Deutsches Kolonial-Lexikon (1920), Band II, S. 55

Heliographen. Der H. dient zur Übermittlung militärischer Nachrichten zwischen zwei Punkten durch Reflexion des Sonnenlichts mit einem oder zwei ebenen Spiegeln. Durch kurz- oder langandauerndes Niederdrücken eines Tasters wird vermittelst einer Hebelverbindung der auf einem Dreibein befestigte Spiegel um seine wagerechte Achse gedreht und dadurch der Gegenstation ein kurzer oder langer Lichtblick zugeworfen. Durch Verbindung kurzer und langer Lichtblicke werden die Punkte und Striche der beim Telegraphieren üblichen Morsezeichen wiedergegeben. Um das Sonnenbild auf einen entfernten Punkt zu werfen, muß die Spiegelebene rechtwinklig zu der Linie eingestellt werden, die den Winkel zwischen Sonne, Spiegel und Zielpunkt halbiert. Da die Sonne infolge ihrer (scheinbaren) Bewegung fortgesetzt ihren Standort ändert, so muß man den Spiegel beim Signalgeben wiederholt - etwa jede halbe oder ganze Minute nachstellen, ohne indes die Lage seines Mittelpunktes zu verschieben; zu diesem Zweck ist der Spiegel um seine senkrechte Achse drehbar auf dem Dreibein befestigt und mittels Schraube, Schneckenspindel und Schneckenrad verstellbar. Es werden vorwiegend Spiegel von 155 oder 250 mm Durchmesser nach der Bauart der Firma C. Zeiß in Jena verwendet; ersterer gestattet, mit gut ausgebildeten Leuten etwa 150, letzterer 120 Worte in der Minute zu übermitteln; die Sichtweite beträgt für ersteren in Deutsch-Ostafrika 80-100, für letzteren 150 km und mehr; auf 140 km sind die Morsezeichen noch mit bloßem Auge gut sichtbar. Nachts wird mit Lampenlicht signalisiert; in Deutsch-Ostafrika sind die Nächte für den Signaldienst besonders geeignet, weil sie klarer und nebelfreier sind als die Tagesstunden. Lampen mit Sauerstoff und Azetylen ergeben beim Signalisieren eine Sichtweite von etwa 60 km.

Baltzer.