Für etwa das Dreifache des Schätzpreises hat eine der wenigen noch erhaltenen deutschen Chiffriermaschinen des Zweiten Weltkriegs in Wien den Besitzer gewechselt. Die Engima aus dem Jahr 1944 wurde am Donnerstag online für 117.800 Euro versteigert, wie das Auktionshaus Dorotheum in der österreichischen Hauptstadt berichtet. Experten hatten den Wert auf 30.000 bis 40.000 Euro geschätzt. Die Maschine stammte aus einer österreichischen Sammlung. Wer der Käufer ist, durfte das Auktionshaus nicht verraten.
Die deutsche Wehrmacht sowie diplomatische Dienste, Polizei und Geheimdienste verwendeten Enigma-Maschinen (Enigma: Rätsel) seinerzeit zur Verschlüsselung des Nachrichtenverkehrs. Nach Schätzungen wurden etwa 40.000 Geräte gebaut, die meisten von der Version Enigma I, die jetzt in Wien zugeschlagen wurde.
Die Enigma verfügte über mehr als 150 Milliarden denkbare Kombinationen und galt deshalb als nicht zu knacken. Doch zugleich hatte die streng geheime Maschine, die aussah wie eine große Reiseschreibmaschine mit Kabeln und Steckern, Walzen und einem Leuchtfeld für alle Buchstaben, prinzipbedingt eine Schwäche: Ein Buchstabe konnte nie als er selbst verschlüsselt werden – ein „A“ im Klartext erschien niemals als „A“ im chiffrierten Funkspruch.
Diese Besonderheit hatten schon vor dem Krieg polnische Mathematiker erkannt; sie erwies sich als entscheidend. Denn so konnte man durch komplizierte Abgleiche abgefangener Funksprüche auf den jeweiligen Tagesschlüssel der Enigma schließen – sofern man dazu etwas Klartext hatte, den man mit dem Ergebnis der Verschlüsselung vergleichen konnte.
Bereits 1940 gelang es britischen Spezialisten, zunächst in den Code der deutschen Luftwaffe und anschließend in den des Heeres einzubrechen. Die Verschlüsselung der Kriegsmarine aber erwies sich als schwieriger, da sie eine modifizierte Version der Enigma einsetzte.
Den Schlüssel dazu gewannen die Mitarbeiter der Kryptologieabteilung des britischen Geheimdienstes in Blechtley Park aus Wettermeldungen, die der Befehlshaber der deutschen U-Boote täglich an seine Kommandeure funkte. Diese waren zwar verschlüsselt, aber in einem erbeuteten deutschen U-Boot fiel der Royal Navy der sogenannte Wetterkurzschlüssel in die Hände, mit dem die Besatzung die Nachrichten in Klartext übertragen konnte.
So war es den Alliierten möglich, den Code der Kriegsmarine zu knacken und zeitnah auf deren Befehle zu reagieren. Auf diese Weise gelang es, die deutschen U-Boote, die die Transportrouten im Atlantik angriffen, aufzuspüren und zu versenken. Die Entschlüsselung des Enigma-Codes wurde daher zu einem entscheidenden Wendepunkt des Krieges, zumal Wehrmacht und Kriegsmarine bis 1945 davon ausgingen, dass der Enigma-Schlüssel sicher sei.
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