St. Albert

Pfarr‐ und Ordenskirche der Pfarrei St. Albert

im Pfarrverband St. Albert – Allerheiligen, 80939 München, Situlistraße 83

Patrozinium: Heiliger Albertus Magnus, 15. November

Gottesdienste: Die Termine für die Gottesdienste in St. Albert werden im Gottesdienstanzeiger des Pfarrverbands angekündigt.

Aktuelle Gottesdienste

 

 

Grundriss

Baugestalt

Der Architekt Georg Buchner (1890–1971) entwarf St. Albert gemäß ihrer Doppelfunktion als Pfarr‐ und Ordenskirche. So ist das nach Osten ausgerichtete Gotteshaus als Hallenkirche mit erhöhtem Chor über der als Werktagskirche gedachten Unterkirche, dem heutigen Dominikus‐Saal, konzipiert. Die links vom Chor abgehende Taufkapelle war ursprünglich den Dominikanern des angeschlossenen Klosters zur Andacht vorbehalten und auch der tiefe Chorraum war mit einem eigenen Chorgestühl ausgestattet.

Der 12 m hohe, langestreckte Kirchenraum mit einer Länge von 48 m und einer Breite von 16 m gibt etwa 500 Gläubigen Platz. Der Turm in der Südostecke mit schlichtem Satteldach hat eine Höhe von 25 m. Er beherbergt die Sakristei, darüber die Hauskapelle des Klosters und in der Glockenstube vier mächtige Stahlgussglocken, eines der größten und volltönendsten Geläute der Stadt München.

Die neuromanische Architektur ist von Schlichtheit und Klarheit geprägt. Rundbogenfenster in den Seitenwänden bringen Licht in den von einer mächtigen Holzbalkendecke überdachten Kirchenraum. Der Blick auf Hochaltar und Tabernakel im erhöhten Chorraum ist von jedem Platz im Kirchenraum unverstellt.

Der Architekt griff für den Bau ausschließlich auf heimische Materialien zurück. So steht der Ziegelbau auf einem Sockel aus Brannenburger Nagelfluh, der Boden ist mit Solnhofener Platten gefliest, der Marmor für Stufen, Altäre und Kanzel stammt aus Treuchtlingen und Decke und Mobiliar sind aus Lärchenholz gefertigt.

Ausstattung und Rundgang

Die 1939 bis 1941 fertiggestellte Ausstattung erfolgte in der Zeit des Nationalsozialismus, einer Zeit massiver ideologischer und schöpferischer Zwänge und Restriktionen, nicht nur im kirchlichen Bereich. Dieser Situation mussten sich auch die Künstler von St. Albert stellen. Sie kamen alle aus dem Münchener Raum. Neben Hans Panzer (1882–1963), der die Steinplastik des segnenden Christus mit zwei Engeln an der Westwand der Außenfassade schuf, und Louis Gruber (Lebensdaten unbekannt), von dem das Zement‐Sgraffito an der Ostwand der Außenfassade stammt, sind Albert Figel (1889–1954) für die freskale Ausgestaltung des Innenraums und Josef Maria Beckert (1889–1962) für den Albertuszyklus zu nennen.

An der Ostwand über dem Altar zeigt ein monumentales Fresko Christus am Kreuz mit Maria und Johannes zur Rechten, dem hl. Albert zur Linken sowie Maria Magdalena am Fuße des Kreuzes. Um sie knien von links nach rechts die Heiligen Thomas von Aquin und Dominikus sowie Katharina von Siena und die selige Imelda.

Auf der linken Chorseite über dem Eingang der Taufkapelle zeigen Fresken die Evangelisten Lukas (Stier), Matthäus (Engel) und Markus (Löwe) sowie auf der rechten Chorseite den Evangelisten Johannes (Adler).

Aus dem erhöhten Altarraum, vorbei am vorgezogenen Hochaltar und am Ambo, führen acht Treppenstufen in das Langhaus der Kirche. Mit Blick auf den Altarraum befindet sich links der Marienaltar von Beckert, darüber das Fresko mit den Heiligen Rosa von Lima, Agnes von Montepulciano und Catharina von Ricci, rechts der Josephsaltar von Figel, darüber das Fresko der Heiligen Vincenz Ferrerius, Papst Pius V. und Antonius von Florenz.

Unter den Rundbogenfenstern des Langhauses beginnt bei der Kanzel der Freskenzyklus "Die leiblichen Werke der Barmherzigkeit". Die sieben Werke werden, korrespondierend zur Frauenseite, durch Selige und Heilige des Dominikanerinnenordens versinnbildlicht, beispielsweise durch die sel. Diana von Andalò für Fremde beherbergen. Auf der gegenüberliegenden Seitenwand werden "Die geistigen Werke der Barmherzigkeit" dargestellt. Für die Fresken wählte Figel hier, wiederum korrespondierend zur Männerseite, Selige und Heilige des Dominikanerordens, beispielsweise den hl. Hyacinth von Polen für Sünder zurechtweisen.

Albertuszyklus Anfang
Albertuszyklus Ende

Der achtteilige Bilderzyklus des hl. Albertus Magnus von Beckert, eine Schenkung des Prälaten Dr. Michael Hartig (1878−1960), beginnt auf der Südseite unter dem Fresko des hl. Raymund und endet an der Nordseite unter dem Fresko der sel. Johanna von Portugal. Die von der Bildersprache der Schule von Beuron geprägten Gemälde reflektieren in prägnanter Symbolsprache die wichtigsten Stationen und Abschnitte im Leben des Heiligen und Kirchenlehrers: Maria beruft Albert in den Orden, Albert wird in den Orden aufgenommen, Albert der Lehrer, Albert betet in einer Glaubenskrise vor dem Tabernakel, Maria steht Albert in der Glaubenskrise bei, Albert der Naturwissenschaftler im Labor, Albert wirkt als Bischof von Regensburg, Maria begleitet Albert im Alter

Auf beiden Seiten des Haupteingangs unter der Empore mit der großen, auf den Raum abgestimmten Kirchenorgel von 1977, befinden sich zwei Gebetsnischen: links mit Marienstatue und Kerzenopferbaum und rechts mit einem großen Missionskreuz sowie einem eindrücklichen Triptychon der schmerzhaften Muttergottes von Figel. In dieser Nische wird zudem in der Weihnachtszeit eine Krippe mit lebensgroßen Figuren aus den späten 1940er Jahren aufgebaut. Mit ihren Originaltrachten ist die Krippe eine besondere Attraktion in München.

Albert Figel, 1889 in München geboren, verstarb 1954 in Burghausen. Er lernte bei Franz Xaver Zettler Glasmalerei, war dort längere Zeit tätig und studierte an der Akademie der Bildenden Künste München bei Martin Feuerstein und Carl Johann Becker‐Gundahl. Die Gestaltung religiöser Themen war seine Lebensaufgabe. Er schuf vor allem Glasfenster, Fresken, Altarbilder und später neben Heiligenbildchen auch einige Portraits. In seinem Malstil, der bei den großformatigen Fresken unverkennbar von seiner Ausbildung als Glasmaler geprägt ist, sind Einflüsse der Beuroner Schule aber auch eines neuen Realismus zu erkennen. Von Figel stammen alle Fresken, der Josephsaltar und das Triptychon der schmerzhaften Muttergottes.

Josef Maria Beckert wurde 1889 in Berlin geboren und verstarb 1962 in München. Der Sohn und Schüler von Paul Beckert (1856–1922), einem bekannten Geschichts‐ und Porträtmaler, studierte an Kunstgewerbeschulen und Akademien in Berlin, Karlsruhe und München. 1921 schloss sich Beckert dem Dominikanerorden an und lebte als Bruder Angelicus in Holland, Düsseldorf und Köln bis 1926. Danach lebte und arbeitete er in München. Er schuf Gemälde mit religiösen Themen, malte volkstümliche Genreszenen und Bildnisse und illustrierte Schriften für den Verlag Ars Sacra München und anderen. Sein Malstil zeigt Anregungen von Darstellungen der altdeutschen Malerei, von der Beuroner Schule und von seinem Zeitgenossen Matthäus Schiestl. Er wurde auch Maler deutscher Innigkeit genannt. Von Beckert stammen der Marienaltar und die acht Ölgemälde des Albertuszyklus.

Zeittafel

1932 Erster Spatenstich durch Pfarrer Benl am 16. August 1932.
1933 Einweihung am 16. Juli 1933 durch Kardinal Faulhaber.
1944 Am 9. Juni 1944 detoniert eine Fliegerbombe im Pfarrgarten. Schäden nehmen insbesondere Dächer und Fenster, die von der Pfarrgemeinde in kürzester Zeit repariert werden.
1974 Kirchenheizung wird installiert.
1977 Einbau einer neuen, große Orgel.
1982 Innenrenovierung, Anpassung an die neuen liturgischen Bedürfnisse, Umgestaltung der Altäre und des Presbyteriums.
1991 Kirchendach wird neu eingedeckt.
1997 Dominikus‐Saal wird grundlegend renoviert. Weitere Renovierungsarbeiten auch des Klosters folgen.

Ausgewählte Quellen und Literatur:
Pfarrarchiv St. Albert, München.
Kleiner Kirchenführer, Freimann, Kirchen der Pfarrei St. Albert, Regenburg, Schnell & Steiner 2006.
Allgemeines Künstlerlexikon, Online, München, De Gruyter (Abruf August 2016).

F. Freyberger 2016