CEO im Interview: Dr. Hans-Friedrich Breithaupt

7 Fragen & 7 Antworten - persönlich, authentisch, unterhaltsam

Im Interview-Format „Fragen an den Geschäftsführer/die Geschäftsfüherin" stellen wir Geschäftsführer/innen und ihre Unternehmen vor. Auf sieben Fragen werden Antworten auf wesentliche Einstellungen und Meinungen gegeben; persönlich, authentisch und unterhaltsam. Das Interview führte Frau Syring, Pressereferentin des Arbeitgeberverbandes HESSENMETALL Nordhessen.

Heute im Interview: Dr. Hans-Friedrich Breithaupt. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der F.W. Breithaupt & Sohn GmbH & Co. KG in Kassel.

Herr Dr. Breithaupt, seit wann besteht Ihr Unternehmen, wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie und was bietet das Unternehmen?

 Das Unternehmen F. W. Breithaupt & Sohn besteht seit 1762, also seit weit mehr als 250 Jahren. Ein Unternehmen diesen Alters, stets an einem Ort geblieben, stets unter der Führung einer Familie, stets dem Feld der Winkelmessung verschrieben und dem zentralen Kriterium maximaler Qualität folgend, findet sich nur sehr selten. Die Anfänge in der Astronomie fanden schnell Ergänzung im Markscheidewesen, der Landvermessung, der Gleisvermessung, der Topographie, Geologie, Meteorologie und der Industrievermessung. In den meisten dieser Felder bietet das Unternehmen seit Generationen praxisgerechte Produkte und Lösungen höchster Qualität und Präzision.
Unabhängig davon, ob die Position von Gleisen ermittelt, Bruchwände vermessen, geologische Strukturen charakterisiert oder Maschinenbestandteile zueinander ausgerichtet werden müssen, bieten wir unseren Kunden weltweit maßgeschneiderte Lösungen.

Das Unternehmen entwickelt und produziert heute inhabergeführt in achter Generation hochwertige Präzisionsmessinstrumente für verschiedenste Anwendungen sowie individuelle Leistungen und Sonderlösungen in den Bereichen Feinmechanik, Optik, Optronik und Mechatronik für Kunden in über 140 Ländern.

Dabei sind wir ein modernes und innovatives Unternehmen mit hoher Wertschöpfung und mit vielen jungen Mitarbeitern, die gleichzeitig die aus der langen Unternehmensgeschichte resultierenden Werte weiter tragen.

Wie sind Sie zum Geschäftsführer geworden?

Unsere Familie war und ist eng mit dem Unternehmen verbunden, so dass ich schon von Kindesbeinen an viel Einblick in den Reiz und die Herausforderungen unternehmerischen Handelns bekommen habe. Schon zu Schulzeiten habe ich angefangen, Dinge zu organisieren und voran zu treiben; dies hat sich dann in Studium und Promotion fortgesetzt. Auch im Rahmen meiner unternehmensberaterischen Tätigkeit habe ich es stets geschätzt, aus Eigeninitiative und eigenem Antrieb Prozesse und Produkte im Sinne des Kunden zu entwickeln. Der Schritt ins Familienunternehmen war klar bestimmt dadurch, diese gesammelten Erfahrungen in ein Unternehmen einbringen zu können, das viel der eigenen Identität darstellt, darüber hinaus aber auch eigene Prägung erlaubt und annimmt.

Was schätzen Sie daran, Geschäftsführer zu sein?

Die Freiheit zu haben, für eigene Ideen und Strategien einzutreten, diese konsequent und unabhängig verfolgen zu können und eine Organisation zu formen, die gerne für diese Ideen arbeitet und sie kundenorientiert verfolgt und bereichert.

Wie viel Freizeit haben Sie und was machen Sie damit?

Wie jeder Unternehmer auch "habe" ich keine Freizeit, aber für meine Familie und insbesondere meine drei Kinder nehme ich sie mir und erlebe aktiv und voller Freude mit, wie sie heranwachsen. Mit ihnen bin ich gerne in Kassel und der Region unterwegs, in der es auch nach vielen Jahrzehnten immer noch viel zu entdecken gibt. Ich bewege mich gerne draußen, egal ob wandernd, in Laufschuhen oder auf dem Fahrrad.

Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für unsere Region und haben Sie Lösungsansätze?


Nachdem sich in den letzten Jahren viele Aspekte in der Region zum ausnehmend Positiven verändert haben, ist es nun an allen in Nordhessen ansässigen Unternehmen und Institutionen, den Wettbewerb der Regionen um Fachkräfte, Unternehmensniederlassungen, Forschungszentren und -programme aktiv miteinander zu gestalten. Ich stelle regelmäßig fest, wie überrascht unsere Lieferanten und Kunden sind, wenn sie die Region zum ersten Mal in ihrem Erfolg und ihrer Vielfalt wahrnehmen. Nordhessen scheint ein Hidden Champion zu sein, der noch viel aktiver kommuniziert, vernetzt und ausgebaut werden muss. Die Vernetzung scheint mir in anderen Regionen weiter fortgeschritten, hier sind die hiesigen Institutionen gefragt, gleichzeitig aber auch die Unternehmen, die die Angebote dann auch wahrnehmen und nutzen müssen.

Als lebenswerte Region kann Nordhessen punkten, dennoch ist zur Anwerbung und Bindung von Fachkräften eine verstärkte Verbindung von Unternehmen und Bildungs- bzw. Fortbildungsinstitutionen vonnöten. Dies hat nicht nur dahingehend Relevanz, um gute Fachkräfte hervorzubringen, sondern vielmehr darin, diesen im Laufe ihrer unternehmerischen Karrieren berufsbegleitend immer wieder passende praxisgerechte Weiterbildungsangebote zu bieten.

Wie wir gemeinsam mit anderen regionalen Unternehmen nun gemeinsam die Girls´ Day Akademie gestalten, um Nachwuchskräfte für die Berufsbilder unserer Branche zu begeistern, müssen noch viel mehr Angebote, vor allem auch für junge Menschen, deren schulischer Abschluss in Gefahr ist, geschaffen werden, um alle jungen Menschen der Region fit für eine Tätigkeit in einem hiesigen Unternehmen zu machen.

Warum sind Sie Mitglied im Arbeitgeberverband geworden und was schätzen Sie besonders am AGV?


Mein Engagement im AGV gründet sich auf dem Anspruch, aber auch der Erfahrung, dass Verbände nur dann richtig gute Arbeit leisten, wenn sie aktiv von ihren Mitgliedern in ihrer Arbeit begleitet werden. Der AGV eröffnet eben diese Möglichkeit, Ideen gemeinsam zu erarbeiten und zu diskutieren. Der bereits angesprochene Netzwerkgedanke ist im AGV gelebte Praxis und die arbeitsrechtliche und arbeitswissenschaftliche Beratung sind hervorragend. Über den lokalen Verband hinaus zeigt sich in der Arbeit im Mitgliederrat in Frankfurt, dass gemeinsame Initiativen aus dem AGV heraus gehört werden und Eingang in überregionale Aktivitäten finden.

Wie könnte man Ihrer Meinung nach den Unternehmergeist bei Jugendlichen wecken?

In der Schule und in Freizeitangeboten müssen Möglichkeiten geschaffen werden, dass Kinder und Jugendliche sich in unternehmerischen Rollen ausprobieren können. Es muss früher Angebote geben, in denen Kinder und Jugendliche Verantwortung für sich und andere übernehmen, sich organisieren und ihre Ziele präsentieren und diskutieren müssen. Nur wer über solche Übungen an sich feststellt, dass er/sie aus Ideen Pläne und Organisation werden lassen kann, aus denen wiederum ein Erfolg resultiert, wird den Reiz des Unternehmertums realisieren. Die Feststellung aus dem Mannschaftssport, dass aus Einsatz, Verantwortung und Risiko bei richtigem und nachhaltigem Vorgehen, Erfolg, Anerkennung und realisierte Chancen resultieren, ist auf viele Bereiche in der Schule und in der Ausbildung übertragbar. An die Präsentation von Erfolgstypen, „die es geschafft haben“, glaube ich weniger als an das moderierte Heranführen an die oben genannten eigenen Erfahrungen. Auch aus einem misslungenen Projekt kann bei guter Moderation ein positiver Lernerfolg in Richtung Unternehmertum entstehen. Damit sind Projekte wie M+E "Meine Zukunft" nicht nur wertvoll für das Gewinnerteam, sondern für alle beteiligten Auszubildenden.

Vielen Dank, Herr Dr. Breithaupt!

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