(Ne)tzwerk (R)assismus (a)n (S)chulen

In unserer Alltagssprache benutzen wir alle regelmäßig Begriffe, über deren Ursprung und deren Auswirkungen wir uns nicht bewusst sind. Es ist daher wichtig, immer wieder zu reflektieren, wie wir tatsächlich sprechen und was wir eigentlich gerne sagen wollen. Einige Beispiele wollen wir hier skizzieren:

Was können wir praktisch tun?

Der Schlüsselpunkt ist: Menschen müssen sich bewusst machen, dass Sprache kein unveränderliches oder neutrales Etwas ist. Es muss uns allen klar werden, dass Sprache sich verändert, und dass man auf die Veränderung bewusst Einfluss nehmen kann - genauso, wie die verwendete Sprache auch Einfluss hat auf die Gesellschaft, in der wir leben. Ich habe im Gespräch schon öfter die Erfahrung gemacht, dass das schwierig sein kann. Oft hilft es konkrete Beispiele zu geben von Begriffen, die wir heute nicht mehr verwenden, und dass man das natürlich auch bewusst steuern kann. Wichtig ist vor allen Dingen, nicht müde zu werden, genau hinzuhören, wenn etwas rassistisch ist, und das deutlich anzusprechen. Dies gilt natürlich für alle - nicht nur Diskriminierte, ganz im Gegenteil. Langfristig würde ich mir natürlich auch wünschen, dass eine kritische Auseinandersetzung mit Sprache in die Lehrerausbildung aufgenommen und damit auch in Schulen systematisch thematisiert würde.” (Zitat: Adibeli Nduka-Agwu)

"Zigeuner"
gilt als Schmähwort, das im Mittelalter entstand und auf das Volk der Roma angewandt wurde. Auch wenn nicht gesichert ist, dass der Bedeutungsursprung tatsächlich so negativ ist, steht der Begriff "Zigeuner" jedoch für Jahrhunderte der Verfolgung bis hin zu dem Völkermord an Hunderttausenden während der NS-Zeit. Fest seht auch, dass "Zigeuner" für die meisten Sinti und Roma eine schlimme Beleidigung darstellt. Auch wenn viele die Bezeichnung "Zigeuner" nicht böswillig meinen, stellt es eine Unhöflichkeit dar, Menschen anders zu bezeichnen, als ihnen selbst recht ist. Wer sein Schnitzel "Zigeunerschnitzel" nennen möchte, soll es tun, jedoch Menschen bitte so nennen, wie es ihr Eigenname ist: "Sinti", "Roma" und "Jenische".” (Quelle: Initiative Dialog)

“Türke mit deutschem Pass”
“hier wird sofort das "Deutschsein" der Beschriebenen hinterfragt, gar geleugnet. Dabei sind das eigentlich Formulierungen, von denen ich gehofft hatte, dass sie im Jahr 2010 längst überwunden wären. Vielen Menschen fehlt aber nach wie vor das Bewusstsein dafür, was Sprache sagt, mit welchen Wendungen sie Dinge anerkennt oder nicht anerkennt. Weiterhin sind viele Ausdrücke oder Formulierungen rassistisch, die gar nicht als Beleidigung gemeint sind. Wenn etwa jemand formuliert "Wie Adibeli und andere Ausländer finden…" - da wird mir mal mit einem Handstreich meine Staatsbürgerschaft abgesprochen! Natürlich wurde kein "schlechtes" Wort gesagt, aber die Ausgrenzung ist da, unabhängig von der Intention.” (Quelle: Rassismus auf gut Deutsch)

“Farbiger”
“Manche vorgeblich gutmeinende Leute beharren interessanterweise auf der Unterscheidung zwischen hellhäutigen Schwarzen und dunkelhäutigen Schwarzen und outen sich indirekt als Rassisten indem sie aufmunternd sagen "och, du bist doch gar nicht RICHTIG schwarz" (ganz als solle man das als Kompliment auffassen). Die einzelnen Bezeichnungen dafür, wie hell- oder dunkelbraun (wo ist die Grenze?) oder zu wie viel Prozent "rein" Schwarzer oder weißer „Abstammung“ jemand sei, sind Relikte aus der noch nicht sehr lange zurückliegenden Zeit der Rassentrennungspolitik und führen zu nichts als künstlichen Unterscheidungen. Diese Unterscheidungen gingen früher mit einer Politik unterschiedlicher "Wert-Einstufungen" der Menschen einher, eine Ideologie, die sich heute ein wenig subtiler fortsetzt. Die Folgen davon sind die Schwierigkeiten von heute. Da "Unterschiede zwischen hell-schwarz und dunkel-schwarz“ ausschließlich dafür konstruiert wurden, um Zwiespalt und Divergenzen hervorzurufen, und da sie eher ein verzweifeltes und künstliches Relikt aus der Zeit der Versklavung und Kolonialisierung sind, sind solche Einstufungen und Kategorisierungen nicht nur wahllos, sondern auch gefährlich. Auf den französischen Antillen beispielsweise nennt man noch heute Schwarze Kinder, die ein weißes Elternteil haben und „hellhäutig genug“ aussehen, "sauvé", "gerettet"! Hellhäutigkeit ist bei diesen Kategorisierungen zumeist direkt verbunden mit mehr sozialen Privilegien, „besserer“ Entsprechung der Schönheitsideale und stellt damit eine Fortführung der kolonialen Einteilung von Menschen aufgrund ihres phänotypischen Aussehens dar. Die Aussage „Du bist doch gar nicht richtig schwarz“ ist also ein bedauerlicher Irrtum und eher eine Beleidigung, denn wer in unserer Gesellschaft sehr wohl als Schwarze(r) wahrgenommen wird und dadurch mit diversen Widrigkeiten zu kämpfen hat, braucht bestimmt nicht oben drauf noch eine solche exzentrische Ansicht. Es gibt noch einen anderen Grund dafür, dass der Begriff "farbig" nicht okay ist: Es klingt so, als sei weiß quasi der "Normalzustand", die "Ausgangsposition" und als sei ein "Farbiger" sowas wie ein "angemalter" oder "eingefärbter" Weißer (dass die evolutionäre Wirklichkeit wie auch die der Proportionalitäten der Weltpopulation eine ganz andere Sprache sprechen, ist hinlänglich bekannt).” (Quelle: Der Braune Mob)

“Jude”
“Ich bin noch Schüler und in meiner Klasse beschimpfen sich manche immer mit ,, du Jude'' usw. Unsere Klassenlehrerin ist schon darauf aufmerksam geworden, aber das hilft nicht. Es passiert trotzdem immer wieder. Ich finde es ziemlich unangenehm, da ich selbst Jude bin. Ich weiß nicht was ich tuen soll.” (Quelle: Netz-Gegen-Nazis Forum)

Klischees und Stereotype in Schulbüchern 

“In österreichischen Schulbüchern werden zwar offene Diskriminierungen vermieden, Rassismus abgelehnt und fixe Rollenbilder von Männern und Frauen hinterfragt. Dennoch werden Stereotype vermittelt. Zu diesem Schluss kommt ein eben erschienenes Buch der beiden Sozial- und Kulturanthropologinnen Christa Markom und Heidi Weinhäupl. Beispiele für die Stereotypen: die Überlegenheit Europas, "ein Afrika" voller Armut und Bürgerkrieg, der Islam als totalisierende Kraft und die zur ausufernden Sexualität neigenden Homosexuellen.” Quelle: Science at ORF

© NeRaS   disclaimer