionsgesundheit, Krebsbekämpfung und Gesundheit von Jugendlichen) eng mit geeigneten Organisationen und Partnern zusammenarbeiten.

Auch für geimpfte Frauen sind Früherkennungsuntersuchungen (sog. „PAP-Tests“) noch erforderlich, um jene 30% der Gebärmutterhalskrebsfälle zu verhindern, gegen die der HPV-Impfstoff nicht wirkt.