Nach Testspiel in Most Chemnitzer FC: "Rechtsradikale Fans sind eine Minderheit"

Mit einem Video ist der Chemnitzer Fussballclub in die Schlagzeilen geraten. Einige Fans des Vereins zogen am Sonnabend nach einem Testspiel des Chemnitzer FC gegen gegen den FK Banik Most-Sous durch die tschechische Stadt. Auf dem Video ist zu sehen und deutlich zu hören, wie eine Gruppe CFC-Fans rechtsradikale Parolen skandiert. Am Montag äußerten sich Verein und der Oberbürgermeister der Stadt bei MDR SACHSEN erneut zu den Vorfällen.

Symbolbild zur Insolvenz des Traditionsclubs Chemnitzer FC
Der CFC distanziert sich von rechtsradikalen Parolen einer Gruppe von Fans. Bildrechte: imago/Ralph Peters

Der Chemnitzer Fußballclub (CFC) hat sich erneut zu den rechtskadikalen Parolen von Fans bei einem Testspiel im tschechischen Most geäußert. Marc Arnold, Geschäftsführer Sport des Vereins, sagte MDR SACHSEN am Montag, der CFC distanziere sich in aller Form und aller Härte von den Vorfällen. Dabei sprach er von einer Minderheit von Fans.

Man muss natürlich differenzieren, dass das 20 bis 25 Leute waren, die da unterwegs sind. Die stellen beileibe nicht den CFC in Gänze und schon gar nicht die Fans dar. Von daher sind das wirklich unschöne Szenen gewesen mit denen wir nichts zu tun haben wollen.

Marc Arnold Geschäfstführer Sport des Chemnitzer FC

Im Bild v.l.: Geschäftsführer Marc Arnold und Trainer Daniel Berlinski
Geschäftsführer Marc Arnold (links) bezog am Montag erneut Stellung zu den rechtsradikalen Parolen von Fans des CFC. (Archivbild) Bildrechte: imago images/Picture Point

Chemnitzer Oberbürgermeister fordert Konsequenzen

Auch der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze betonte bei MDR SACHSEN erneut, dass die Gruppe nicht für Chemnitz stehe. "Das sind Provokationen, vielleicht auch gezielte Provokationen", so Schulze. Man müsse jetzt klar zeigen, wofür Chemnitz wirklich stehe. Dafür seien alle Chemnitzerinnen und Chemnitzer gefragt. Außerdem verlangte Schulze rechtliche Konsequenzen und kündigte an, die tschechische Polizei bei Bedarf zu unterstützen.

Wir müssen rausfinden wer das war. Es gibt ja die Möglichkeiten, es gibt die Tickets, es gibt die Videos und die müssen die volle Härte spüren: Vereinsausschluss, Stadionverbot. Und wenn Straftaten passiert sind, müssen die verfolgt werden, das erwarte ich.

Sven Schulze Oberbürgermeister Chemnitz

Verein "entsetzt"

In einem Statement am Sonntag hatte sich der Verein klar von rechtsradikalen Fans distanziert. "Völlig fassungslos und mit größtmöglichem Entsetzen hat der Chemnitzer FC am Abend des 26. Juni 2021 von einem Video Kenntnis erhalten, in dem eine Gruppe von Personen mit rechtsradikalen Parolen augenscheinlich durch die Straßen von Most zieht", heißt es in der Erklärung. Nach dem Testspiel des CFC gegen den FK Banik Most-Sous habe damit eine unbelehrbare Minderheit den Ruf des gesamten Chemnitzer Fußballclubs in den Dreck gezogen und alle bisherigen Anstrengungen, das Bild des Vereins zu verbessern, konterkariert.

Die vorliegende Aufnahme zeigt die hässliche Fratze des rechten Randes der Gesellschaft, aber ganz gewiss nicht den Chemnitzer FC und das, wofür er stehen möchte.

Statement des Chemnitzer Fußballclubs

In der Erklärung heißt es weiter, dass die mehr als 2.300 Mitglieder, die haupt- und ehrenamtlichen Gremienvertreter und die vielen kleinen und großen Fußballer und Fußballerinnen nicht durch eine Gruppe von Idioten in eine Ecke gedrängt werden wollen. "Die Verantwortlichen des Chemnitzer FC sowie seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter distanzieren sich in aller Deutlichkeit von diesen Personen und den geäußerten, verabscheuungswürdigen Parolen."

Video zeigt rechtradikale Gesänge und "Sieg Heil"-Rufe

Auf der Videoaufnahme, die MDR SACHSEN vorliegt, sind deutlich "Sieg Heil"-Rufe zu vernehmen. Zuvor singt die Personengruppe Teile eines Liedes der verbotenen Rechtsrockband "Landser". Die mindestens zwanzig bis dreißig schwarz gekleideten Personen marschieren dabei durch ein Wohngebiet. Die Rechtsrockband "Landser" wurde 2003 wegen ihrer volksverhetzenden Texte und Aufforderung zu Straftaten als kriminelle Vereinigung eingestuft und verboten.

Polizei prüft strafrechtliche Konsequenzen

Auf Nachfrage von MDR SACHSEN bestätigte die Polizeidirektion Chemnitz, dass die Beamten Kenntnis vom Video haben. Eine Prüfung des Materials auf strafrechtliche Relevanz erfolge, sagte eine Sprecherin. In der kommenden Woche will die Polizei außerdem Kontakt zu den Behörden in Tschechien aufnehmen, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Auch der CFC prüft nach eigenen Angaben in enger Zusammenarbeit mit der Polizei Chemnitz die Videoaufnahmen. Der Fußballclub will demnach zeitnah Anzeige erstatten und weitere rechtliche Schritte mit aller Konsequenz und Härte anwenden.

Chemnitzer OB Schulze: "Wir dürfen nicht wegschauen"

Der Chemnitzer Oberbürgermeister Sven Schulze hatte bereits am Sonntag auf die Vorfälle in Most geschockt reagiert. Das habe mit sportlichem Wettbewerb im Fußball und friedlichem und respektvollem Zusammenleben in der Gesellschaft nichts zu tun. Seine Position dazu sei klar. "Dafür gibt es keine Toleranz, dafür gibt es keine Entschuldigung. Die Vorkommnisse im und am Stadion in Most spiegeln die Verankerung von rechtsradikalem, homophoben und damit menschenverachtenden Gedankengut in Teilen unserer Gesellschaft wider. Hier dürfen wir nicht wegschauen", schrieb er in einer Erklärung.

Sven Schulze
Sven Schulze (Bildmitte) ist Oberbürgermeister von Chemnitz. (Archivbild) Bildrechte: Erik Hoffmann

Gleichzeitig betonte er, dass diese Bilder nicht den wahren CFC repräsentierten. "Wir müssen jetzt diejenigen im CFC stärken, die sich für ein friedliches, weltoffenes, sportlich faires und positives Bild des Fußballs einsetzen." Er mahnte die Unterstützung aus der Mitte der Gesellschaft dafür an.

Quelle: MDR/tfr

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 27. Juni 2021 | 14:00 Uhr

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