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Kurfürstentum und Fürstbistum Mainz

Große Gebiete des heutigen Unterfrankens (Aschaffenburg) und auch Teile von Thüringen (Erfurt) gehörten zum Herrschaftsbereich des Fürstbistums Mainz. Daher darf in diesem Wappenverzeichnis das Mainzer Wappen nicht fehlen.

Beschreibung
Das Wappen der Stadt Mainz zeigt zwei sechsspeichige silberne Räder, die durch ein Kreuz verbunden sind, auf rotem unten rundem Schild.

Bedeutung
Nach einer volkstümlichen Deutung hat Erzbischof Willigis (975-1011), angeblich der Sohn eines Wagners, das Rad zum Trotz gegen den Spott des Adels über seine bescheidene Herkunft angenommen.
Eine archäologische Hypothese sieht das Wappenrad in der Nachfolge des Sonnenrades des keltischen Gottes Mogo, der Namenspatron des römischen Moguntiacum war. Die christliche Deutung interpretiert das Rad als Entwicklung aus dem Christusmonogramm in griechischer Sprache und beruft sich dabei auf Radmotive der Münzen des Mainzer Erzstifts (10. bis 13. Jhd.)

Geschichte
Das einzelne silberne Rad mit fünf bis acht Speichen auf rotem Grund war seit dem 13. Jhd. das Wappen des Mainzer Erzstifts und Kurstaates. Für die Stadt verdoppelte man das Rad. Die mit einem Kreuz verbundenen Räder standen im 14 Jhd. noch senkrecht. Das Doppelrad bestand bis zum Ende des Kurstaats 1792, 1811 wurde es mit den napoleonischen Zeichen versehen. Es hatte dann verschiedenen Übergangsformen bis es Großherzog Ernst Ludwig von Hessen 1915 der Stadt in der Form des 16.bis 18. Jhds neu verlieh.

Aus dem Sagenschatz der Gebrüder Grimm:
Das Rad im Mainzer Wappen
Im Jahre 1009 wurde Willegis, ein frommer und gelehrter Mann, zum Bischof von Mainz gewählt; er war aber von geringer, armer Herkunft und sein Vater ein Wagnersmann gewesen. Des haßten ihn die adligen Tumherren und Stiftsgenossen, nahmen Kreide und maleten ihm verdrießweise Räder an die Wände und Türen seines Schlosses; gedachten ihm damit eine Schmach zu tun. Als der fromme Bischof ihren Spott vernahm, da hieß er einen Maler rufen; dem befahl er, mit guter Farbe in alle seine Gemächer weiße Räder in rote Felder zu malen, und ließ dazusetzen einen Reim, der sagte: "Willegis, Willegis, denk, woher du kommen sis." Daher rührt, daß seit der Zeit alle Bischöfe zu Mainz weiße Räder im roten Schild führen. Andere fügen hinzu, Willegis habe, von Demütigkeit wegen, ein hölzernes Pflugrad stets an seiner Bettstätte hängen gehabt.

Die Wappen der Fürstbischöfe Kurfürsten und Erzkanzler des Reiches hatten an den Stellen 1 und 4 das Wappen von Mainz und an den Stellen 2 und 3 das der Familie des Fürstbischofs. Siehe hier zum Beispiel Fürstbischof von Cronberg.

Quelle: Johann Siebmachers Wappenbuch

Hier noch eine Sonderform mit dem Mainzer Rad als Herzschild:

Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, nacheinander Kurfürst und Fürstbischof von Trier und Mainz und Hochmeisterdes Deutschen Ordens aus dem Hause Wittelsbach (Pfalz-Neuburg).
Entsprechend seiner Herkunft finde wir als Grundwappen das Wappen des Herzogtums Pfalz-Neuburg, über das ein erstes geviertes Herzschild für das Bistum Worms (1 und 4 Schwarz mit Schindeln Gold, ein schräglinks aufwärts gestellter Schlüssel Silber), für die gefürstete Propstei Ellwangen (2 Silber, eine Prälatenmütze Gold), und für das Fürstbistum Breslau (3 geteilt Gold Rot, oben ein Adler Schwarz belegt mit einer Mondsichel Silber, unten sechs Lilien 3:2:1) gelegt wurde. Über alles dann das Großkreuz und Herzschild des Hochmeisters des Deutschen Ordens. Das Herzschild finden wir abermals mit einem weiteren Herzschild belegt, in dem das Mainzer Rad für die Kurfürstenwürde von Mainz zu sehen ist.

Karl Joseph von Erthal, Kurfürst und Fürstbischof Mainz, Fürstbischof von Worms und Hochmeister des Deutschen Ordens.

Berthold von Henneberg, Kurfürst und Fürstbischof Mainz.

Anselm Franz von Ingelheim, Kurfürst und Fürstbischof Mainz.

Weitere Beispiele:

Der letzte Kurfürst von Mainz war Carl Theodor von Dalberg, welcher dann für einige Zeit als Fürstprimas des Rheinbunds, Erzbischof von Regensburg und Großherzog von Frankfurt etc. regierte. Er hat in seine Wappen als Fürstprimas auch das Mainzer Rad übernommen.

Weitere Info:
Johann Siebmachers Wappenbuch
Aschaffenburger Wappenbuch