Der Selige Clemens August Kardinal von Galen (1878 - 1946)

Das soll mein Wahlspruch sein, das soll uns allen Richtschnur sein: Nicht Menschenlob, nicht Menschenfurcht soll uns bewegen. Aber das Lob Gottes zu fördern sei unser Ruhm; selbst in heiliger Gottesfurcht zu leben sei unser beharrliches Streben.

 

Kardinal von Galen, der Stifter St. Clemens-Kirche, wurde am 9. Oktober 2005 von Papst Benedikt XVI. selig gesprochen und  gehörte als "Löwe von Münster" zu den führenden Figuren des christlichen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.

Er wurde am 16. März 1878 auf der Burg Dinklage in Oldenburg als Spross eines alten westfälischen Adelsgeschlechts geboren. Als 11. von 13 Kindern wuchs er in der Geborgenheit einer gläubigen Familie auf. Nach Studien der Philosophie, Geschichte und Literatur in Freiburg (Schweiz) trat er 1899 in das Jesuiten-Konvikt Canisianum in Innsbruck und wurde nach weiteren Studien in Münster am 28. Mai 1904 in Münster zum Priester geweiht.

Clemens August Kardinal von Galen

Nach einer kurzen Tätigkeit als Domvikar und als Kaplan seines Onkels Maximilian Gereon Graf von Galen, des Weihbischofs von Münster, arbeitete er seit 1906 als Kaplan in der Kirche St. Matthias am Winterfeldtplatz und Präses des Gesellenvereins in Berlin. Ein Jahr später, im Jahre 1907,  führt von Galen bereits Grundstücks-Verhandlungen für ein neues Gesellenhaus und erwirbt ein Grundstück am Anhalter Bahnhof, das Gelände der heutigen St. Clemens-Kirche. Er lässt sich seinen Erbteil auszahlen, um 45.000 Goldmark für den Bau eines Gesellenhauses mit Wohnraum für 200-400 Menschen zur Verfügung stellen zu können. Den Rest seines Erbteils stiftet er für den Bau kirchlicher Gebäude seiner Pfarrei.

Die dem heiligen Clemens-Maria Hofbauer geweihte Kirche St. Clemens wird nahezu komplett von ihm finanziert. 1911 wird von Galen der erste Seelsorger von ihm gestifteten St. Clemens-Kirche. Nach einigen Jahren als Curatus an St. Clemens wurde er 1919 Pfarrer von St. Matthias in Berlin-Schöneberg. Er erlebte die schwere Zeit des 1. Weltkrieges, die Wirren der Nachkriegszeit und einen großen Teil der Weimarer Zeit. Die Diasporasituation in der Großstadt Berlin stellte ihn vor große pastorale Anforderungen. Mit reichen Erfahrungen einer säkularisierten Gesellschaft und der Berliner Diaspora kehrte er 1929 nach Münster zurück und übernahm als Pfarrer die Seelsorge an der Stadt- und Marktkirche St. Lamberti in Münster.

Clemens August Kardinal von Galen

Nach dem Tod von Bischof Johannes Poggenburg wurde Clemens August Graf von Galen zum Bischof von Münster ernannt. Am 28. Oktober 1933 empfing er die Bischofsweihe. Er wählte als Wahlspruch das Wort Nec timore, nec laudibus, ("Weder Lob noch Furcht", aus der Liturgie der Bischofsweihe ).

Bischof Clemens August von Galen gehörte zu den Bischöfen, die Papst Pius XII. im Januar 1937 nach Rom einlud, um mit ihnen über die Situation in Deutschland zu sprechen und das Weltrundschreiben mit „brennender Sorge“ vorzubereiten, indem er das Nationalsozialistische Regime vor der Weltöffentlichkeit anklagte. Zum „Löwen von Münster“ wird er im Juli und August 1941, als er in drei berühmt gewordenen Predigten deutlich Stellung gegen den Mord an Behinderten im Dritten Reich bezieht. Darin wandte er sich gegen die Übergriffe des Staates und forderte Recht auf Leben, auf Unverletzlichkeit und auf Freiheit seiner Bürger. Er geißelte scharf die Tötung des so genannten "lebensunwerten Lebens“.

Clemens August Kardinal von Galen

Für die Nazis wird von Galen zur Gefahr. Durch seinen Druck stellen sie ihr Euthanasieprogramm zeitweilig ein. Überlegungen, den Bischof zur Warnung anderer öffentlich zu hängen, hat Goebbels beendet. Der Reichspropagandaminister wollte sich die Abrechnung mit von Galen für die Zeit nach einem Endsieg aufheben. Während des Krieges könne das Dritte Reich keinen katholischen Märtyrer gebrauchen.

Die Staatsmacht fühlte sich ins Mark getroffen und wollte Bischof Clemens August festnehmen und töten lassen. Doch wurde andererseits befürchtet, dass dann die katholische Bevölkerung für die Dauer des Krieges abgeschrieben werden könne. Es bedrückte den Bischof tief, dass an seiner statt 24 Weltpriester und 18 Ordensgeistliche aus der Diözese Münster ins Konzentrationslager gebracht wurden und 10 von ihnen ums Leben kamen.

Am 18. Februar 1946 wurde Bischof Clemens August durch Papst Pius XII. in das Kardinalskollegium berufen. Es war eine Ehrung für seine unerschrockene Haltung in der Zeit des Nationalsozialismus. Im überfüllten Petersdom jubelte man ihm, dem „Löwen von Münster“, zu als er aus der Hand des Papstes die Kardinalswürde entgegennahm. Am 16. März 1946 wurde Kardinal von Galen bei seiner Rückkehr nach Münster von einer großen Volksmenge begeistert empfangen. Vor den Trümmern des zerstörten Domes hielt er seine letzte Ansprache. Am Tag darauf erkrankte er und starb am 22. März 1946. Seine letzte Ruhe fand er in der Ludgeruskapelle des zerstörten Domes.

Kardinal von Galen kann uns auch heute noch ein Vorbild sein und ist insbesondere im Münsterland aber auch in Berlin unvergessen. Um mit den Worten Papst Johannes Pauls II. zu sprechen: "Kardinal von Galen hat selbst unerschrocken das Wort Gottes verkündet. Zugleich aber hat er auch gelebt, was er verkündete." Und Papst Benedikt XVI. ruft uns auf:"Genau dies ist die stets aktuelle Botschaft des Seligen von Galen: Der Glaube beschränkt sich nicht auf ein privates Empfinden, das man gegebenenfalls verheimlicht, wenn es unbequem wird, sondern er erfordert Konsequenz und Zeugnis auch in der Öffentlichkeit zugunsten des Menschen, der Gerechtigkeit und der Wahrheit."


Weiterführende Links:

Biographie Kardinals von Galen (Vatikan)

Biographie von Galens auf der Seite der Gedenkstätte Yad Vashem
Predigt Papst Johannes Pauls II. auf dem Domplatz in Münster 1987

Predigt Papst Benedikt XVI. auf dem Petersplatz zum Angelus am 9. 10. 2005  

Predigt Kardinal Martins im Petersdom zur Seligsprechung Kardinals von Galen am 9. 10. 2005

 

Bildnachweise:

Abb Oben: Mit freundlicher Genehmigung des Aschendorff Verlags
Abb. Mitte: Privatarchiv Johanna Gräfin von Westphalen
Abb. Unten: Die Abbildung entstammt der Bildersammlung des Bistumsarchivs Münster, der Urheber ist Gustav Albers