Symbolbild: Schafe weiden auf einer trockenen Weide. (Bild: dpa/Martina Raedlein)
Audio: Antenne Brandenburg, 11.07.2018, Interview mit Mark Mennle | Bild: dpa/Martina Raedlein

Kein Futter auf ausgedorrten Weideflächen - Trockenheit treibt Schafe frühzeitig zum Schlachter

Es ist trocken auf den Wiesen und Feldern in Brandenburg. Für manche Schafe hat das katastrophale Folgen: Die Tiere haben nichts zu knabbern, sind dünn - und müssen frühzeitig zum Schlachter. Für die Wintervorräte sieht es auch schlecht aus.

Wenn Brandenburgs Schafe jetzt die trockenen Halme abknabbern, könnte es ihr letztes Mal sein. Viele Tiere sind dürr, finden nichts Grünes mehr auf den Wiesen - und die Aussichten auf den Herbst und Winter sind noch magerer. Die ersten Schäfer schicken darum jetzt ihre untergewichtigen Tiere zum Schlachter.

Schäfermeister Mark Mennle aus Pritzwalk (Prignitz) sagte am Mittwoch dem rbb, er habe bereits ein Drittel seiner 600 Mutterschafe und alle Lämmer verkaufen müssen: "Beim Futter sieht es ganz dramatisch aus, ich habe 90 Hektar im Grünland Totalausfall, da steht kein grüner Halm mehr", so Mennle im Gespräch mit Antenne Brandenburg.

Der Ertrag für seinen frühen Verkauf sei mager, denn die Tiere hätten lediglich die Hälfte des normalen Schlachtgewichts. Allein dieser Notverkauf seiner mageren Lämmer sorge bei ihm für Einbußen von etwa 18.000 Euro.

Immer weniger Schafe und Schafhalter in Brandenburg

Auch die ersten Regenfälle in den Nachtstunden von Dienstag auf Mittwoch nach langer Trockenheit könnten die Futternot der Weidetierhalter nicht lindern, prognostiziert Mennle. Es brauche jetzt schon über mehrere Wochen ergiebige Regenfälle, damit sich die Weiden nachhaltig erholen könnten, so der Schäfer. Fruchtbare Sommerwiesen seien auch wichtig, um über den Herbst und in den Winter zu kommen.  

Die Schafhaltung im Land geht nach Angaben des Landesamtes für Statistik bereits seit Jahren zurück. Hintergrund dafür sind nach Angaben der Statistiker vermutlich vor allem die zurückgehenden Förderungen für den Naturschutz, von denen die Schäfer profitieren. So gab es im vergangenen Jahr mit rund 69.000 (2016: rund 73.000) Schafen so wenige Schafe wie nie zuvor seit der Erfassung. Insgesamt registrierten die Statistiker dabei knap 250 Schafhalter im Land und damit ebenfalls einen klaren Rückgang.

Bund und Land verweisen auf Erntebilanz zum Sommerabschluss

Unter der seit Monaten anhaltenden Trockenheit leidet die Land- und Feldwirtschaft vor allem im Nord- und Ostdeutschland. Während im Obstanbau wohl keine Beeinträchtigungen der Ernte erwartet werden, schadet die extreme Trockenheit besonders dem Getreide- und Rapsanbau.

Zwar hatte zuletzt auch die Politik betont, dass sie auf die Ertragsausfälle aufgrund der Trockenheite genau schauen würden, doch stehen dabei meist die Landwirte und die Ernte im Fokus der Politik. Streit gibt es dabei auch um die Zuständigkeiten. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) betronte etwa, dass für Hilfsmaßnahmen bei regionalen Extremwetterereignissen -  zu denen sie auch die extreme Trockenheit zählt - die Länder zuständig sein. Eine erste Bilanz der Schäden kündigte Klöckner für August an.

In Reaktion auf Entschädigungen für die Trockenheitseinbußen in der Landwirtschaft hatte in der vergangenen Woche Brandenburgs Landesregierung erklärt, sie plane bislang keine finanziellen Trockenheitshilfen für Bauern. Allerdings werde man nach Abschluss der Ernte über Existenzhilfen für bedrohte Bauern entscheiden, hieß es weiter. Wegen der extremen Trockenheit rechnen Brandenburgs Landwirte mit Ernteausfällen zwischen 20 und 50 Prozent.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.07.2018, 9 Uhr

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2 Kommentare

  1. 2.

    In Österreich würde das Bundesheer jetzt Winterfutter aus den Regionen wo die Ernte gut war in die Regionen schaffen, wo es kein Winterfutter zu ernten gab.

    Warum kann in Deutschland die Landwirtschaftsverwaltung nicht einfach pragmatisch und schnell reagieren?
    Warum müssen in Deutschland erst so lange Kompetenzen hin- und hergeschoben werden, bis es nichts mehr zu retten gibt?

    Ohne Schaftritt gäbe es keine Deichsicherheit. Dafür könnten die Hinterlieger bzw. deren Verwaltungen auch bitte etwas tun.

  2. 1.

    Bin mal gespannt was der Klimawandeln noch so bringen wird.

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