Die Europäische Union steckt in der tiefsten Krise ihrer Geschichte. Im März verlässt mit Grossbritannien erstmals ein Mitgliedstaat die EU, und der Euro, der eigentlich den geeinten Kontinent symbolisieren soll, hat die südeuropäischen Volkswirtschaften von den Wohlstandsregionen nördlich der Alpen eher abgekoppelt. Die Franzosen demonstrieren gegen ihren europhilen Präsidenten, während sich die Osteuropäer gegen jeden weiteren Souveränitätstransfer nach Brüssel wehren. Die Kritik an der EU ist so allgegenwärtig, weil deren Mängel wie Bürgerferne und Demokratiedefizit so offenkundig geworden sind. Ungeachtet dessen ist die Europäische Union das Resultat einer faszinierenden Geschichte. Vor allem der Gründungsperiode nach dem Zweiten Weltkrieg haftet etwas Heroisches an. Mutige, idealistische Politiker rauften sich gegen alle Wahrscheinlichkeit zusammen. In einer fünfteiligen Serie erinnert die Weltwoche an diese bewunderungswürdige Gründungsphase, erzählt von Jürg Altwegg, der seit Jahrzehnten in Genf für deutschsprachige Medien über Frankreich schreibt, also ein durch und durch europäisches Leben lebt, der die EU kennt und ihre Geschichte. (WW)