Für die Überraschung sorgte ein alter Freund der Familie: Staatssekretär Jürgen Walter (Grüne) überreichte dem Jubilar namens der Landesregierung nicht nur ein Buch zum diesjährigen Jubiläum des Konstanzer Konzils, sondern auch die nur selten vergebene Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg in Gold. In seiner launigen und sehr persönlich gehaltenen Laudatio beschrieb Walter den Vater seines Schulfreundes Wolfgang als "diskutierfreudig, sehr tolerant und humorvoll". Und: "Er hat mich bei meiner Wehrdienstverweigerung beraten."

Es war eine würdige Feier für einen umtriebigen Mann, dessen Verdienste Oberbürgermeister Werner Spec zusammenfasste. Der Seelsorger, Theologe, Psychologe und Heimathistoriker habe vor allem eines gehabt, "stets ein großes Herz für seine Mitmenschen", meinte der Rathauschef. Dass er seinen 90. Geburtstag in seinem heutigen Wohnort Löchgau "in bester geistiger wie körperlicher Verfassung" begehen durfte, habe er seinem vielfältigen geistigen wie sozialen Engagement zu verdanken, mutmaßte Spec. "Wer sich wie Albert Sting lange für die Gesellschaft einsetzt, der bleibt auch lange fit", sagte er.

Sting ist am Marktplatz von Ludwigsburg geboren und aufgewachsen und verbrachte seine Schulzeit am Schiller-Gymnasium. Die Zäsur mit Kriegsdienst und russischer Kriegsgefangenschaft bis 1949 kompensierte er durch ein außergewöhnliches Studium: Theologie und Psychologie an den Universitäten Tübingen und Göttingen. Umgesetzt hat er es später als Pfarrer in Waiblingen und an der Stadtkirche Ludwigsburg, als Schulleiter auf der Karlshöhe und schließlich als Dozent für Psychologie in Stuttgart und Ludwigsburg. Nebenher arbeitete Sting sich in die Geschichte der Stadt Ludwigsburg ein, was sich in einem dreibändigen Standardwerk niederschlug. Für Staatssekretär Walter war es ein Phänomen, "wie sich ein Mensch mit so vielen verschiedenen Dingen zugleich beschäftigen kann".

"Albert Sting ist der lebende Beweis dafür, wie sehr ein einzelner Mensch Wirkung erzielen kann", staunte Spec. Denn der Ludwigsburger Ehrenbürger war unter anderem für das Diakonische Werk tätig, hat sich um die Betreuung von Heimkindern und um Essen für Alte und Behinderte gekümmert, er hat in der Evangelischen Heimstiftung mitgearbeitet und war Mitbegründer der Telefonseelsorge. Dass er aber auch ein begnadeter Prediger war, wusste der heutige Stadtpfarrer Dr. Wolfgang Baur zu berichten. "Er war halt immer nahe an den Menschen", so Baur.

Dass dieser vielseitige Mensch, der nebenher auch noch seine Eisenbahn und das Segelfliegen liebt, nach wie vor in Ludwigsburg nicht nur sehr bekannt, sondern auch beliebt ist, bewies am Samstag die große Zahl von Besuchern, die zum Empfang die Kirche der Karlshöhe füllten.

Unter den rund 200 Gästen der Bundestagsabgeordnete Steffen Bilger und der Landtagsabgeordnete Klaus Herrmann, der ehemalige Staatsminister Karl Moersch, Ex-OB Hans-Jochen Henke und IHK-Geschäftsführer Jochen Haller mit Frau.

Als Ludwigsburger Ehrenbürger-Kollegen schickten der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler und seine Gattin Eva Luise Köhler (Schirmherrin der Karlshöhe in Ludwigsburg) Grüße.