Verschiedenes

Hier ein Post mit kurzen Anmerkungen, Infos und den zugehörigen Links von BLACKprint:

  • Erykah Badu hat ein neues Album veröffentlicht, in dem sie sich sehr gesellschaftskritisch äußert. Interessant ist, dass der deutsche Journalist Tobias Rapp die Rezension mit dem Titel “Verkiffter Wahnsinn” versieht. Was das Album mit Kiffen zu tun hat, wird zwar nicht wirklich deutlich, aber das scheint dann auch nicht weiter zu stören, denn

    “Man muss auch nicht mitmarschieren, zumal es kein Zurück gibt, Badu mag nämlich keine Deserteure (“If you think about turning back / I got a shot gun on ya back”). Braucht man als weißer Europäer ja auch nicht. Doch in ihrer Kompromisslosigkeit wie in ihrem verkifften Wahnsinn ist dies eine wichtige Platte.”

  • Afro Hesse ist ein Paradebeispiel für das gesellschaftskritische Potential von Kultur, genauer gesagt von Musik, genauer gesagt von HipHop. Ein Mensch, der illegalisiert in diesem Land lebt und deswegen eigentlich unsichtbar ist, veröffentlicht ein Album, damit seine Stimme gehört wird. taz
  • Plötzlich gibt es auch in Deutschland “rassistisch motivierte Übergriffe”, die nicht fälschlich als rechtsextrem oder fremdenfeindlich bezeichnet werden, wie bei dem Fall des Schwarzen Mannes, der beschimpft und auf ein Gleis gestoßen wurde. Eine erfreuliche Entwicklung nach einem mehr als unerfreulichem (aber leider nicht singulären) Ereignis (Quelle 1, Quelle 2).
  • Die Bewohner der Flüchtlingsunterkunft Katzhütte haben eine weitere Stellungnahme veröffentlicht, nachdem Vertreter des Landratsamtes und der Gemeindeverwaltung das Gebäude besucht haben, während einem Fernsehteam der Zutritt zur Dokumentation der katastrophalen Zustände verweigert wurde. Hier der Text klick

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Wenn Medien ihre Aufgabe nicht erfüllen

via BLACKprint

Das Online-Magazin “Neue Gegenwart” berichtet in der 54. Ausgabe unter anderem über Themen, die von Journalisten nicht aufgegriffen werden, obwohl sie bedeutend sind und daher auch in die aktuelle Berichterstattung gehören. Dazu der Autor Prof. Dr. Horst Pöttker:

Die schwerste Verfehlung aber ist, wenn Journalisten etwas nicht berichten, obwohl es in die Öffentlichkeit gehört. Denn ihre Aufgabe ist nicht, dem Publikum Gutes zu tun oder es vor Schädlichem zu bewahren; seit es Journalisten gibt, besteht ihre Aufgabe darin, alles Aktuelle bekannt zu machen, was der Einzelne wissen muss, um sein Leben auf der Höhe der Möglichkeiten zu gestalten, und was die Gesellschaft an Transparenz braucht, um sich selbst zu regulieren.

Die schwerste journalistische Verfehlung ist deshalb, über etwas nicht zu berichten, das der Einzelne und die Gesellschaft erfahren sollten. Da eine konsensfähige Entscheidung über solche Relevanz nur aus einem Diskurs hervorgehen kann, der seinerseits Öffentlichkeit voraussetzt, haben Journalisten eine Grundpflicht zum Publizieren, von der im Prinzip kein Thema ausgenommen ist.

An dieser Stelle des Artikels war ich gespannt darauf, ob in der Liste der vernachlässigten Themen auch eines auftaucht, das hier relevant ist. Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht:

Im Juni 2007 wurde erstmals im Bundestag über eine finanzielle Wiedergutmachung der deutschen Kolonialverbrechen im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika debattiert. Obwohl diese vielfach als Völkermorde bewertet werden, berichteten lediglich der englische Dienst der Deutschen Welle und die “Junge Welt” ” Nachrichtenagenturen kündigten weder den Termin an, noch lieferten sie Nachberichterstattung. Dadurch war der Debattentermin in den meisten Redaktionen unbekannt.

Als Erklärung liefert der Autor in diesem Fall Folgendes:

Hier fehlt es am Nachrichtenwertfaktor Nähe, und zwar sowohl in zeitlicher als auch in räumlicher Hinsicht. Hinzu kommen psycho-kulturelle Gründe: Eigene Schuld wird gern verdrängt, auch kollektiv, und Geschichtsbewusstsein wie Geschichtswissenschaft werden vom postmodernen Zeitgeist abgehängt.

Die Initiative Nachrichtenaufklärung bewertet den Fall folgendermaßen:

Die Tatsache, dass die Ereignisse über 100 Jahre zurück liegen und zwischenzeitlich zwei Weltkriege das Schuldbewusstsein der Deutschen stark belasteten, sollte kein Grund dafür sein, dieses Verbrechen an mehreren zehntausend Menschen aus dem Blickfeld zu verlieren. Eine Diskussion über mögliche finanzielle Entschädigungen ist daher sinnvoll. Der Verlauf dieser Debatten sollte der Bevölkerung nicht vorenthalten werden, um diese kontroversen Argumente darlegen zu können. Nur so kann den Bürgern die Möglichkeit gegeben werden, sich eine eigene Meinung zu dem Thema zu bilden.

Bei dieser Initiative kann man übrigens auch Themen einreichen, die man für relevant, aber in den Medien nicht für präsent genug hält (klick)

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Homestory Deutschland – Schwarze Biografien in Geschichte und Gegenwart – ab 20. März in Bielefeld

Homestory Deutschland –
Schwarze Biografien in Geschichte und Gegenwart

Ausstellung und Rahmenprogramm

vom 20. März bis 20. April 2008 in Bielefeld
20. bis 31. März 2008 im Internationalen Begegnungszentrum
1. bis 20. April 2008 im Umweltzentrum

Rahmenprogramm zur Ausstellung
Flyer zur Ausstellung
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Neuerscheinung: “Farbe bekennen” reloaded!

via BlackNRW

Als 1986 die erste Auflage des Buchs “Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte” erschien, war klar: Es geht nicht um Einzelschicksale. Das Buch “Farbe bekennen” gehörte Mitte der achtziger Jahre zu den Initialzündungen, die dafür sorgten, dass Schwarze Deutsche aus der Isolation aufbrachen, Kontakt miteinander suchten und sich organisierten.

Die Herausgeberinnen May Ayim nannte, Katharina Oguntoye und Dagmar Schultz hatten in “Farbe bekennen” nicht nur die Existenz schwarzer Deutscher bis hin zum ersten Auftauchen von “Mohren” im Mittelalter nachgewiesen. Erstmals kamen hier auch versammelt afrodeutsche Frauen der verschiedensten Generationen zu Wort. Die beiden damals 65 und 70 Jahre alten Schwestern Frieda P. und Anna G., Töchter eines Kameruners und einer Ostpreußin, berichteten vor allem von den Diskriminierungen und Gefahren während der Nazizeit. Helga Emde, damals 40 Jahre alt, Tochter eines schwarzen, ihr unbekannten amerikanischen Soldaten und einer Deutschen, sprach über das gespaltene Verhältnis, das sie lange Zeit ihrer dunklen Hautfarbe, aber auch anderen Schwarzen gegenüber empfand. May Opitz/Ayim, auf deren Diplomarbeit “Farbe bekennen” beruhte und die damals 25 Jahre alt war, gab ihrer traurigen Verwunderung Ausdruck, dass ihre deutsche Mutter sie nicht hatte haben wollen, ihr ghanaischer Vater sie dennoch nicht mit in sein Land nehmen durfte und sie schließlich bei einer bigotten Pflegefamilie landete.

Broschiert: 243 Seiten
Verlag: Orlanda Frauenverlag; Auflage: 3., veränd. Aufl. (14. Dezember 2007)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3936937486
ISBN-13: 978-3936937480
Preis: Eur 14,50