In Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern Europas wird mit den sogenannten Stolpersteinen an die Opfer der Nazi-Diktatur erinnert.
In Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern Europas wird mit den sogenannten Stolpersteinen an die Opfer der Nazi-Diktatur erinnert. Nun hat der Initiator des Projekts, der Künstler Gunter Demnig, in Memmingen den 75-tausendsten Stolperstein verlegt.
Jubiläumsstein für die Familie Rosenbaum
Der Jubiläumsstein und ein weiterer Stolperstein erinnern nun an das Schicksal der jüdischen Familie Rosenbaum, berichtete der Verein Stolpersteine in Memmingen. Die Steine werden vor dem früheren Wohnhaus von Martha und Benno Rosenbaum verlegt.
Die Nazis hatten während des Pogroms am 10. November 1938 die Wohnung der wohlhabenden Familie Rosenbaum verwüstet, als die Eheleute nicht anwesend waren. Das Paar floh 1941 nach Montevideo, in die Hauptstadt Uruguays. Dort brachte sich der Mann drei Jahre später um. Nach Angaben des Memminger Vereins hat es Benno Rosenbaum nicht ertragen, dass er seine Geburtsstadt Memmingen verlassen musste.
"Erinnern notwendig für wehrhafte Demokratie"
Auch der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Ludwig Spaenle, war bei der Aktion vor Ort. Erinnern sei notwendig für eine wehrhafte Demokratie, so Spaenle. "Mit jedem Stolperstein werden wir an ein Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Die Schicksale dieser Menschen dürfen uns nicht einerlei sei. Ganz gleich, welche Form der Erinnerung wir wählen: Erst durch den Namen und Informationen über das Leben werden sie auch Vorübergehenden ins Bewusstsein kommen. Und mit ihren Namen auch das größte Unrecht, das unter deutschem Namen jemals geschehen ist.“
Mehr als 100 Stolpersteine in Memmingen
In Memmingen werden seit 2014 Stolpersteine verlegt, mittlerweile sind mehr als 100 Stück im Stadtgebiet zu finden. Die Steine werden mit einer kleinen Messingplatte versehen, die biografische Angaben über die Opfer enthalten. Dann werden die Stolpersteine vor früheren Wohnhäusern von Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen und Widerstandskämpfern eingelassen.
Ein europaweites Projekt
Demnig arbeitet seit den 1990er Jahren an dem Stolperstein-Erinnerungsprojekt. Laut dem Künstler gibt es die Miniatur-Denkmäler in mehr als 20 Ländern Europas. In Deutschland sind sie Demnig zufolge in 1.250 Gemeinden verlegt.
Kritik an den Stolpersteinen
Für 120 Euro kann jeder eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Steins übernehmen. Kritiker sehen es deswegen auch als Geschäftsmodell. Und es gibt noch weitere Kritik an der Aktion des Künstlers, der lange im Raum Köln lebte und nun im hessischen Alsfeld wohnt: So hat sich die Stadt München offiziell gegen die Verlegung von Stolpersteinen entschieden. Begründung: Die Namen von Nazi-Opfern sollen nicht mit Füßen getreten werden.
Sie sollen an die Opfer der Nazi-Diktatur erinnern: die Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig. Nun hat er in Memmingen den 75-tausendsten Stein verlegt. Eine Langzeit-Projekt, das auch Kritiker hat.