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Hanau: Das mutmaßliche Schreiben des Tobias R. | BR24

© Screenshot/ BR24

Mutmaßlicher Täter Tobias R. in einem Video, das am 14. Februar auf youtube hochgeladen wurde

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    Hanau: Das mutmaßliche Schreiben des Tobias R.

    In der Nacht auf Donnerstag hat ein Mann in Hanau neun Menschen getötet und mehrere schwer verletzt. Den mutmaßlichen Täter fand die Polizei tot in einer Wohnung. Im Netz kursiert ein Schreiben, das ihm zugeordnet wird. Es offenbart sein Weltbild.

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    Von
    • Sammy Khamis

    Es sei eine Botschaft an das gesamte "deutsche Volk" steht in einem Schreiben, das nach bisherigen Erkenntnissen dem mutmaßlichen Schützen von Hanau zugeordnet wird. Das Dokument, das mit diesen Worten beginnt, stand bis Donnerstagmorgen frei zugänglich auf einer Webseite mit dem Namen Tobias R. Laut Medienberichten handelt es sich bei diesem Namen um den des mutmaßlichen Täters, der in der Nacht zum Donnerstag in zwei Shisha-Bars neun Menschen erschoss.

    Neun Tote in zwei Shisha-Bars

    Das Dokument, das BR24 vorliegt, hat keinen Titel, war jedoch auf einer Webseite zu finden, bei der naheliegt, dass sie von Tobias R. betrieben wurde. Dort fand sich bis Donnerstagmorgen ein Link zu dem PDF mit dem Titel "Skript mit Bildern". Dessen Autor zeichnet auf 24-Seiten ein rassistisches, rechtsextremes und von Verschwörungstheorien durchzogenes Weltbild. Die Seite ist mittlerweile nicht mehr abrufbar.

    Auch ein Video, das am 14. Februar auf YouTube unter dem Namen des mutmaßlichen Täters hochgeladen wurde, ist mittlerweile gelöscht. Es hatte rund 200 Aufrufe, bevor es aus dem Netz verschwand. In dem Video spricht ein Mann mit mittellangen Haaren, Sakko, weißem Hemd auf Englisch.

    In Video und Schreiben finden Versatzstücke dessen, was rechtsextreme Attentäter weltweit in der Vergangenheit als Gründe für ihre Taten angaben.

    Ob der Autor des Schreibens auch tatsächlich mit dem Tatverdächtigen des Anschlagt identisch ist, ist derzeit unklar. Der Generalbundesanwalt übernahm die Ermittlungen. Diese sollen auch zeigen, ob und inwiefern der Schütze von Hanau allein handelte. Der mutmaßliche Täter wurde nach Polizeiangaben tot in seiner Wohnung aufgefunden.

    Angaben zu mutmaßlichem Täter

    Auf der Homepage von Tobias R. fanden sich persönliche Angaben. Geboren sei er 1977, habe das Abitur in Hanau gemacht, danach Zivildienst geleistet. In Frankfurt habe er eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht und von 2000 bis 2007 in Bayreuth Betriebswirtschaftslehre (BWL) studiert.

    In seinem Dokument beschreibt er in elf Unterpunkten seinen angeblichen Werdegang. Das Papier gibt Einblick in ein paranoides und radikales Weltbild. So fordert der Autor darin unter anderem einen Genozid an allen Völkern, in denen nicht-weiße Menschen leben. Zuallererst nennt er mehrheitlich muslimische Länder und Israel als "Völker", die "komplett vernichtet werden müssen".

    Andere "Säuberungen" sollten "die restlichen afrikanischen Staaten, Süd- und Mittelamerika, die Karibik und natürlich das eigene Volk“ umfassen. Der Verweis auf das "eigene Volk" wird im Folgenden konkretisiert: "Nicht jeder der heute einen deutschen Pass besitzt [ist] reinrassig und wertvoll". In Deutschland könne sich der Autor eine Halbierung der Bevölkerungszahl vorstellen.

    Hass auf Frauen

    In seinem Schreiben formuliert der Autor auch seine Misserfolge bei Frauen. Er habe keine Beziehung führen können, obwohl er das wollte. Für diesen Umstand macht er Geheimdienste verantwortlich. Hass auf Frauen ist vor allem in der rechten Online-Subkultur der sogenannten Incels (involuntary celibacy, zu Deutsch: unfreiwillig zölibatär lebend) weit verbreitet.

    Verschwörungstheorie Überwachung

    Eine Verschwörungstheorie, die sich in Schreiben, Video und in den weiterführenden Links auf der Homepage von Tobias R. findet, ist die massenhafte Überwachung und angebliche Lenkung von Menschen durch amerikanische Geheimdienste. Der Autor beschreibt sie als "Geheimorganisationen".

    In dem auf YouTube veröffentlichten Video spricht der Autor von unsichtbaren, geheimen und bösen Verbünden, die die Menschheit versklavten. Er ruft darin das amerikanische Volk auf, gegen diese angeblichen Bünde zu kämpfen.

    Krieg für das Volk

    Das Schreiben ist durchzogen von psychologisch auffälligen, paranoiden Stellen. Dennoch macht der Autor am Ende des Textes nochmals deutlich, worum es ihm geht: um einen "Krieg [...] gegen die Geheimorganisationen und gegen die Degeneration unseres Volkes".