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Kolumne

Papa-Blog:
Die grosse Kinderüberraschung

Wer Kinder bekommt, verliert die Kontrolle über sein Leben – oder meint das zumindest.
Roger Berhalter
Achtung Kinder! Nicht nur auf dem Fussgängerstreifen muss man mit allem rechnen. (Bild: Plakatausschnitt bfu)

Achtung Kinder! Nicht nur auf dem Fussgängerstreifen muss man mit allem rechnen. (Bild: Plakatausschnitt bfu)

Die Plakate begegnen einem in diesen Tagen auf Schritt und Tritt. «Achtung: Kinder überraschen. Rechnen Sie mit allem!», steht da in grossen Buchstaben. Mit der Kampagne zum Schulbeginn wollen die Polizei und die Beratungsstelle für Unfallverhütung Autofahrer daran erinnern, dass ihr Gefährt eben auch Kinder verletzen oder töten kann.

Doch die Plakate sagen noch mehr. «Kinder überraschen. Rechnen Sie mit allem!»: Dieser Slogan bringt ziemlich genau mein Leben als junger Vater auf den Punkt. Seit ich Kinder habe, werde ich ständig überrascht und rechne mit allem.

Schon als Babys überraschen einen die Kleinen andauernd. Sie füllen die Windel zum ungünstigsten Zeitpunkt, greifen sich verschluckbare Kleinteile oder wecken einen nachts mit Geschrei. Später krabbeln sie davon, kaum lässt man sie aus den Augen, sie ziehen sich am Lampenständer hoch oder holen sich Narben an Ecken und Kanten. Es war in der Tat eine Überraschung, als mein Sohn einmal aus einem Loch im Kopf blutete.

Keine Kissenschlacht in der Küche

Früher meinte ich, ich hätte alles im Griff und unter Kontrolle. Jedenfalls hatte ich mein kinderloses Leben auf die eigenen Bedürfnisse massgeschneidert. Dann kommt das erste Baby und zerreisst diese fein gewobene Struktur. Fortan gehören Überraschungen zum Alltag, man ist ständig auf etwas gefasst und merkt, dass man nichts mehr im Griff hat.

Heute weiss ich: Ich hatte mein Leben gar nie unter Kontrolle, das war nur eine Illusion. Gut, gewisse Dinge kamen früher nicht vor. Als Erwachsener kennt man ja die Risiken und weiss zum Beispiel, dass eine Kissenschlacht in der Küche keine gute Idee ist, oder dass man mit der Schere in der Hand nicht Fangis spielen sollte. Damit rechnet man wirklich erst dann, wenn Kinder da sind.

Aber auch Erwachsene überraschen. Vielleicht habe ich eine tödliche Krankheit, die morgen diagnostiziert wird. Vielleicht katapultiert mich nächste Woche ein Autofahrer in den Rollstuhl («Ich sitze unschuldig», so der Slogan einer weiteren aktuellen Plakat-Kampagne). Vielleicht bin ich schon bald arbeitslos, weil niemand mehr für die Zeitung bezahlen will. Alles kann passieren, mit oder ohne Kinder. Lassen wir uns überraschen.

Roger Berhalter lebt mit seiner Frau und den zwei Söhnen (5 und 7 Jahre) in der Stadt St.Gallen. Er teilt sich mit seiner Partnerin die Erwerbs- und Hausarbeit. Am Backofen aber ist er der Chef.

Nächste Woche schreibt Martin Oswald über das Chicken-Nuggets-Dilemma.

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