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„Kriege gehören ins Museum“

Pünktlich zum 100. Jahrestag des tödlichen Attentats auf Franz Ferdinand in Sarajevo findet sich mit dem Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) nun auch Österreichs umfangreichste Sammlung zum Ersten Weltkrieg wieder im heimischen Ausstellungskalender. Bis zum 28. Juni war das Wiener Museum um Spannung bemüht - erst zur Eröffnung wurde erstmals der Vorhang gelüftet und ein Blick in die runderneuerten Hallen gewährt.

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Riesige Kanone

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Deutlich wurde dabei: Ungeachtet der Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse samt neuen Schwerpunkten „abseits der Front“ ist das HGM auch weiterhin, was es immer war, und bietet zum Ersten Weltkrieg auf der nun 1.400 Quadratmeter umfassenden Ausstellungsfläche ein Sammelsurium an Waffen, Uniformen und militärischen Ausrüstungsgegenständen

Uniform von Franz Ferdinand, die er bei dem Attentat getragen hatte

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Nach rund zwei Jahren Bauzeit sind aber nicht zuletzt auch die wohl symbolträchtigsten Objekte des folgenschweren Sarajevo-Attentats und damit auch die bekanntesten Ausstellungsstücke des Hauses wieder der breiten Öffentlichkeit zugänglich

Ausstellungsansicht

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Darunter findet sich die Uniform, die Franz Ferdinand bei seiner verhängnisvollen Fahrt durch Sarajevo trug und die nun in einer Vitrine über jener Chaiselongue ausgestellt ist, auf der der Thronfolger nur kurz nach dem Attentat verstarb

Wagen von Franz Ferdinand

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Ebenfalls zu einem Symbol einer untergehenden Monarchie und damit des Ersten Weltkriegs wurde der Wagen, in dem Franz Ferdinand und dessen Gemahlin Sophie von den Kugeln des Attentäters Gavrilo Princip getroffen wurden

Einschußloch im Wagen von Franz Ferdinand

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Am Heck des olivgrünen Phaeton der Marke Gräf & Stift, der nach dem Attentat ins damalige k. u. k. Heeresmuseum nach Wien überstellt wurde, ist noch immer deutlich ein Einschussloch erkennbar

9mm-Selbstladepistolen der Attentäter

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Auch jene Waffen, mit denen die auf mehrere Gruppen aufgeteilten Attentäter in Sarajevo auf ihren Moment warteten, finden sich im neugestalteten, auch als „Blutsaal“ bekannten Sarajevo-Saal des HGM - darunter Pistolen vom Typ Browning M 1910/12 und eine Handgranate

Büste von Franz Ferdinand und Schatulle mit blutigem Hemd

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In einer Schatulle aufbewahrt ist das blutbefleckte Unterhemd von Franz Ferdinand. In einer weiteren Vitrine sind persönliche Gegenstände zu sehen, die Sophie bei sich trug, etwa eine Rose und ein Spitzentuch

Ausstellungsansicht mit einem Propellerflugzeug

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Unmittelbar nach dem Sarajevo-Saal wird in chronologischer Reihenfolge der Kriegsverlauf abgespult. Als eines der Schlüsselwerke wird vom HGM hier etwa der Prototyp des Doppeldeckers Albatros B II genannt.

Ausstellungsansicht von Vitrinen mit Uniformen

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Das erklärte Motto der Ausstellung lautet „Niemals vergessen“, so Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) der wie die Ausstellungsmacher auch betonte: „Der Krieg gehört ins Museum“

Uniformen ausgestellt in einer Vitrine

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Im Rahmen des „größten baulichen Vorhabens seit der Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg“ wollte man sich aber auch bisher weniger beachteten Themen widmen. Als Beispiele genannt wurden etwa die Rolle der Frau, die nach wie vor wenig aufgearbeitete k. u. k. Militärjustiz und ein „Blick über den Tellerrand“.

Bild eines Mannes mit einem amputierten Bein

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Der militärische Aspekt dominiert dennoch den rund 2.000 Objekten dicht gefüllten Rundgang, an dessen Ende man schließlich auch an die zig Millionen Opfer des Ersten Weltkriegs erinnert wird

Kanone von der Decke hängend und Museumspersonal beim Aufhängen von Exponaten

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Geschichtsunterricht könne mit einer Ausstellung aber ohnehin nicht ersetzt, sondern lediglich ergänzt werden, so HGM-Direktor Christian Ortner, der ungeachtet der am Vortag noch vorzufindenden „kleinen Baustellen“ die Ausstellung am Samstagabend und somit pünktlich zum Jahrestag eröffnen konnte.

Zita Köver (Bilder), Peter Prantner (Text), ORF.at

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