Harald Schmidt ist ein Hüne. Alles überragend steht er kurz vor der vereinbarten Uhrzeit vor dem Café Reichard an der Kölner Domplatte und wartet. Viele Touristengruppen sind unterwegs, aber offenbar erkennt ihn niemand. Der Entertainer schlägt vor, sich auf die Café-Terrasse zu setzen, die bei bestem Wetter gut gefüllt ist. Er mag Zuhörer. Er mag das Unerwartete: „Für so ein Gespräch ist doch das Beste, was passieren kann, wenn sich jemand einschaltet!“

Berliner Zeitung: Herr Schmidt, Sie sind eine Fernsehlegende. Mit Sendungen wie „Schmidteinander“ oder Ihren Late-Night-Shows haben Sie Generationen von Zuschauern und Humoristen geprägt. Aber was ist eine Fernsehlegende eigentlich heute noch – vielleicht so etwas wie ein Stummfilmstar in den 40er-Jahren?

Harald Schmidt: Ich habe natürlich beide Antwortmodule im Repertoire. Wenn ich zum Beispiel mit einem Streamingdienst-Manager spreche, sage ich: Das lineare Fernsehen ist am Ende. Es wird nur noch gebinged und überhaupt – ich will jederzeit meine Serie gucken können. Wenn ich mit einem öffentlich-rechtlichen Manager spreche, sage ich hingegen: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen dauert noch mindestens 15 Jahre, denn die Gesellschaft wird immer älter. Der durchschnittliche Zuschauer von ARD und ZDF ist plus minus 63.

Kellnerin: Hallo!

Harald Schmidt: Oh, guten Tag, ja, da können wir schnell bestellen. Was nehmen Sie?

Haben sie einen frischen Ingwer-Tee?

Kellnerin: Leider nicht.

Dann nehme ich irgendeinen Kräutertee.

Harald Schmidt (überrascht): Oh. Wahnsinn. Entschuldigung. Ich nehme für echte Männer ein Kännchen Kaffee, für die harten Hunde, ja. Und Apfelkuchen mit Sahne bitte. So. Also: Sie haben an einem durchschnittlichen Wochenende, wenn ich es zusammenaddiere, 20 bis 30 Millionen Zuschauer von linearem Fernsehen. Jetzt gibt es natürlich die Zusatzmessungen, was hinterher noch alles nachgeschaut wird in den Mediatheken. Aber mit dem Herzkino im ZDF und dem Tatort in der ARD haben sie sonntags locker 13 Millionen vor dem Fernseher sitzen, und meine Lieblingsserie „Inspector Barnaby“ bei ZDF Neo schlägt dort alle Rekorde.

In meiner Blase spielt das sogenannte „lineare Fernsehen“ eigentlich keine Rolle mehr und ich frage mich, ob das ein Problem ist, dass es nicht mehr das eine gibt, auf das man sich beziehen kann, ob das Land unter der Abwesenheit von Gottschalk leidet.

Daniel Sadrowski für Berliner Zeitung
Harald Schmidt im Porträt.

Das Land … weiß ich nicht. Aber im Zusammenhang mit Gottschalk kann man ja nicht von Abwesenheit sprechen.

Aber es ist nicht mehr so, dass diese 14 bis 17 Millionen regelmäßig samstags …

… aber wir waschen ja auch nicht mehr in der Waschküche mit einem kohlebeheizten Kessel. Viele haben Strom mittlerweile – selbst in Ihrer Blase! Dieses Nachtrauern von alten Zeiten ist komplett unergiebig. Es ist so wie es ist und damit gehe ich um. Mir ist es auch egal, wie jemand fernsieht, weil ich jemand bin, der hauptsächlich auf der Bühne agiert und jetzt immer die Erlaubnis gebe, das alles für die jeweiligen Kanäle zu nutzen. Ich bin der Meinung, man muss das Material verfeuern. Mit Rechte sichern kommt man eh nicht mehr hinterher, also sage ich: Nehmt es doch auf mit euren Wackelkameras und macht damit, was ihr wollt.

Sie beschreiben sich als Bühnenkünstler, obwohl Sie kein festes Tour-Programm mehr haben. Das erinnert mich an eine Frage, die ich auch Sahra Wagenknecht gestellt habe, die ja ohne politisches Führungsamt ständig Forderungen stellt: Als oder für was sprechen Sie eigentlich?

Ich spreche ausschließlich für mich. Ich bin eindeutig Deutschlands profilierteste Interview-Maschine und könnte pro Tag drei Interviews geben. Es macht mir einen Riesenspaß, weil ich da Material teste, das ich für die Bühne übernehme oder umgekehrt. Für mich ist das Interview eine Form von Stegreiftheater.

Daniel Sadrowski für Berliner Zeitung
Harald Schmidt im Porträt.

Man kann also sagen, Ihre Kunst ist heute das anlasslose Interview?

Das weiß ja niemand besser als Sie! Das ist heute das siebte Interview in dieser Woche. Vor drei Tagen hatte ich eine Online-Pressekonferenz für Amazon, für den Start der neuen Serie „One Mic Stand“ und musste nach dem fünften Interview abbrechen. Wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich zehn Einzelinterviews machen können. Das ist ganz klar: Die Print-Medien kämpfen ums Überleben, und nachdem Lagerfeld tot ist, bin ich der Einzige, der noch ein ergiebiges Interview macht.

Kommen Print-Journalisten auf Sie zu, weil Sie Orientierung brauchen in einer sich immer schneller verändernden Welt? Früher haben Sie die ja allabendlich gegeben.

Ich würde nicht behaupten, dass ich jemand bin, der Orientierung gibt. Ich lerne sehr schnell aktuelle Sprachmodule und die geb ich dann zusammengefasst oder leicht geändert wieder. Aktuell ist es das Robert-Habeck-Modul, das heißt „Man weint, bevor man jemanden feuert“, und wird als neuer Politikstil gefeiert. Das kenne ich aber schon aus NRW: Wenn Industrie-Produktionen nach Rumänien verlagert wurden, kam am Nachmittag der aktuelle Ministerpräsident mit einem roten Scha,l und eine Stunde später gingen die Mitarbeiter mit einer Rose in der Hand vom Hof – statt Abfindung. Das macht mir großen Spaß, das zu lernen. Auch die Behauptung von Baerbock, die jetzt auf Shakespeare-Level gefeiert wird, wir seien angeblich in einer anderen Welt aufgewacht. Standard-Pointe dazu: Das hängt davon ab, in welcher Welt ich am Abend vorher eingeschlafen bin. Da gibt es jeden Tag so viel Material. Aber ich bin nicht daran interessiert, ein Kabarett-Programm zu schreiben, sondern verfeuere das in den Interviews.

Was sind das eigentlich für Bühnen, auf die Sie sich gern einladen lassen? Kürzlich war es das Theaterfestival Steudltenn im Zillertal.

Die Frage ist immer: Ist es eine Landschaft, die mich interessiert? Sind da ein gutes Hotel und ein gutes Restaurant in der Nähe? Und ich sag den Leuten: Ich habe kein Programm, aber stundenlanges Material. Es muss jemand da sein, der mich interviewt. So entsteht eine völlig neue Theaterform für mich.

Relativ regelmäßig stehen Sie noch auf der Bühne des Schauspiels Stuttgart mit dem Programm „Spielplananalyse“. Da heißt es explizit: „Sie findet in deutscher Sprache statt ohne Ober- oder Untertitel“. Warum liegt Ihnen daran?

Weil das moderne subventionierte Stadttheater ja so stolz darauf ist, dass nicht nur Profis auf der Bühne stehen, sondern auch ambitionierte Laien oder Angehörige von irgendwelchen Ethnien, die gerade im Gespräch sind. Ich will dem Zuschauer sagen: Hier gibt es Theater, wie du es kennst. Da kommt einer auf die Bühne und spielt dir was vor. Der erwartet auch nicht, dass hinterher die Gesellschaft besser geworden ist. Das spielt natürlich damit, dass die Theater jetzt gerne verschiedene Sprachen auf der Bühne haben, die dann übertitelt werden.

Die Theater wollen sich ein neues Publikum erarbeiten.

Es gibt aber kein neues Publikum. Das alte bleibt weg. Wenn ich ins Theater gehe, möchte ich möglichst virtuose Schauspieler und ein Stück sehen. Mich interessieren keine Projekte und auch nicht die politische Befindlichkeit eines Ensembles, weil da fehlt den Ensemble-Mitgliedern die Kompetenz. Das funktioniert nur in einem System, wo die Theater mit Milliarden subventioniert werden. Wenn Sie im Londoner Westend oder am Broadway spielen, ist mit solchen Ideen bereits nach dem ersten Vorstellungstag Schluss.

Glauben Sie, es ist, wie Sahra Wagenknecht es in ihrem Buch „Die Selbstgerechten“ sagt, dass die Diskurse um Identitätspolitik, Intersektionalität und so weiter nur von einer kleinen Gruppe akademischer Linker geführt wird?

Selbstverständlich. Ich würde sagen: Berlin-Mitte plus die davon abhängigen Online-Medien. Ich fahre viel durch Deutschland – Tankstellen, Supermärkte und so weiter. Die Leute wissen gar nicht, dass es diese Diskussionen überhaupt gibt. Beispiel Wahl in Nordrhein-Westfalen: Wir haben rund 60 Prozent für SPD und CDU. Jetzt haben die Grünen allerdings phänomenal zugelegt, also haben wir weiterhin eine konservative Politik mit dem neuen Wohlfühl-Konservatismus, den die Grünen verkörpern – ganz klar eine Besser- und Topverdiener-Partei. Das bedeutet: Wir fahren jetzt mit dem E-Bike zu Alnatura.

Daniel Sadrowski für Berliner Zeitung
Harald Schmidt im Porträt.

Sind Sie Wagenknecht-Fan?

Ich kenne niemanden, der begeisterter von Sahra Wagenknecht ist als deutsche Investment-Banker, die wissen: Es ist alles richtig, was sie sagt, zum Glück kann sie es nicht umsetzen.

In einem Interview haben Sie kürzlich gesagt: „Ich bin ein heteronormativer Cis-Mann, der nicht aufhört zu lernen.“

Das war wieder so eine zusammengebaute Formulierung. „Lernfähig bleiben“ ist auch so Habeck-Sprech. „Heteronormativer Cis-Mann“ höre ich von meinen „von mir als Frauen gelesenen“ Mitmenschen, vor allem von führenden Feministinnen, die ich in Talkshows treffe. Das übernehme ich natürlich sofort. So wie Joseph Ratzinger auch wusste, was Marx geschrieben hat.

(Kellnerin bringt Apfelkuchen.)

Der ist ja noch warm!

Das passt übrigens auch auf Verstorbene ... Das war mal vor 30 Jahren eine Kabarett-Pointe von mir.

Denken Sie immer noch, jede Minderheit hat ein Recht darauf, dass man sich über sie lustig macht?

Das ist ein Satz von Herbert Feuerstein, und ich würde es heute nicht mehr bis zum Extrem testen.

Wenn Sie heute noch im Fernsehen Witze über geklaute Autos in Polen oder die dicken Kinder von Landau machen würden, müssten Sie sich wahrscheinlich öffentlich entschuldigen – Stichwort Rassismus oder Body-Positivity?

Ich würde gefeuert. Aber ich würde natürlich keine Witze mehr über geklaute Autos in Polen machen, weil das Klischee nicht mehr stimmt. Und die dicken Kinder von Landau könnte man mittlerweile erweitern auf die dicken Kinder von Deutschland. Witze über dicke Menschen würden heute Ärger bringen, weil sie Menschen diskriminieren, die als Opfer der Zucker-Industrie nicht mehr in den Flugzeug-Sitz passen. „Body-Positivity“ ist ein tolles Thema. Das heißt: Ich tue halt so, wenn ich gefragt werde, als würde ich nicht wahrnehmen, dass da jemand 80 Kilo Übergewicht hat. Weil ich nur in die Seele des Menschen schaue.

Ist die Satire-Landschaft zu moralisch geworden?

Die Frage können Sie vielleicht auf dem Kirchentag stellen oder bei 3sat. Ich bin kein Satiriker. Damit beschäftige ich mich gar nicht.

Auch nicht mit Unterhaltungsformaten wie Jan Böhmermanns „Magazin Royale“?

Kenne ich gar nicht. Weit unterhalb meiner Wahrnehmungsschwelle.

Mit Ihnen gab es im Fernsehen jemanden, dem nichts heilig war, der vor nichts Halt gemacht hat.

Ja, genau. Aber wenn wir zum Beispiel über „Schmidteinander“ reden, ist das 25, 30 Jahre her und ich bin natürlich im Jahr 2022 angekommen, was die Formulierungen angeht. Aber die Haltung ist dieselbe.

Wenn Sie noch Fernseh-Entertainer wären, wäre Corona ein Thema gewesen, um zu heiligem Ernst zu finden?

Lernen von Altkanzlerin Angela Merkel: Hypothetische Fragen beantworte ich nicht. Aber ich beantworte sie trotzdem. Sie können natürlich nicht Witze über Leute auf Intensivstationen machen. Aber über das Drumherum selbstverständlich. Allerdings ist da heute der Beleidigtkeitsgrad in Deutschland sehr hoch. Da wird gar nicht mehr genau hingehört, was Sie überhaupt sagen. Da genügt schon ein Satz in glasklarer Olaf-Scholz-Grammatik …

Daniel Sadrowski für Berliner Zeitung
Harald Schmidt im Porträt.

Im Interview mit der NZZ sagten Sie: „Ich bin auf einem guten und vernünftigen Weg, 2G zu erfüllen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, sonst gibt's schnell was auf den Aluhut“ …

… um eine Riesenaufregung über meinen Impfstatus zu produzieren. Das gefällt mir natürlich wahnsinnig gut. Es gibt ja jetzt bereits Berichterstattung über Interviews, also regelrechte Interview-Exegeten. Und viele Kollegen von Ihnen beklagen sich bei mir, dass ich ständig Interviews mache.

Wann ist diese Aufregung in die Diskussionskultur gekommen?

Das kommt natürlich durch diesen Trend, dass sich jeder heute eine Meinung leisten kann in den Netzwerken. Ich schaue da aber gar nicht rein.

Lesen Sie immer noch acht Tageszeitungen am Morgen?

Nicht mehr. Ich kaufe die FAZ auf Papier – und lese NZZ, Spiegel und Bild vor der Bezahlschranke online. Ich bin aber genauso informiert, als wenn ich es abonniert hätte. Wenn ich die Überschrift und den Autor sehe, weiß ich schon, was im Text steht. Ich weiß ja auch, wer von den Autoren gerade mit den Unterhaltszahlungen im Rückstand ist und deshalb in einer gewissen Richtung schreiben muss.

Machen Sie sich Sorgen um den Klimawandel?

Das Thema hat ja gerade Pause. Oder haben Sie in der letzten Zeit mal etwas von Greta gehört?

Das nicht, aber von Luisa Neubauer, die Olaf Scholz vorwirft, er habe Klima-Aktivisten mit Nazis verglichen. Der Shitstorm funktioniert aber nicht.

Ein Shitstorm von Luisa Neubauer ist angesichts der momentanen Weltlage bedeutungslos. Das liegt auch daran, dass die Information darüber, wer die Nazis eigentlich waren, verblasst. Die Generation „Opa erzählt vom Krieg“ stirbt weg und jetzt hört man Sätze – ich glaube, es war von unserer Außenministerin – die besagen, man fürchte eine „Kriegsmüdigkeit“. Der Begriff fiel auf jeden Fall aus grünem Munde und hat mich sehr irritiert. Für mich als Zivildienstleistenden war das immer klar, dass man kriegsmüde ist. Da hat sich einiges getan und ich verfolge mit großem Interesse, wie das weitergeht.

Sie haben kürzlich gesagt, Olaf Scholz sei das Beste, was Deutschland passieren konnte.

Jetzt muss ich auf sprachliche Genauigkeit pochen. Ich habe gesagt: „Olaf Scholz ist ein absoluter Glücksfall.“ Er ist unglaublich erfahren. Seit Jahrzehnten in Spitzenämtern der Politik. Absolut widerstandsfähig, wenn man überlegt, welche Klatschen er sich schon bei der eigenen Partei abgeholt hat. Und jetzt macht er auf mich einen sehr überlegten und rationalen Eindruck und das halte ich für sehr sinnvoll.

Günther Jauch hat kürzlich über Sie gesagt: „Sie können bei Harald nie wissen, ob er gerade auf der zweiten, dritten oder fünften Meta-Ebene mit Ihnen spricht.“ Ihre Scholz-Begeisterung klang jetzt aber ganz ernst gemeint.

Selbstverständlich war das ernst gemeint. Ich kriege immer Vorwürfe, dass die Leute nicht wissen, was ich meine und was nicht, aber das ist ja nicht mein Problem.

Der Chefredakteur hat mir mit auf den Weg gegeben, ich soll auf jeden Fall Berlin-Fragen stellen.

Wer ist der Chefredakteur?

Tomasz Kurianowicz.

Ach, das klingt ja schön, wie ein Lyriker.

Treffen Sie sich noch mit Jürgen von der Lippe auf eine Currywurst in Berlin?

Nein, das liegt aber daran, dass ich ganz klar k.-und-k.-fixiert bin, ein in der österreichischen Doppelmonarchie wurzelnder Royalist. Ich überlasse Berlin den woken, jungen, aufbrechenden Menschen. Wie oft ich hier höre: „Wir haben eine kleine Wohnung in Berlin.“ Damit meint man: „Wir nehmen auch dort an diesem unfassbar brillanten Geistesleben teil.“ Aber wenn ich in Berlin zu tun habe, übernachte ich fast immer in Hannover.

Daniel Sadrowski für Berliner Zeitung
Harald Schmidt im Porträt.

Wünschen Sie sich eine regelmäßige Fernsehsendung zurück?

Mein Leben ist unfassbar angenehm.

Sie meinen langweilig?

Das können Sie nur sagen, weil Sie nicht wissen, was es bedeutet, eine tägliche Sendung zu haben, und wahrscheinlich auch noch nie richtig in einem Fernsehstudio waren. Sonst würden Sie sich fragen: Was soll einen Menschen, der die Wahl hat, freiwillig nach Hürth treiben? Oder nach Babelsberg? Während ich in Wien im Café sitze, denke ich: Meine Gedanken sind bei den Menschen, die jetzt in Hürth sitzen – und bei ihren Angehörigen. Das müssen Sie doch auch mal zu Ende denken: Ich werde bald 65. Wo sollte im Fernsehen irgendjemand sein, von den Verantwortlichen, von dem ich mir auch nur drei Sekunden etwas anhören würde?

Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Manuel Andrack, Ihrem Redaktionsleiter und Sidekick aus der ersten Harald-Schmidt-Show?

Nein. Den gab es damals aber auch nicht außerhalb des Arbeitszusammenhangs.

Ein bisschen fühlt man sich als Interviewer tatsächlich in seiner Rolle. Oder wie Martin Scorsese, der in der Netflix-Serie „Pretend it’s a City“ als Stichwortgeber für die Humoristin Fran Lebowitz fungiert.

Und dreimal dürfen Sie raten, wem man angeboten hat, mit ihm eine deutsche Version davon zu produzieren. Und wer dankend abgelehnt hat, weil es in Deutschland eben keinen Martin Scorsese gibt. Und auch keine Stadt wie New York. Dinge werden heute nicht mehr zu Ende gedacht.

(Eine neue Kellnerin kommt: Darf ich Ihnen etwas bringen?)

Harald Schmidt: Wir haben schon gezahlt und sind leider gerade im Aufbruch.

Kellnerin: Ach. Sie sahen so neu aus. Da wollte ich Ihnen gern etwas bringen.

Harald Schmidt (wiederholt im Weggehen nach der Verabschiedung): „Sie sahen so neu aus.“ Was für ein toller Dialog. Jeder Drehbuchschreiber würde so etwas heute aus dem Script werfen. Dabei ist das doch absolut großartig, die Wirklichkeit.

Harald Schmidt moderierte von 1995 bis 2014 verschiedene Late-Night-Shows im privaten und öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Im Format „One Mic Stand“ von Amazon Prime kehrt er zurück auf den Bildschirm und ist als Stand-up-Comedy-Coach zu sehen. Ab September übernimmt er die Rolle König Ludwigs XV. von Frankreich in Carl Millöckers Operette „Die Dubarry“ an der Wiener Volksoper.

Die Fragen stellte Max Florian Kühlem.

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