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11.05.2020

Masern-Komplikationen können sehr vielfältig sein

Masern ist eine Virusinfektion, die viele verschiedene Organe im Körper schädigen kann. Die Folgekomplikationen der Erkrankung können vielfältiger und schwerwiegender sein, als viele Menschen wissen, und reichen von Gelbsucht über Blinddarmentzündung bis hin zur Hirnhautentzündung.

Ärzte haben davor in der Zeitschrift „BMJ Case Reports“ gewarnt, nachdem sie eine Reihe von Erwachsenen mit der Infektion behandelt hatten.
Masern sind eine hoch ansteckende Virusinfektion, zu deren Symptomen Fieber, Husten, Bindehautentzündung und ein ausgedehnter Hautausschlag am ganzen Körper gehören. Diese Erkrankung ist vermeidbar, da der zur Immunisierung verwendete Impfstoff sicher und sehr wirksam ist.
Aber in den letzten Jahrzehnten haben unbegründete Befürchtungen bezüglich des Impfstoffs dazu geführt, dass die Krankheit weltweit wieder zu einer Gesundheitsgefahr geworden ist, wobei die Zahl der Fälle bei Teenagern und Erwachsenen steigt, verdeutlichen die Autoren der Fallberichte.
Weltweit starben Jahr 2017 durch Masern 110.000 Menschen. Die meisten dieser Todesfälle betrafen kleinen Kindern.

Risiko: Fehlende oder unvollständige Impfung in der Kindheit

Die Experten aus Malta hatten drei Personen behandelt, die unter Komplikationen in der Folge einer Masererkrankung litten.
Der erste Fall betraf einen jungen Mann, der als Kind nur die erste von zwei Dosen des Masernimpfstoffs erhalten hatte. Bei ihm wurde in der Folge Hepatitis (Leberentzündung, Gelbsucht) diagnostiziert. Der zweite Fall betraf eine junge Frau, die aufgrund der Masern eine Blinddarmentzündung entwickelte. Im dritten Fall klagte ein Mann mittleren Alters über verschwommenes Sehen und starke Kopfschmerzen. Bei ihm wurde eine virale Hirnhautentzündung (Meningitis) diagnostiziert, die durch seine Maserninfektion ausgelöst wurde.

Alle drei Personen erholten sich nach angemessener Behandlung und Pflege vollständig und keiner hatte aufgrund seiner Krankheit lang anhaltende gesundheitliche Probleme.

Masern schwächen das Immunsystem

Weil Masern das Immunsystem schwächen, können sie möglicherweise ganz unterschiedliche Komplikationen in verschiedenen Organen eines Patienten zur Folge haben, bemerken die Autoren.

Fast ein Drittel aller gemeldeten Masernfälle ist mit einer oder mehreren Komplikationen verbunden. Dazu gehören u.a. Lungenentzündung, Fieberkrämpfe und Enzephalomyelitis (Entzündung des Gehirns und des Rückenmarks), die neurologische Probleme verursacht.

Eine weitere mögliche Komplikation bei Masern ist SSPE (subakute sklerosierende Panenzephalitis), eine fortschreitende neurologische Störung, die bleibende Schäden am Nervensystem verursacht und tödliche endet.
"In europäischen Ländern, die zuvor die endemische Übertragung [von Masern] ausgerottet oder unterbrochen hatten, gibt es derzeit große Ausbrüche mit Todesfällen", schreiben die Autoren und fügen hinzu, dass allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2019 in Europa 10.000 Masernfälle gemeldet wurden.

Sie führen den Anstieg neuer Fälle auf eine Veröffentlichung in den frühen 2000er Jahren zurück, die den Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) mit Autismus in Verbindung brachte, obwohl große Studien das Gegenteil beweisen. Dies führte zu einem Rückgang der Durchimpfungsraten und der kollektiven Immunität („Herdenschutz“).

"Es sind dringend Anstrengungen erforderlich, um eine weltweite Abdeckung mit Masernimpfstoffen mit zwei Dosen durch Aufklärung und Stärkung der nationalen Impfsysteme sicherzustellen", lautet das Fazit der Wissenschaftler.

Quellen: BMJ News, BMJ Case Reports





Autor: äin-red