NPD-Parteitag in Büdingen: Kampfkandidatur um ersten Listenplatz
BÜDINGEN - Ein mindestens zwiespältiges Bild bot die NPD bei ihrer Bundesvertreterversammlung zur Aufstellung der Liste für die Europawahl. Während einige sich offen eine radikalere Sprache der Partei fordern, versuchen andere, unter anderem der Vorsitzende Frank Franz auch bürgerlichere Wähler anzusprechen. Dadurch kam es unter anderem zu einer Kampfkandidatur um den ersten Listenplatz.
Franz sprach von "einer schwierigen Phase in der Partei." Die Mitgliederzahlen seien stagnierend bis leicht fallend und lägen derzeit bundesweit bei etwa 4000. Probleme bereiten der NPD auch andere Parteien, die im rechtsextremen Umfeld Wähler gewinnen wollen. Franz nannte als Beispiel die Rechte.
Nach dem Ende des Verbotsverfahrens scheinen die radikaleren Kräfte in der NPD Aufwind zu bekommen. Deutliches Zeichen dafür ist, dass der mehrfach wegen Volksverhetzung und Holocaustleugnung vorbestrafte frühere Parteivorsitzende Günter Deckert gegen den bisherigen NPD-Vertreter im Europaparlament Udo Voigt kandidierte. Dieser hatte zuvor in seinem Bericht seine Arbeit dargestellt und insbesondere seine guten Internationalen Beziehungen betont.
Deckert kritisierte Voigt dagegen, weil die NPD in dessen Heimat Bayern gar nicht erst zur Landtagswahl angetreten sei und in Hessen nur ein sehr schlechtes Ergebnis erreicht habe. "Heute sind wir ein politisches Nichts", trauerte Deckert alten Zeiten nach und ließ Beispiele seiner Arbeit als "Propagandachef" durch die Reihen gehen. Er warnte vor der "Gefahr der ethnischen und völligen Auslöschung unseres Volkes".
Voigt, der sich unter anderem damit verteidigt hatte, dass er "seit 1998 mit dem Hauptwohnsitz in der Reichshauptstadt Berlin gemeldet sei", sicherte sich letztlich mit 88 von 106 Delegiertenstimmen überraschend deutlich den ersten Listenplatz. Er erklärte, dass die NPD daran arbeite, "dass die Bundesrepublik Deutschland genau so ins Geschichtsbuch wandert, wie die Deutsche Demokratische Republik. Diese Sprachwahl und dass er damit kokettierte, dass die Zahl 88 ihn verfolge, zeigt, dass auch er das Stimmenpotenzial am äußersten rechten Rand nicht brach liegen lassen will.