Die Neuordnung Mittel- und Osteuropas nach dem Ersten Weltkrieg brachte keine Stabilität. Ungarn laviert bis heute zwischen Opfermythos, Nationalismus und regionaler Integration.
Das neue Trianon-Monument in Budapest ist fertig. Doch seine für den 4. Juni geplante Enthüllung, genau hundert Jahre nach der Unterzeichnung des gleichnamigen Friedensvertrags nach dem Ersten Weltkrieg, wird sich Corona-bedingt verzögern. Da aus dem gleichen Grund die ungarischen Grenzen geschlossen sind, lässt sich nur anhand von Beschreibungen und Bildern erahnen, wie imposant das für umgerechnet 15,2 Millionen Franken erstellte «Denkmal der nationalen Zusammengehörigkeit» ist: Eine hundert Meter lange Steinrampe, vorbei an den Namen aller Ortschaften des einstigen Königreichs Ungarn, führt die Besucher zum ewigen Feuer herunter, das ein mächtiger Quader umgibt. Tiefe Risse stehen für die Staaten, die seit 1920 auf dem Gebiet entstanden sind.