FC Germania Helsinki – Ein Einwanderer-Fußballverein in Helsinki mit großen Ambitionen

(Collage: Finntastic | LOGO: FC Germania Helsinki | FOTOS: Suomi Photography/Manuel Bösch) Aus Leidenschaft für den Fußball - Vorsitzender Tim Becker und Kassenwart Simon Schultheis kicken selbstverständlich auch für den Verein.
(Collage: Finntastic | LOGO: FC Germania Helsinki | FOTOS: Suomi Photography/Manuel Bösch) Aus Leidenschaft für den Fußball - Vorsitzender Tim Becker und Kassenwart Simon Schultheis kicken selbstverständlich auch für den Verein.

Der FC Germania Helsinki ist ein Einwanderer-Fußballverein in Helsinki. Die Idee zur Gründung kam drei befreundeten, deutschen Auswanderern 2015 spontan bei einem Stammtischbier. Mittlerweile spielen im Verein Menschen aus über 15 Nationen. Ich habe mit dem Vorsitzenden Tim Becker und Kassenwart Simon Schultheis über die Geschichte des Vereins gesprochen. Im Interview verraten sie uns mehr über die sportlichen Ambitionen des Vereins und welche Pläne sie für die Zeit nach der Coronakrise haben.

Veikkausliiga wir kommen! – Interview mit dem Vorsitzenden des FC Germania Helsinki Tim Becker und Kassenwart Simon Schultheis

Finntastic:
Moikka ihr zwei, schön euch zu sehen. Bevor wir näher auf euren Verein zu sprechen kommen, verratet uns, wie hat es euch nach Helsinki verschlagen?

Tim Becker:
Bei mir ging alles bei einem Auslandsaufenthalt in Vilnius, in Litauen los. Dort lernte ich 2005 eine Finnin kennen. Zwei Jahre später sind wir in Tikkurila bei Helsinki zusammengezogen. Im Grunde also ein „Klassiker“. Gebürtig bin ich aus dem Erzgebirge und aufgewachsen vor dessen Toren in Chemnitz, übrigens der Partnerstadt von Tampere.

Simon Schultheis:
Und ich bin in Bad Kreuznach als Sohn einer Finnin geboren und groß geworden. Nach dem Abitur wollte ich mal in einer größeren Stadt wohnen und da dachte ich “Hey, warum nicht Helsinki – da habe ich auch Verwandtschaft. Und mir hat es so gut gefallen, dass ich geblieben bin.”

Finntastic:
Erzählt uns ein wenig über euren Verein FC Germania Helsinki. Wie kam es zur Gründung?

Tim Becker:
Die Wiege unseres Vereins ist der Saksalaiset Stammtisch, also ein deutschsprachiger Stammtisch in Helsinki. Als Deutschland 2014 Fußballweltmeister wurde, entstand im Rahmen der Fußball-Euphorie im Mai 2015 beim Stammtisch die Idee, eine deutschsprachige Fußballmannschaft in Helsinki ins Leben zu rufen. Das Ganze war also mehr oder weniger eine Schnapsidee unter Freunden, nämlich zwischen Stammtischorganisator Michael Lutzeier aus Schwaben, Konstantinos Oikonomides aus Nürnberg und mir. *lacht*.

Gleich am nächsten Tag habe ich unsere Idee in der Facebookgruppe „Deutsche in Finnland“ vorgestellt und in die Runde gefragt, wer Lust hat mitzumachen. Kurz darauf fand unser erstes freies Training auf der grünen Wiese statt. Schließlich kamen immer mehr Fußballbegeisterte regelmäßig zum Training. Und so haben wir 2017 dann unseren Verein gegründet. Seit 2019 sind wir auch Mitglied des finnischen Fußballverbands.

Vereinsgründung FC Germania Helsini 2017
(FOTO: FC Germania Helsinki) 2017 wurde aus einer Schnapsidee Realität. Gemeinsam mit zahlreichen fußballbegeisterten Einwanderern wurde der FC Germania Helsinki als Verein gegründet.

Finntastic:
Und was ist das Ziel eures Vereins?

Tim Becker:
Anfangs stand natürlich der Spaß am Kicken im Vordergrund, aber auch das Pflegen deutscher Kultur und das Vernetzen von deutschen Einwanderern in Helsinki. Für viele deutschsprachige Einwanderer war es einfach schön, sich regelmäßig einmal die Woche auf dem Fußballplatz zu treffen, zu kicken, ein wenig Deutsch zu sprechen und im Anschluss an das Training dann ein Bierchen zu trinken. Oft ist es für Einwanderer egal welcher Nation in Finnland nämlich nicht ganz einfach Anschluss zu finden.

Simon Schultheis:
Genau! Und die Hürde ist meist groß, sich einem finnischen Fußballclub anzuschließen, weil viele die finnische Sprache noch nicht beherrschen. Bei uns hingegen spielt das eben keine Rolle, weil wir überwiegend Einwanderer sind. Und man kann sich eben auch über den Fußball hinaus zum Beispiel über das Leben in Finnland austauschen. Das schafft ein Gemeinschaftsgefühl und niemand fühlt sich mehr so alleine. Ich glaube, dass ist auch ein Grund, warum unser Verein in den letzten Jahren so schnell gewachsen ist. Mittlerweile hat sich unser Verein deshalb zu einem internationalen Fußballverein weiterentwickelt.

Gründungsspiel 2015
(FOTO: FC Germania Helsinki) 2015 trafen sich die ersten Fuballbegeisterten auf der grünen Wiese in Helsinki.

Finntastic:
Wie kamt ihr zu eurem Vereinsnamen? Und welche Bedeutung steckt hinter eurem Logo?

Tim Becker:
Das Wort Germania stammt aus dem Lateinischen und ist ein Begriff für das Gebiet germanischer Völker. Und weil der Ursprung unseres Vereins eben der Zusammenschluss von fußballbegeisterten Einwanderern aus Deutschland war, passt die Kombination FC Germania Helsinki aus unserer Sicht sehr gut. Auch andere deutschsprachige Vereine im Ausland nutzten das Wort für ihren Vereinsnamen. Aber uns ist auch bewusst, dass das Wort auch eine problematische Seite hat. Deshalb grenzen wir uns klar gegen jegliche Form von Rassismus ab. Natürlich war unser Verein zu Beginn eine deutschsprachige Initiative, aber er hatte zu keinem Zeitpunkt eine ausschließende Funktion. Bei uns kann jeder mitmachen der in Helsinki und Umgebung wohnt und Spaß am Fußball hat!

Daher ist das Logo auch eine Abwandlung vom Helsinkier Stadtwappen. Der Fußball als Steuerrad steht für unsere gemeinsame Fußballleidenschaft und die Vuvuzelas, die als Ruder dienen, sind eine Anspielung auf die Vuvuzelas, die als Erkennungszeichen immer auf unserem Saksalaiset Stammtisch standen. Und das Schiff in unserem Logo spiegelt letztendlich wider, dass wir ein internationaler Einwandererverein sind und die meisten unserer Mitglieder ja quasi nach Finnland eingeschippert sind.

Logo FC Germania Helsinki
(LOGO: FC Germania Helsinki)

Finntastic:
Wie viele aktive Mannschaften habt ihr derzeit?

Tim Becker:
Wir sind mittlerweile mehr als 60 Mitglieder aus über 15 Nationen. Unser Verein ist wie bereits erwähnt längst über einen rein deutschsprachigen Verein hinausgewachsen. Das spiegelt sich vor allem bei den Jüngeren in der 1. und 2. Mannschaft wider. Trainingssprache ist dort Englisch. Wir haben aber auch eine Hobbymannschaft, die in der Freizeitliga spielt. Der Altersdurchschnitt liegt dort zwischen 35 und Anfang 50 Jahren und Deutsch ist noch recht stark vertreten, auch weil die meisten von den Gründungsmitgliedern noch immer dabei sind. Somit unterteilt sich unser Verein derzeit in die leistungsorientierten beiden jungen Mannschaften sowie die Hobbyliga, wo es vorrangig nur um den Spaß am Fußballspielen geht.

Leider haben wir derzeit nur männliche Spieler. Wir hatten in der Wintersaison 2018/2019 aber auch schon eine Damenmannschaft. Die ist bedauerlicherweise wieder auseinandergefallen, weil einige der Spielerinnen aus Helsinki weggegangen oder bereits in anderen Teams vor Ort aktiv waren. Aber natürlich würden wir uns freuen, wenn wir künftig wieder eine Damenmannschaft hätten. Und auch einem gemischten Freizeitteam stehen wir offen gegenüber. Derzeit bauen wir außerdem eine Jugendabteilung auf. Gestartet wurde jetzt mit Kindern im Vorschulalter, also für die Jahrgänge 2015 und 2016. Eigentlich wollten wir bereits im Januar in der Deutschen Schule Helsinki mit dem Training starten, am 10. April konnten wir nun endlich draußen mit dem Kindertraining loslegen.

FC Germania Helsinki 11er Mannschaft 2020
(FOTO: Suomi Photography/Manuel Bösch) Die 1. Mannschaft des FC Germania Helsinki in den Trikots des Gründungssponsors aus Lübeck, dem Logistikunternehmen Bruhn Spedition, Juni 2020.

Finntastic:
Wo in Helsinki trainiert ihr? Habt ihr einen festen Platz? Und wer trainiert eure Mannschaften?

Tim Becker:
Einen festen Platz haben wir nicht. Wir müssen uns jedes Halbjahr wieder neu umschauen. Aber in den letzten Jahren ist der Platz in Vallilanlaakso, mitten in Helsinki, sozusagen zu unserem Stammplatz geworden. Wir haben ihn schon wieder für den Sommer angemietet, so dass hoffentlich bald dort immer freitags auch unsere Erwachsenen-Mannschaften trainieren können, wo seit 10. April 2020 bereits samstags die Kinder trainieren. Im Winter haben wir bislang für das Training  jedes Jahr eine Halle organisiert. Trainer unserer Hobbymannschaft ist Oliver Boldt, der übrigens sogar eine finnische Trainerlizenz besitzt. Und die erste und zweite Mannschaft haben zurzeit einen Spielertrainer, der gleichzeitig auch erster Torwart ist und der von einem Co-Spielertrainer unterstützt wird.

An dieser Stelle ist es vielleicht noch einmal gut zu erwähnen, dass ein Verein wie wir davon lebt, dass es engagierte Mitglieder gibt, die gerne bestimmte Aufgaben und Ehrenämter zum Beispiel einen Trainerposten übernehmen. Dieses ehrenamtliche Engagement ist bei uns zum Glück überdurchschnittlich gut. Das spiegelt sich auch in unserem Vorstand wider, der in diesem Jahr von vier auf sieben Mitglieder angewachsen ist, so dass wir die Vereinsarbeit jetzt noch besser aufteilen können. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die sich so fleißig in unserem Verein engagieren.

Finntastic:
Eure Mannschaften sind in der letzten Zeit recht erfolgreich gewesen. An welchen Turnieren nehmt ihr teil? Welche besonderen Erfolge konntet ihr bislang mit euren Mannschaften verbuchen?

Tim Becker:
Wir sind mit unserer ersten Mannschaft 2019 in die Kutonen, also die siebthöchste Spielklasse der finnischen Fußballliga eingestiegen und damals gleich beim ersten Anlauf in die Vitonen, also die sechshöchste Spielklasse aufgestiegen. Das war für uns ein wirklich toller Erfolg. Allerdings ging die letzte Saison in der Vitonen ein wenig durchwachsen los. Aber letztendlich haben wir dann doch einen ausgezeichneten vierten Platz geschafft.

Die Euphorie und der Ehrgeiz noch mehr zu erreichen ist deshalb in unserem Amateurbereich groß. Das spiegelt in gewisser Weise auch unser Slogan “Veikkausliiga wir kommen!“ wider, der auf unserem Fanschal steht und von Anfang an einer unserer Leitsprüche war. Natürlich sehen wir das Ganze sportlich und mit einem Augenzwinkern, denn die Veikkausliiga ist ja im Grunde die Bundesliga von Finnland. Dahin aufzusteigen, ist also wirklich harte Arbeit. Der Zulauf zur ersten Mannschaft war jedenfalls im letzten Jahr trotz Corona groß und so haben wir uns entschlossen noch eine zweite Mannschaft für die Ligasaison 2021 in der Kutonen anzumelden. Wir werden also künftig drei Erwachsenenteams haben.

FC Germania Helsinki grüßt Thomas Dähne
(FOTO: FC Germania Helsinki) Der FC Germania Helsinki ist stolz auf sein Ehrenmitglied Thomas Dähne, Torwart beim Bundesligazweitligisten Holstein Kiel.

Finntastic:
Ihr habt neben mehreren großen Sponsoren auch einige recht bekannte Leute mit an Bord.

Tim Becker:
Ja genau, Torsten Tiebout vom Philharmonischen Orchester Helsinki spielt zum Beispiel bei uns in der Freizeitmannschaft. Und dann ist da zum Beispiel Professor für Entrepreneurship Ewald Kiebler von der Aalto University School of Business, der ehemals aktiv für verschiedene österreichische Fußballvereine war, oder auch unser Gründungsmitglied Konstantin Oikonomides, der übrigens deutscher Rekordnationalspieler im Pesäpallo, einer Art finnischem Baseball, ist. Michael Rießler, Professor für Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Ostfinnland und Experte für samische Sprachen, ist im Sommer 2020 zu unserem Verein gestoßen. Und dann darf ich natürlich unser Ehrenmitglied Thomas Dähne nicht vergessen. Das ist ein deutscher Profitorwart, der zwei Jahre beim hiesigen Spitzenverein HJK Helsinki das Tor gehütet hat und 2017 mit HJK finnischer Meister und Pokalsieger geworden ist. Inzwischen spielt er bei Holstein Kiel in der zweiten Bundesliga. Wir wollten ihn auch längst in Deutschland zu einem Spiel besuchen, aber leider ist uns Corona dazwischengekommen.

Finntastic:
Habt ihr denn auch Kontakt zu anderen deutschen Fußballclubs oder Institutionen in Finnland?

Tim Becker:
Na klar! Im Zuge unserer Fußball-Euphorie hat sich ein wenig später in Turku Dank der Initiative von Jens Grübl vom dortigen Finnisch-Deutschen Verein eine weitere Fußballmannschaft von dort lebenden Deutschen namens Turbine Turku zusammengefunden. Gegen Turbine Turku haben wir bereits mehrere Freundschaftsspiele absolviert und sie wiederholt zu unserem vormals jährlich organisierten FC Germania Cup in Helsinki begrüßt. 2018 wurden wir sogar zu einem Rückspiel nach Turku zum Deutsch für Turku Pokal eingeladen, den wir 3:1 gewannen. Und als wir in der Saison 2018/2019 eine Damenmannschaft hatten, haben wir auch die Damenmannschaften beider Vereine gegeneinander antreten lassen. Die FCGH Ladies siegten beim FC Germania Cup 2018 mit 4:0. Turbine Turku ist im Grunde unser Prestigegner wenn es um die deutschen Derbys in Finnland geht. Wir hoffen, dass wir nach der Pandemie wieder an diese schöne Tradition anknüpfen können.

Simon Schultheis:
Wir hatten aber auch schon Freundschaftsspiele gegen Mannschaften anderer Institutionen in Helsinki und weiterer Fußballteams. Ganz zu Beginn im September 2015 haben wir zum Beispiel gegen irakische Flüchtlinge oder dann 2018 gegen ein Fußballteam von Häftlingen des Helsinkier Gefängnisses in Sörnäinen gespielt. Und wir haben auch schon gegen die Helsinki Diplomat Sports, eine internationale Mannschaft von Botschaftsmitarbeitern, eine Mannschaft des finnischen Parlaments oder des finnischen Außenministeriums gespielt. Und anlässlich der letzten WM in Russland gab es 2018 ein Freundschaftsspiel gegen die Mannschaft der russischen Botschaft in Helsinki.

FC Germania Helsinki 11er Mannschaft 2020 (2)
(FOTO: FC Germania Helsinki) Die 1. Mannschaft des FC Germania Helsinki am Olympiastadion in den Aufwärmtrikots ihres Sponsors aus Franken, den Webhosting-Dienstleister Hetzner Online (August 2020).

Finntastic:
Wie beeinträchtigt Corona euer Vereinsleben? Hier in Deutschland ruht in vielen Vereinen die aktive Vereinsarbeit komplett. 

Tim Becker:
Das ist hier im Grunde nicht anders. Corona hat uns im letzten Jahr kalt erwischt. Das ging im März 2020 los. Bis Juni 2020 waren wir sozusagen in einer erzwungenen Trainingspause. Im Sommer konnten dann zum Glück die Ligaspiele und auch das Training wieder stattfinden. Leider ist unser FC Germania Cup, der bisher immer zum Jahresende stattfand, im letzten Jahr Corona zum Opfer gefallen, genauso wie unser deutscher Karaoke-Abend. Simon hat 2019 auch eine leckere Gulaschsuppe für den Weihnachtsmarkt der Deutschen Schule Helsinki gekocht, womit wir uns dann ein wenig Geld für die Vereinskasse hinzuverdienen konnten. Auch das fiel 2020 weg. Schade ist auch, dass die Fußball-Europameisterschaft verschoben wurde. Eigentlich wollten wir mit unserem Verein wieder ein paar Public Viewings organisieren.

Ende November war dann wegen Corona wieder Trainingspause, gerade, als wir mit unserem Hallentraining begonnen hatten. Seitdem ist kein offizielles Vereinstraining erlaubt. Um sich fit zu halten treffen sich vor allem Spieler aus den Ligamannschaften regelmäßig in Kleingruppen zum Laufen und Fitnesstraining. Es gibt in Helsinki einige gute Plätze mit Outdoor-Fitnessgeräten. Und auch im Vorstand sind wir sehr aktiv. Wir planen natürlich trotz allem die neue Saison und haben gerade auch neue Spielkleidung für unsere Mannschaften designt und bestellt. Seit kurzem gibt es auch eine Art digitales Vereinsheim, wo sich die Mitglieder online treffen und ein wenig austauschen können.

Simon Schultheis:
Genau, denn dieses soziale Miteinander macht uns als Verein aus. Durch Corona ist das natürlich alles weggefallen. Natürlich kann unser digitales Vereinsheim die regelmäßigen Treffen nicht komplett ersetzen. Aber zur Überbrückung ist das auf jeden Fall eine Alternative. Was ich zudem als sehr positiv bewerte ist, dass wir trotz Corona einen stetigen Zuwachs an neuen Mitgliedern haben. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass wir uns in den Social Media professioneller aufgestellt haben. Und was richtig gut angekommen ist, übrigens auch bei der Verwandtschaft daheim in Deutschland, dass wir alle Ligaspiele der ersten Mannschaft im letzten Jahr live auf unserem YouTube-Kanal übertragen haben, die ich übrigens auch als Live-Kommentator begleitet habe. Lustig war, dass das ein paar Finnen entdeckt haben und unser Livestream somit in einem finnischen Fußballforum Erwähnung fand. Dadurch hatten wir letztendlich auch viele Kommentare im Live-Chat.

Weihnachtsmarkt Deutsche Schule Helsinki - FC Germania Helsinki 2019
(FOTO: FC Germania Helsinki) Ehrenamt aus Leidenschaft – Das Team des FC Germania Helsinki beim Gulaschausschank auf dem Weihnachtsmarkt der Deutschen Schule Helsinki.

Finntastic:
Und was glaubt ihr, wie kommt es, dass Finnland plötzlich im Fußball erstmals so aktiv dabei ist? Und wie schätzt ihr die Chancen der Finnen bei der nächsten Fußball-Europameisterschaft ein?

Simon Schultheis:
Ich würde sagen, dass das mehr oder weniger Zufall ist. Aktuell gibt es einfach recht viele Talente in der aktuellen Mannschaft, einen guten Trainer und eben ein gutes Teammanagement. Jedenfalls ist die Euphorie in Finnland groß. Das war schon damals so, als sich Finnland gegen Lichtenstein für die EM qualifiziert hat. Da gab es in Helsinki ein riesiges Feuerwerk. Auffällig war bei einigen Vorbereitungs- und Qualifikationsspielen, dass die finnische Mannschaft offensichtlich selbst für die erfahrene, deutsche Nationalelf einen recht zähen Gegner darstellte. Ich könnte mir deshalb schon vorstellen, dass Finnland es zumindest bis ins Viertelfinale schaffen könnte.

Tim Becker:
Ich denke, dass bei Finnlands aktueller Position auch die Erfolge von Teemu Pukki eine große Rolle spielen. Das ist ein finnischer Spitzenfußballer, der in der letzten Zeit einige Tor-Erfolge eingefahren hat, zum Beispiel erst kürzlich wieder zum EM-Auftakt gegen Bosnien-Herzegowina. Und da Finnland ja das erste Mal überhaupt bei der EM dabei ist, hat die finnische Nationalelf ja nichts zu verlieren. Warten wir es also einfach ab!

Finntastic:
Und was sind eure Vereinspläne für die Zukunft, außer die Veikkausliiga zu erobern?

Tim Becker:
*lacht* Ich würde sagen, dass ist definitiv unser ambitioniertestes Ziel! Ansonsten pflegen wir eben auch über den Fußball hinaus unsere Gemeinschaft. Gerade hat auch eine Mitgliederumfrage ergeben, dass das besonders geschätzt wird. Daher wird es auch künftig über den Fußballplatz hinaus ganz normal gemeinsame Aktivitäten geben, wie das Feierabendbier nach dem Spiel oder hoffentlich auch wieder einmal unseren Karaoke-Abend.

Außerdem würden wir uns über ein paar weibliche Fußballbegeisterte freuen, damit wieder eine Damenmannschaft zu Stande kommt. Und dann wollen wir uns künftig auch intensiv der Nachwuchsförderung widmen. Das wöchentliche Training der Kids hat ja jetzt endlich begonnen. Ansonsten warten wir derzeit darauf, dass die Ligaspiele wieder losgehen und wir mit dem Training weitermachen können. Aber wir sind optimistisch, dass wir, wenn nicht im Mai, dann spätestens im Juni wieder in unsere fussballerischen Vereinsaktivitäten einsteigen können. Wer also im Großraum Helsinki wohnt und Lust hat bei uns mitzumachen, kann sich gerne bei uns melden!

Finntastic:
Freut mich, dass ihr trotz Corona so optimistisch mit eurem Verein in die Zukunft schaut.

Tim Becker:
Na klar, das finnische Sisu verbietet es uns Trübsal zu blasen. *lacht* Und wenn Corona vorbei ist und Du das nächste Mal in Helsinki bist, komm gerne zu einem unserer Trainings oder Spiele vorbei. Wir laden Dich im Anschluss dann natürlich auch auf ein Bierchen ein.


Über den FC Germania Helsinki

FC Germania Helsinki Vorstand 2020-21
(FOTO: FC Germania Helsinki) Der Vorstand des FC Germania Helsinki freut sich immer über neue fußballbegeisterte Mitglieder. Wer Spaß am Kicken hat oder auch Interesse an einem Ehrenamt, kann sich gerne mit dem Vorstand des Vereins in Verbindung setzen.

Der FC Germania Helsinki ist ein Einwanderer-Fußballverein in Helsinki und der weiteren Hauptstadtregion und gehört zu den offiziellen auslandsdeutschen Institutionen in Finnland. Initiiert haben ihn im Mai 2015 Michael Lutzeier, Tim Becker und Konstantinos Oikonomides. Mittlerweile hat der Verein über 60 Mitglieder. Die Gründungsmitglieder des Vereins sind zum großen Teil deutsche Einwanderer oder Finnen mit deutschsprachigem Hintergrund. Mittlerweile sind aber viele Mitglieder aus über 15 verschiedenen Ländern hinzugekommen, denn der Verein ist für jeden Fußballinteressierten im Großraum Helsinki offen.

Der Verein hat ehrgeizige Ambitionen für die Teilnahme seiner Mannschaften in der finnischen Fußballliga, legt bei allem Ehrgeiz aber auch großen Wert auf Gemeinschaft, Toleranz und das ehrenamtliche Engagement seiner Mitglieder. Im Slogan „Veikkausliiga wir kommen!“ der auf den Vereinsschals thront, steckt daher sicher auch eine gehörige Portion Ironie. Dennoch können sich die unmittelbaren Erfolge der ersten Mannschaft in der finnischen Fußballliga durchaus sehen lassen. Bereits in der ersten Saison 2019 stieg die Mannschaft ruckzuck von der Einstiegsliga, also der Kutonen, in die nächsthöhere Spielklasse auf. Die Mannschaft beendete die zweite Saison 2020 trotz anfänglicher Anlaufschwierigkeiten sogar mit einem guten vierten Platz und spielt seitdem in der sechshöchsten Spielklasse (Vitonen) der finnischen Fußballliga (Stand 2021).

Der Zulauf zum Verein und auch der Ehrgeiz der Spieler besonders in der erste Mannschaft ist groß, so dass in der nächsten Saison 2021 auch eine zweite Mannschaft in der Kutonen an den Start gehen wird. Außerdem gibt es eine Hobbymannschaft und eine gemischte Kindermannschaft für die Geburtsjahrgänge 2015 und 2016. In der Wintersaison 2018/2019 trainierte und spielte auch eine Damen-Freizeitmannschaft, die FCGH Ladies, für den Verein. Sollten sich genügend Spielerinnen zusammenfinden, würde sich der Verein auch über eine Reaktivierung der Damenmannschaft freuen. Damen können aber auch im aktuellen Hobbyteam mitkicken.

Weitere Informationen zum Verein unter www.fcgermania.fi und auf Facebook. Auf YouTube gibt es außerdem einige Live-Mitschnitte der vergangengen Ligaspiele zum Nachschauen. Wer im Großraum Helsinki wohnt und gerne Fußball spielt, kann sich einfach mit dem Verein in Kontakt setzen. Darüber hinaus freut sich der Verein auch immer über neue Fans, die die Mannschaften bei den künftigen Ligaspielen anfeuern. Den passenden Vereinsschal mit dem Slogan „Veikkausliiga wir kommen – Se joukkue“ gibts im FC Germania Webshop zu erwerben.

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