Rothaarbahn ist unzuverlässigste Linie in Westfalen-Süd

Nach wie vor kommen noch nicht einmal drei von vier Zügen der RB 93 pünktlich in Siegen an.
Nach wie vor kommen noch nicht einmal drei von vier Zügen der RB 93 pünktlich in Siegen an.
Foto: Hendrik Schulz
  • Von zehn Linien ist die Rothaarbahn die unpünktlichste
  • Zweckverband hat „zumindest Hoffnung“ auf Besserung
  • Keine Fortschritte bei Beseitigung von Bahnübergängen

Kreuztal/Hilchenbach. Immerhin: Nicht mehr nur 71, sondern nun 72,3 Prozent aller Züge der Rothaarbahn erreichen ihre Stationen mit weniger als drei Minuten Verspätung. Damit sind bald schon wieder drei von vier Bahnen pünktlich. „Es besteht zumindest Hoffnung“, sagt Markus Stirnberg, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS).

In Sachen Pünktlichkeit hat der Rhein-Sieg-Express („rsx“) die rote Laterne, die er sonst traditionell mit sich führt, immer noch an die zwischen Betzdorf und Bad Berleburg pendelnde Regionalbahn ausgeliehen: Die aus Köln kommenden Züge sind zu 73,9 Prozent im Plan. Die einst zuverlässige Verbindung ins nördliche Siegerland und ins Wittgensteiner Land ist seit Ende vorigen Jahres aus dem Takt geraten: Die Hessische Landesbahn hat den Betrieb von der Deutschen Bahn übernommen und kämpfte eine ganze Weile mit ihrem Fuhrpark und ihrer Personalplanung. Hinzu kam die Verlängerung der Linie über Siegen hinaus nach Betzdorf.

Das wurde bereits getan

ZWS-Geschäftsführer Günter Padt wies in der Verbandsversammlung auf Maßnahmen hin, um die Rothaarbahn wieder pünktlicher zu machen:

Der 7-Uhr-Zug wird neu und pünktlich in Siegen eingesetzt — die aus Betzdorf möglicherweise verspätet eintreffende Rothaarbahn fährt stattdessen weiter nach Frankfurt.

Wenn der Rhein-Sieg-Express zu spät ist, muss er die Rothaarbahn ab Betzdorf vorausfahren lassen — umgekehrt muss die Rothaarbahn, wenn sie zu spät ist, von Siegen bis Betzdorf hinter dem rsx herfahren. Beim nächsten Fahrplanwechsel im Dezember soll sich die Beschleunigung der Siegstrecke und das neue Gleis in Betzdorf bemerkbar machen: Dann gelten in Siegen neue Abfahrtszeiten.

Bei allzu großer Verspätung wendet die Rothaarbahn in Erndtebrück. Fahrgäste in Richtung Bad Berleburg werden dann mit einem Ersatzbus oder mit Taxen weiter befördert.

Das fehlt noch

Eine ganze Reihe von Verbesserungen, die auf der Strecke möglich sind, wurden nach wie vor nicht umgesetzt. Auch daran erinnerte Günter Padt die Verbandsversammlung:

Ab Dezember sollte eigentlich die gleichzeitige Einfahrt der Züge aus Kreuztal und Bad Berleburg auf ihre Gleise im Bahnhof Hilchenbach möglich sein. Dazu muss unter anderem ein Signal neu gesetzt werden, insgesamt wurde die Investition mit rund 500 000 Euro veranschlagt. „Ein Problem ist aufgetreten“, berichtete Padt, vier Monate Verzögerung werden erwartet. So lange noch werden im Hilchenbacher Bahnhof die Züge drei Minuten lang aufeinander warten müssen.

Schwerer wiegt die Investition in die Sicherung oder Beseitigung von Bahnübergängen. „Der Auftrag stammt aus dem Jahr 2011“, sagte Padt, „wir sind da noch nicht richtig weitergekommen.“ In Hilchenbach traf der Plan, den Bahnübergang Schmidtseifen in Dahlbruch zu schließen, auf entschiedenen Widerstand. Verhandlungen, auch diesen Übergang zu sichern oder wenigstens für Anwohner und Fußgänger offen zu halten, scheiterten — die Schließung kann die Bahn jetzt nur mit einem Planfeststellungsverfahren erzwingen. Zwischen Lützel und Erndtebrück, wo die Strecke parallel zur B 62 verläuft, liegt ein Bahnübergang neben dem nächsten; die Züge können dort nur mit 20 km/h passieren. Das Investitionsprogramm nennt einen Finanzbedarf von 9,6 Millionen Euro.

Das kommt

Eine Erfolgsnachricht hatte ZWS-Geschäftsführer Padt für die Zweckverbandsversammlung dann aber doch dabei:

Mit dem Fahrplanwechsel, der Mitte Dezember ansteht, wird das Angebot auf der Rothaarbahn an den Wochenenden verbessert. Zwölf Fahrten wurden zusätzlich bestellt, so dass der Stundentakt zwischen Betzdorf und Bad Berleburg dann auch samstags und sonntags möglich wird.

In Prozent: So pünktlich sind die zehn Bahnlinien des ZWS 

97,4 Prozent der Züge auf der Hellertalbahn zwischen Betzdorf und Dillenburg sind pünktlich — damit ist diese Linie der Hessenbahn nach wie vor die zuverlässigste Bahnverbindung im Bereich des ZWS.

93,5 Prozent der Züge auf der Linie RB 91 sind pünktlich – damit ist die Ruhr-Sieg-Bahn der Abellio zwischen Siegen und Hagen zweiter Sieger.

93,1 Prozent der Fahrten schafft der Biggesee-Express der Hessenbahn von Finnentrop nach Olpe nach Fahrplan-Vorgabe.

92,8 Prozent Pünktlichkeit erreicht die Sieg-Dill-Bahn von Siegen nach Dillenburg.

91,3 Prozent werden für den RE 16 notiert – die Regionalexpresslinie der Abellio von Siegen nach Essen.

88,6 Prozent schafft der RE 99 der Hessenbahn von Siegen nach Frankfurt. Mittlerweile, so Markus Stirnberg, seien die Züge „wieder deutlich pünktlicher“, weil Baustellen nicht mehr aufhalten.

84,5 Prozent sind der Wert für die neue RB 90. Die Westerwald-Sieg-Bahn fährt von Westerburg nach Siegen — und reißt zunehmend die Drei-Minuten-Grenze, von der ab ein Zug als verspätet gilt.

82,6 Prozent der Züge auf der Oberen Lahntalbahn (Marburg-Erndtebrück) sind pünktlich.

73,9 Prozent der rsx-Züge von Aachen oder Köln nach Siegen der Deutschen Bahn fahren — nahezu — nach Plan.

73,3 Prozent für die Rothaarbahn, seit fast einem Jahr das Schlusslicht in dieser Statistik.

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