Kriselnde Mobility-Firma E-Scooter-Verleiher Bird verlässt Deutschland

Ungeduldige Investoren, harter Wettbewerb und die schwächelnde Konjunktur – für E-Scooter-Anbieter wie Bird ist das ein giftiger Mix. Die chronisch defizitäre US-Mobility-Firma tritt kräftig auf die Bremse und streicht ihr Geschäft gehörig zusammen.
Nichts wie weg: Bird zieht sich aus Deutschland, Schweden und Norwegen zurück und reduziert in weiteren Märkten sein Angebot

Nichts wie weg: Bird zieht sich aus Deutschland, Schweden und Norwegen zurück und reduziert in weiteren Märkten sein Angebot

Foto: Nicolas Armer/ DPA

"Refocussing on our road to self sustainability" überschreibt Bird einen Blogpost , in dem das Unternehmen seine jüngsten Maßnahmen publik macht: Demnach hat die E-Scooter-Firma mit Hauptsitz in Miami, Florida, beschlossen ihre Aktivitäten in Deutschland, Schweden und Norwegen komplett einzustellen. In mehreren Dutzend weiteren Märkten in den USA sowie dem europäisch-, arabisch- und afrikanischen Raum werde das Geschäft zurückgeschraubt, heißt es in dem Post weiter.

Als Grund gibt Bird einen Mangel an erforderlichen Rahmenbedingungen an, der in den fraglichen Regionen zu einem Überangebot an Fahrzeugen und überfüllten Straßen führe. Sprich: Bird muss dem erbitterten Wettbewerb im New-Mobility-Markt Tribut zollen.

Zudem bekommt das Unternehmen, das 2017 gegründet wurde und bisher eigenen Angaben zufolge in weltweit 400 Städten aktiv war, zunehmend Druck von Investoren. Als bislang einziger E-Scooter-Verleiher ist Bird an der Börse notiert. Die Aktie erwies sich für Investoren allerdings als Flop: Nach dem Börsengang im Jahr 2021 stieg das Papier an der New Yorker Nasdaq kurzzeitig auf beinahe neun Dollar. Dann begann eine Talfahrt, in deren Verlauf die Bird-Aktie inzwischen bei weniger als 40 Cent angekommen ist.

Für Bird ist der Druck auf die Aktie fatal: Nach Angaben des Tech-Portals T3N  droht die New Yorker Börse bereits mit einem Delisting, sollte der E-Scooter-Anbieter es nicht schaffen, seinen Börsenkurs nachhaltig auf mindestens einen US-Dollar zu steigern.

Dieses Ziel jedoch scheint derzeit kaum erreichbar. Vielmehr haben die Anleger offenbar kein Vertrauen mehr in die chronisch defizitäre Firma. Wie die meisten Unternehmen der jungen Nischenbranche schreibt auch Bird bislang Verluste. Das Jahr 2021 schloss das Unternehmen eigenen Angaben zufolge  mit einem Nettoverlust von 196,3 Millionen Dollar ab – bei einem Gesamtumsatz von 205,1 Millionen Dollar.

Der Rückzug aus verschiedenen Ländern und das verringerte Angebot in vielen Städten sind indes nicht die ersten Schritte, mit denen Bird versucht, der Krise zu begegnen. Schon im Sommer hatte das Unternehmen fast ein Viertel seiner Mitarbeiter entlassen . Gründer Travis VanderZanden trat wenig später von der Spitze ab und wurde durch Shane Torchiana ersetzt.

Auch der jüngste Schrumpfkurs wird Folgen für die Mitarbeiter haben, das deutet Bird in seinem Blogpost bereits an. Weitere Entlassungen dürften also folgen. Ebenso müssen sich Vertrags- und Geschäftspartner von Bird auf Einschränkungen gefasst machen.

Damit nimmt die Konsolidierung in der Micromobility-Branche weiter Fahrt auf. Auch Bird-Konkurrenten wie Tier oder Voi hatten im Sommer bereits Stellen gestrichen. Die aufziehende Konjunkturkrise in vielen Ländern dürfte den Druck, der auf den Unternehmen lastet, kaum mindern.

cr
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