Magazin EXIT: der Schwarze (Weihnachts)Mann bringt HIV

alles Gute zum Nikolaustag!

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Quelle: publigayte / exitmagazin.de

“Exit”, in Eigenbezeichnung “das schwule NRW-Magazin” für das Ruhrgebiet, aus dem Hause publigayte, zeigt zum Titelthema der steigenden HIV-Infektionszahlen einen nur mit Weihnachtsmannmütze bekleideten Schwarzen; darunter die -sehr danebene- Schlagzeile: “HIV-Infektionen – Schwarze Aussichten für nächstes Jahr”. Ohne Worte. Aber ein gutes Beispiel dafür, dass die gern als Abwehr eines Rassismusvorwurfs geäußerte Pauschalphantasie, dass man ja gar nicht rassistisch sein könne, weil man selbst zu einer diskriminierten Gruppe gehört, eben nur das ist – eine Phantasie.

Handlungsvorschlag: Brief an die Geschäftsleitung. Immer sinnvoller Zusatz: “Bitte beachten Sie, dass dieser Briefwechsel von mir öffentlich geführt wird, und ich dieses Anschreiben wie auch Ihre eventuelle Antwort zu Zwecken der Dokumentation und Aufklärung veröffentlichen werde.”

Dazu ein kurzer Auszug aus dem Buch “Deutschland Schwarz weiß”:

Solange Sie nichts sagen, spielen die Sender und Zeitschriften sich auf, als handelten sie in Ihrem Interesse. Erlauben Sie das nicht.

Update vom 4.5.2009:

Neue Entwicklung:

Der “Weihnachtsmann” kam wohl unfreiwillig auf das Cover. Er hat nach eigenen Angaben jetzt erst von dem Cover erfahren und sagt, er habe nie sein Einverständnis zur Veröffentlichung der Bilder gegeben. Er prüft nun rechtliche Schritte und möchte verständlicherweise anonymisiert werden.

Update vom 14.12.:

– Gegendarstellung: laut EXIT-Redakteur Marc Kersten bringt die von uns im Blog als Ansprechpartner genannte Publigayte GmbH “keine Zeitschreift und schon gar nicht die EXIT” heraus. “Die Leute da haben das Titelbild in keiner Weise zu verantworten.”, so Kersten. Wir nehmen uns für die Zukunft eine noch gründlichere Recherche aller publizistischen Hintergründe vor! Eine Entschuldigung unsererseits muss leider ausbleiben, weil Publigayte das (damalige) Titelbild, s.o., und die dazugehörigen aktuellen redaktionellen Belange auf ihrer Homepage spiegelten und verfügbar machten. Auch erschien zum damaligen Zeitpunkt “Publigayte” als einziger Kontakt auf der Homepage “exitmagazin.de” und bot eine Feedbackfunktion an, u.a. “allgemeine Kritik” und “Verbesserungsvorschlag”. Ein alternativer Kontakt zur EXIT-Redaktion wurde uns nicht genannt.

– neues Cover online

Der zuständige Redakteur der EXIT hat sich in einem offenen Brief online entschuldigt. Die Dezember-Ausgabe der EXIT ist nun im Internet mit der neuen Headline “Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch” (statt “HIV-Infektionen – Schwarze Aussichten für nächstes Jahr”) versehen worden. Es ist uns nicht bekannt, ob das auch die Printausgabe betrifft, die wahrscheinlich -da Dezemberheft- bereits ausgeliefert ist. Eine rege Diskussion über den Inhalt des Entschuldigungsschreibens findet sich unter den “Kommentaren”.

Sw
gefunden auf BlackNRW

18 replies
  1. Andreas
    Andreas says:

    ..was ich mich bei alldem seit laengerem frage: ist es ‘mehr’ geworden, liest man Rassismen dieser Art heute, also 2008 haeufiger als etwa in den achtziger oder neunziger Jahren, zumal in ‘aufgeklaerten’ Medien oder solchen die von Randgruppen herausgegeben werden? Wenn es so waere wie etwa in Oesterreich, wo man sich darauf herausreden koennte, dass in den achtzigern alles noch viel schlimmer gewesen waere, koennte man ja noch hoffen, aber so: Minderheiten, die ihre Gruppenidentitaet gegenueber anderen Minderheiten durch Rassismen abgrenzen, als muesse es heissen: schaut, so ‘schwarz’ wie diese hier sind wir noch lang nicht, entschuldigt diesen Ausdruck, aber das ist es ungefaehr, worauf es aus meiner Sicht hinauslaeuft, siehe auch hier

    http://genderqueer.de/gesellschaft/rassismus-siegessaule/

  2. Ibeku
    Ibeku says:

    Es gibt inzwischen eine Stellungnahme, worin die Zeitung sich entschuldigen tut für den, nach eigenen Worten “nicht beabsichtigten Zusammenhang” zwischen derm Foto und Headline.

    http://exit.publigayte.com/Artikel.658+M5846c1f1606.0.html

    @Andreas: Ich finde den begriff Randgruppen sehr unschön und abwertend. Ich würde ihn nicht gebrauchen! Auch stimmt das Wort nicht bei Schwulen, oder? Die sind ja nicht mehr ausgegrenzt und eher mitten in der Gesellschaft, weil sie ja oft ungeoutet und unaufällig sind, was Menschen anderer Hautfarbe ja nun nicht können.

    @Noah: Die Zeitschrift EXIT wird offenbar nicht von der Publigayte GmbH herausgegeben. In der Zeitung steht EXIT Medien GmbH in Essen als Verlag.

    Für mich klinkt die Entschuldigung s.o. einigermaßen glaubhaft. Kennt jemand den Chefredakteur? Er schreibt ja, dass er seit langem politisch gegen Rassismus eintritt. Wenn ja, muss er wirklich Gurken auf den Augen gehabt haben… 😉

  3. Mssandra
    Mssandra says:

    Diese Entschuldigung hab ich mir angesehen, ich finde sie besser als viele andere “Entschuldigungen” die oft keine sind, weil sie nur abwiegeln. Aber ganz ehrlich ist auch dieser Brief voller typisch weißer Abwehr-“Klassiker”. Ich habe mein “Deutschland schwarz weiß” gelesen und zähle mal auf, mit Veraub (ansonsten Kommentar einfach nicht zulassen)

    1) “Wir alle bei der EXIT sind politisch eher dem linken Spektrum zuzuordnen und von unserer Geisteshaltung alles andere als ausländerfeindlich oder gar rassistisch.”

    Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es ist bekanntermaßen eine der linken Lieblingsphantasien, dass links sein oder “gegen Rassismus sein” davor schützt, rassistisch sozialisiert worden zu sein.

    2) “Mein Kollege hat einen polnischen Freund. Mein erster Freund war ebenfalls nicht deutscher Nationalität.”

    Das finde ich eine der lustigsten Stellen im Brief und auch in Noah Sows Buch: “ach so? ich wusste gar nicht, dass sich durch Bumsen jahrzehntelange soziale Prägung auslöschen lässt” :-)) Mit jemandem zu schlafen heißt natürlich nicht dass man ohne Vorurteile aufgewachsen ist, siehe Lothar von Trotha, 1 mio Amerikaner im vorletzten Jahrhundert, usw.

    3) Spenden für Afrika sammeln = nicht rassistisch sein?
    Da muss sich jemand mal dringend mit weißem privileg, usw auseinanderstezen. und damit, was Rassismus eigentlich ist. (Anscheinend denkt er, Rassismus sei, öffentlich “Schwarze zu hassen” oder sowas. )

    und so weiter und so fort. Gerade durch die Willkürlichkeit der vielen Aufzählungen wirkt das ganze bizarr für mich, “was kann ich denn noch alles in den zeugenstand bringen dafür dass ich kein Rassist bin?” – und das ist schade, weil er damit eigentlich das Gegenteil von dem macht was er danach schreibt: keiner ist gefeit vor Vorurteilen.
    Bei der “Diskussion über tatsächlich vorhandenen Rassismus in der Schwulenszene”, die er sich wünscht, nimmt er sich selbst aber anscheinend von vornherein aus.

    Alles in allem also auch eine Art von Abwehr. Und dass dann noch ohne Grund zwei rassistische Ausdrücke hinterm Schrank vorheholt werden, um Rassismus zu “verdeutlichen” – zeigt wie groß der Nachhilfebedarf ist. N*** und Schl**** Voll daneben. geht gar nicht.

    Hat der mob in diesem Blogeintrag “Schwanzlutscher” geschrieben? Haben sie es nötig gehabt lang und breit zu schwadronieren, dass sie “Schwule eigentlich total erfrischend und angenehm finden” dass sie “links und aufgeschlossen” seien und Gewalt gegen Schwule verurteilen” usw?

    Warum nicht?

    Schenk MARC KERSTEN mal jemand ein Exemplar von Deutschland schwarz weiss.

  4. Andreas
    Andreas says:

    ‘Randgruppen’ ist wohl tatsaechlich ein relativ diskriminierender Begriff, Entschuldigung, mir ging es darum, Bevoelkerungsgruppen deren Interessen marginalisiert werden zu beschreiben und das ist sicherlich nach wie vor sowohl bei Homosexuellen als auch bei Schwarzen der Fall. Die Interessen von Homosexuellen werden etwa marginalisiert, indem man bei ihnen biologistische Kriterien bzgl. Ehe/Adoptionsrecht etc. anwendet, ueber die Marginalisierung der Interessen von Schwarzen brauche ich wohl nichts zu sagen. Mich interessiert an alldem, warum ‘marginalisierte Gruppen’ Hierarchien unter sich herstellen, daher die gemeinsame Bezeichnung, denn die Anwesenheit dieser Hierarchien ist typisch fuer Gesellschaften, die hohen Unterordnungs- oder Ausgrenzungsdruck erzeugen.

    Entschuldigt diesen Vergleich, aber: noch in Auschwitz haben sich die dortigen Insassen, soweit sie ‘Hierachien’ unter sich ausmachen konnten, bis aufs Blut gegenseitig bekaempft, die deutschen Insassen standen weit ueber den Polen und die Polen standen weit ueber den Juden, wie sich ausgegrenzte Gruppen gegenseitig behandeln laesst also vor allem einen Schluss auf die umgebende Mehrheitsgesellschaft zu, das gesellschaftliche Klima, meiner Meinung nach.

  5. Marc Kersten
    Marc Kersten says:

    Hallo mssandra!

    Schade, dass du meine Entschuldigung so “bizarr” findest.
    Für dich ist scheinbar eine Fehlentscheidung die man einmal im Leben trifft wichtiger, als alles zusammen was ein Mensch zuvor in 40 Jahren gesagt und getan hat. Das finde ich traurig.

    Und sorry, wenn für Dich Aufzählungen von positiven Dingen, die man GEGEN Rassismus und/oder Ausländerfeindlichkeit getan hat, die Entschuldigung entwerten, aber mir liegt nun mal daran, dass das uninformierte Zerrbild, dass hier manche, die mich allesamt überhaupt nicht kennen (!), von mir zeichnen, korrigiert wird – sich der Realität anpasst.

    Und die Realität ist: Ich bin kein Rassist, auch nicht latent. Jeder der mich näher kennt wird das bestätigen.

    Jeder Mensch der kein Rassist ist und dem dies unterstellt wird, wird sich “wehren” gegen diesen Vorwurf. Ist doch nur verständlich und natürlich, dass man sich gegen solche Anwürfe, die neben “Nazi” und “Kinderschänder” vermutlich die Trifecta der politischen Totschlagsbegriffe in Deutschland bildet, wehrt. Würdest Du es nicht tun? Wäre ein lapidares “Ich entschuldige mich für den Fehlgriff” besser als Backgroundinfos und eine Erklärung wie es dazu kam?

    Natürlich befreit mich, ein Linker zu sein, nicht 100% vor der Gefahr, rassistischen Vorurteilen und Ressentiments zu erliegen. Aber darüber viel nachgedacht, diskutiert und dagegen gekämpft zu haben, weil man ein Linker ist, hilft einem natürlich sehr wohl dabei. Also hat es sehr wohl etwas miteinander zu tun!!!

    Einen Freund gehabt zu haben, was du quasi per Zitat mit “bu**en* gleichsetzt (voll daneben!), der nicht deutscher Nationalität ist, schützt einen ebenfalls nicht 100% vor Rassismus. Aber es bedeutet in den meisten Fällen und auch bei mir, dass man eine ganz andere Perspektive gewonnen hat, wie sich nämlich ein “Ausländer” fühlt und was er alles erlebt. Wenn einem Empathie nicht völlig abgeht, und das tut sie mir nicht, dann wird man auch daraus seinen Charakter weiter bilden.

    Und “jahrzehntelange soziale Prägung” die mich Ressentiments gelehrt hätte, nun ja die Prägung hat dann wohl offfenbar nicht bei mir funktioniert. Und im Elternhaus hat sie auch nicht stattgefunden. Wir haben als Familie schon vor 25 Jahren Asylbewerber betreut, die heute quasi zur Familie gehören und mit denen wir auch gemeinsam Weihnachten feiern. Wenn es eine “jahrzehntelange soziale Prägung” bei mir gab, dann eine gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.

    Es gab auch eine jahrzehntelange soziale Prägung, dass Atomkraft sicher sei, was ich nie geglaubt habe. Es gab auch eine jahrzehntelange soziale Prägung, dass man ne ordentliche Ausbildung machen sollte um Erfolg zu haben im Beruf. Und auch dass ist an mir vorbeigegangen. Und Homosexualitätl sei igittigitt, nun ja, das hat mich dann wohl auch nicht hetero machen können.

    Also komme man mir nicht mit sozialer Prägung. Ich bin mir solcher Effekte schon bewusst. Aber ich habe ihnen auch nachweislich in großem Maße widerstanden. Deshalb kann ich solchen Pauschalurteilen und -vermutungen wenig Charme abgewinnen.

    Und ich habe auch nicht darüber “schwadroniert”, dass ich Ausländer erfrischend finde, sondern die Situation, als Kaukasier in San Francisco in der (gesellschaftlichen) Minderheit zu sein. Das ist ein Riesenunterschied. Ich habe nicht ausdrücken wollen, dass Ausländer ein wunderbarer multikultureller Farbtupfer in Deutschland sind (=Exoten), sondern dass es eine erfrischende Erfahrung ist, wegen seiner weißen Hautfarbe zur Minderheit zu gehören. Wer diesen dramatischen Bedeutungsunterschied nicht erkennt oder wohl eher nicht sehen will, der hat Scheukappen auf beiden Augen.

    Nun finde ich es auch schwer über das Thema (und gegen) Rassismus zu schreiben, ohne Beispiele von Rassismus zu benennen. Die von mir genannten Wörter “Schl******” und “Ne***” würde ich in Alltagskonversation nie benutzen, sie zu tabuisieren in einer Diskussion, wo es um genau dieses Thema geht finde ich aber wirklich absurd!!!

    Das ist dann m.E. auch eine falsch verstandene Form von Political correctness.

    Und wer hat auf diesem Blog nun eben doch das Wort “Schw*****lu***cher* gebraucht?

    Nun läuft es im Kern doch darauf hinaus: Du scheinst mir schlichtweg nicht zu glauben. Oder verstehe ich dich da falsch? Das macht mich traurig. Aber was soll ich tun, damit Du es tust? Ich könnte auch umgekehrt Dich und andere darum bitten, Euch mal über mich zu informieren. Und nicht eine einzelne Sache als alleinige Grundlage Eurer Einschätzung meiner Person zu verwenden. Ich als Journalist bin dazu verpflichtet. Man nennt das journalistische Sorgfaltspflicht, nicht nur auf eine Quelle zu bauen.

    Bevor man jemandem so gravierende Dinge wie Rassismus unterstellt finde ich aber auch, dass man sich schlau machen sollte!!! Auch wenn es vielleicht nirgendwo im Gesetz steht.

    Und so wie ich sehr dafür bin, dass Rassismus in der Homoszene thematisiert wird- und meinetwegen nutzt mich als Prügelknaben und Aufhänger dafür-, so wünschenswert ist es auch, das Thema Homophobie unter Emigranten anzusprechen. Und damit will ich meinen Fehler keineswegs relativieren, sondern nur auf die Zweischneidigkeit dieses Themenkomplexes hinweisen. Denn weil man “Ausländer” ist, ist man auch nicht automatisch frei von Ressentiments gegenüber Schwulen. Ich habe jedenfalls beides viel zu oft in meinem Leben mitbekommen und gegen beides gekämpft! Privat und politisch!

    Lasst uns nicht als Minderheit gegen Minderheit ausgespielt werden. Das ist doch letztlich der Ansatz wie sich die gesellschaftliche Mehrheit ihre Macht und den Status quo sichert.

    Mit solidarischen Grüßen,
    Marc Kersten

    P.S: Das Buch lese ich mir gerne mal durch! 🙂

    P.S. 2: Und den indirekten Vergleich mit lüsternen amerikanischen Sklavenhaltern fand ich ebenfalls sehr daneben. Auch wenn er in Form eines pseudo-wissenschaftlichen Quellenhinweises erfolgte.

    P.S. 3: Und könnte man die Original-Blogmeldung nicht mal updaten? Nicht jeder liest schließlich die Kommentare durch… Vielleicht die Entschuldigung zitieren/verlinken und den falschen Handlungsvorschlag im Hinblick auf die Publigayte GmbH, die überhaupt keine Zeitschreift und schon gar nicht die EXIT herausgibt, herausnehmen!?! Die Leute da haben das Titelbild in keiner Weise zu verantworten.

  6. Devlon
    Devlon says:

    oh, die Entschuldigung ist echt scharf, “hungerleidenden Kindern in Afrika helfen”, Obama mögen, und deswegen kein Rassist sein können… während man rassistische Schimpfwörter reproduziert. träum weiter, redakteur. Und was wenn der “Boy des Monats” -in dem zusammenhang besonders blöde Wortschöpfung- Deutscher ist? Wohin dann mit der ganzen nicht-Ausländerfeindlichkeit? blöd gelaufen.

  7. Theswamp
    Theswamp says:

    Hallo unverstandener Marc Kersten. Ich bin Mssandras Meinung.

    “Da muss sich jemand mal dringend mit weißem privileg, usw auseinanderstezen. und damit, was Rassismus eigentlich ist. (Anscheinend denkt er, Rassismus sei, öffentlich “Schwarze zu hassen” oder sowas. )”,

    Das hast du wahrscheinlich nicht gelesen?

    Dass du hier so ausführlich(!) deine angeblich nicht vorhandene rassistische Sozialisierung erklärst, ist ja schön und gut. Aber an der Kernthese vorbei: wenn du in einem Land aufgewachsen bist, in dem in Schulbüchern alle Leute ausser Weißen ethnisiert werden, schwarze Menschen in Kinderbüchern nur im Baströckchen vorkommen, das präsenteste Abbild schwarzer Menschen Spendenplakate sind die sie als hilfsbedürftig darstellen, im TV jeden Tag “N.. Witze laufen”, die schwarze deutsche Geschichte ganz und gar ausgeblendet wird, weiß und europäisch durchweg als überlegen und “entwickelt” konstruiert wird und das alles allen Menschen schon im Kindergarten und Grundschule präsentiert wird -ich “zitiere” das alles auch mal aus einem Buch hier- dann kannst du eben n i c h t behaupten, rassismusfrei sozialisiert worden zu sein. Das war (denk ich mal auch nicht intendiert?) kein persönlicher Angriff, als den du das gerne verstehen möchtest. Das war der Verweis auf eine kollektive Sozialisierung in der deutschen Realität. Da können deine Eltern noch so cool und aktiv sein, höchstens aktiv mit antirassistischer Bildung gegensteuern – an weißem Privileg ändert das leider nichts. Und wenn du das nicht sehen willst, heißt das nicht, dass es nicht da ist.

    Dass du dich in deinem langen(!) Schreiben noch indirekt zum Opfer stilisierst, und gleichzeitig findest man sollte nicht “Minderheiten gegen Minderheiten ausspielen”, ist mal richtig daneben. Hier ein interessanter Link dazu:

    http://genderqueer.de/gesellschaft/rassismus-siegessaule/#comment-15

    Und -mit Verlaub- was in diesem Fall eine “falsch verstandene Form von political correctness” ist, kannst du leider gar nicht beurteilen. Ist schon komisch, dass du dich gleichzeitig über das homophobe Schimpfwort aufregst aber deinen eigenen Gebrauch des rassistischen Schimpfworts verteidigst.

  8. Andreas
    Andreas says:

    nur soviel:

    ” Wenn es eine “jahrzehntelange soziale Prägung” bei mir gab, dann eine gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.”

    “Also komme man mir nicht mit sozialer Prägung. Ich bin mir solcher Effekte schon bewusst. Aber ich habe ihnen auch nachweislich in großem Maße widerstanden.”

    Nachweislich, nun ja. Wie genau kam es nun aber zu jenem Titelbild, mir ist nach immer nicht erklaerlich, wieviele Menschen sahen dieses Titelbild vor Veroeffentlichung, wieviele davon waren im Vollrausch/Tiefschlaf waehrenddessen? Himmerhin bemerkenswert.

  9. Redaktion
    Redaktion says:

    Lieber Marc,

    Erst einmal danke für Deinen Hinweis, dass Publigayte Deiner Meinung nach nicht das Cover publizieren. Wir sind oben im Eintrag darauf eingegangen.

    Dann:

    Bevor die Diskussion noch weiter vom Öffentlichen (das wir in diesem Blog behandeln) auf die Gefühlslage einer Person-nach-Rassismusvorwurf verschoben wird (was regelmäßig geschieht), an dieser Stelle erst mal ein paar interessante Links zum Themenfeld “Privileg” und “weiße Sozialisierung”.

    Eingeleitet von einem Zitat aus dem “racismreview”-Blog:

    Many whites, even white anti-racists, want to place themselves at the heroic center of any narrative about racism or equate their experiences with those of people of color, and thus misunderstand the asymmetry of racism.

    Part of how white supremacy works is that whites must configure themselves as the center of a heroic narrative. In the Sharpton-Thurmond history, there”s simply no way for the Thurmond family to configure themselves as heroic, so they deny the story”s veracity and refuse comment.

    The asymmetry of racism reflects the unequal power relationships in our society. The challenge for those of us interested in creating change is finding a way to get whites to acknowledge systemic racism without configuring themselves as heroic, central figures or equating their experience with that of people of color. What this requires is for white people to work in coalition with people of color and to listen to the experiences of racial discrimination that people who bear the unequal burden of systemic racism without trying to take center stage.

    Links:

    White Privilege: Unpacking the Invisible Knapsack by Peggy McIntosh
    http://seamonkey.ed.asu.edu/~mcisaac/emc598ge/Unpacking.html

    Do all white people have white privilege? Why?
    http://restructure.wordpress.com/2008/02/21/do-all-white-people-have-white-privilege-why/

    White Trash Blues: Class Privilege v. White Privilege
    http://blindprivilege.com/white-trash-blues-class-privilege-v-white-privilege/

    How Not To Be Insane When Accused Of Racism (A Guide For White People)
    http://www.amptoons.com/blog/archives/2005/12/02/how-not-to-be-insane-when-accused-of-racism/

    suffer from a privilege-induced lack of coping skills
    http://stuffwhitepeopledo.blogspot.com/2008/10/suffer-from-privilege-induced-lack-of.html

    The White Collective (a blinding glimpse of the obvious)
    http://colours.mahost.org/articles/karens.html

    Ten misunderstandings white liberals have about race.
    http://www.alternet.org/story/71290/

    oder wenn’s auf deutsch sein muss:

    weiß-sein und Privileg
    http://copyriot.com/diskus//03_04/01_weiss.html

    http://de.wikipedia.org/wiki/Weißsein

    http://zmag.de/artikel/Die-Aengste-von-weissen-Menschen

    born to be white
    http://sic.feminismus.at/johcgi/sic/TCgi.cgi?target=HOME&Param_Archiv&Param_Issue=11&Param_Artikel=165

    Weißsein und Immunisierung – Zur Unterscheidung zwischen Norm und Normalisierung; Isabell Lorey
    http://translate.eipcp.net/strands/03/lorey-strands01de

    ***

  10. Theswamp
    Theswamp says:

    @ Redaktion Mob

    Sorry wenn ich jetzt noch weiter auf MKs Argumentation eingehe, aber man kann das auch als critical whiteness Diskurs sehen und ich finde nicht, dass das ein “persönlicher” Diskurs ist, sondern ein “Fall”, der sehr wohl öffentlich ist und an dem man vieles aus diesem Fach ganz gut sehen kann.

    Mir ist jetzt nochmal beim zweiten Lesen des langen (!) ihr-versteht-mich-alle-total-falsch-und-tut-mir-bitter-unrecht-Schreibens aufgefallen, dass Marc es gut fände, wenn seine Entschuldigung hier zitiert/verlinkt würde. Habt ihr das mit Absicht nicht gemacht? So oder so, finde ich es gut dass es keinen Link gibt. Immerhin sind die rassistischen Wörter drin, was in einer nicht selbstbestimmten schwarzen Publikation nicht ok ist. Ich habe gerade einen Satire-Artikel darüber gelesen, dass Leute nach rassistischen Publikationen oder Sprüchen oft das Gefühl haben, dass sie ein “Recht” darauf hätten, dass sie ihre Sicht der Dinge lang und breit auswälzen dürfen und sich stundenlang erklären, und eingeschnappt sind wenn man darauf nicht eingeht. Der Auftritt hier passt irgendwie dazu.

    @MK

    “Wäre ein lapidares “Ich entschuldige mich für den Fehlgriff” besser als Backgroundinfos und eine Erklärung wie es dazu kam?”

    Auf jeden Fall! Du musst jetzt ganz stark sein: es ist total uninteressant, wie es dazu kam, und lange(!) Erklärungen darüber, dass du deiner Meinung nach ein voll vorurteilsfreies Leben führst und mitten im Diskurs über deine rassistische Titelbildkomposition findest, dass es wichtig sei über “Homophobie unter Emigranten” zu sprechen, sind echt nicht so prickelnd. Dass ihr in eurer Redaktion Zukunft darauf achtet, dass es nicht wieder vorkommt, und euch mal mit dem Thema “wie funktioniert eigentlich Rassismus” beschäftigen wollt, das wäre da schon viel wichtiger. Meine Meinung.

    “Bevor man jemandem so gravierende Dinge wie Rassismus unterstellt finde ich aber auch, dass man sich schlau machen sollte!!! ”

    Na, kommt da ein hauch von Überheblichkeit um die Ecke? Gar Supremacy? Soweit ich weiß, ist das Mssandra Fachgebiet. Deins sicher nicht.

    @Mssandra Entschuldige wenn ich mich hier als dein Sprachrohr aufspiele Sandra, aber mich ärgert so ein Ausblende-Verhalten. Was sagst du eigentlich zu der antwort?)

    Und, MK, hör bitte auf, über (!) Ausländer zu referieren wenn es um Schwarze und Rassismus geht.

  11. Redaktion
    Redaktion says:

    Lieber Swamp, liebe Diskutierende,

    Wir haben den Link zum Entschuldigungsschreiben nicht gesetzt, weil wir den *Inhalt* der genannten Seite nicht als nachrichtenrelevant erachten.
    Wie alle Blogs und Publikationen entscheiden wir uns, welche Inhalte wir schreiben und welche nicht.

    Ab und zu gibt es enttäuschte Reaktionen darauf, dass wir die ein oder andere Geschichte, Meinung oder Seite hier nicht abbilden. Manchmal geschieht das aus Personalmangel (es wäre schön wenn wir noch viel mehr content spiegeln könnten), manchmal aus der Entscheidung heraus, welche Stimmen, Geschichten und Meinungen in diesem Blog behandelt werden *sollen*.

    Das Internet ist demokratisch genug, dass alle ihre Meinungen dort online stellen können. Im deutschen Medienumfeld, das Schwarze und PoC-Publikationen und -Stimmen strukturell stark benachteiligt (20% der Deutschen haben sogenannten “Migrationshintergrund” aber nur 2% der JournalistInnen), wollen wir ein Pool für ebendiese sein – zumindest was unser Themenfeld betrifft – und entscheiden uns daher ganz gezielt gegen die Abbildung der meisten Abwehrdiskussionen. Sie nehmen erfahrungsgemäß überproportional viel Raum ein, wenn man sie lässt, und würden wir das ignorieren, wäre unser Blog in demselben Ungleichgewicht, das auch in der restlichen Öffentlichkeit besteht.

    Ich hoffe, dass ich Deine Frage beantworten konnte.

    Gruß,

    Noah

  12. Devlon
    Devlon says:

    hallo Noah und Mob-Redaktion

    Die EMMA-Redaktion druckt doch auch keine Erklärungen von Männern, die finden, dass die EMMA übers Ziel hinaus schießt und krampfhaft politisch korrekt sei.

    Die EXIT-Redaktion druckt auch bestimmt keine Erklärungen von Heteros, dass sie so viele homosexuelle Freunde haben, und es wichtig wäre, mal über Gewalt gegen Heterosexuelle zu sprechen.

    Schön und gut, aber diesen Brief oder Kommentar oben habt Ihr ja doch publiziert. Und der Link zur Entschuldigung ist auch in den Kommentaren und oben sichtbar. also was denn jetzt?

  13. Mssandra
    Mssandra says:

    @ Theswamp

    Ich sage gar nichts zu der Antwort, weil sie sich für mich von selbst erklärt. Ist aber gut für die Uni. Einiges in den Kommentaren finde ich gut und -liebe Redaktion- das Thema auch nach Verschiebung auf persönliche Befindlichkeiten von öffentlichem Interesse. Das kann aber an meinem “Fachgebiet” liegen. Aber bitte lasst den thread offen, er ist ganz aufschlussreich.

  14. Redaktion
    Redaktion says:

    Lieber Devlon, liebe Diskutierende,

    Wir haben nicht *direkt* verlinkt, aber die Kommentare mit den Links zugelassen. So kann man sich ein umfassendes Bild machen und wissen worüber diskutiert wird (und gerne weiterhin so rege mitdiskutieren). Unser *redaktioneller* Inhalt soll sich aber aus genanten Gründen auf das Wesentliche konzentrieren, wozu die Tatsache gehört, dass es eine Entschuldigung gibt und das Cover online geändert wurde, aber eben nicht unbedingt der Inhalt des offenen Briefes. Wir hoffen, mit diesem kleinen Spagat unseren Intentionen treu geblieben zu sein und gleichzeitig kein Hindernis für die Debatte darzustellen.

    Gruß,

    Noah

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] Da waren wohl ein paar Leute schneller und wollte nicht bis Februar warten:  die Diskussion findet jetzt schon statt; daher sind hier die Kommentarfunktionen abgeschaltet, mit der Bitte,  zur Seite des Braunen Mobs e.V. weiterzublättern und dort mit zu diskutieren:-> der braune mob e.V.. […]

  2. […] Neben der öffentlichen / blogo Diskussion, spielten vielleicht auch  mögliche Schadensersatzforderungen der Fotoagentur bzw. des Modells wegen zweckfremde Verwendung des (Stock)fotos eine Rolle.  Eine  Diskussion des Entschuldigungsschreibens findet sich auf der Seite des Braune Mob e.V.. […]

  3. […] hat darüber zuerst das TakaTukaLand, darauf aufmerksam geworden bin ich durch den Schwarzen Blog, der empfielt, an die Geschäftsleitung zu schreiben. Exit wird (wie auch die Siegessäule und […]

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