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Von der Leyen und die Krankheit ihres Vaters

Sehr intime Einblicke in ihr Privatleben hat Familienministerin Ursula von der Leyen bei "Beckmann" gewährt. Die Politikerin erzählte von ihrem Vater, dem Ex-Ministerpräsidenten. Der 78-Jährige ist schwer krank. Trotzdem lebt er bei seiner Tochter im Haus und wird dort gepflegt. Da bleiben depressive Momente nicht aus.

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen war gestern Abend zu Gast bei Reinhold Beckmann in der ARD. Sie ist die Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (CDU). Und der war Hauptthema des Gesprächs.

Ausführlich berichtete von der Leyen von der Alzheimer-Erkrankung ihres 78-jährigen Vaters, die im vergangenen Jahr diagnostiziert wurde. „Er war verwitwet, sehr einsam und hat immer mehr abgebaut“. Vor einem Jahr entschied sich die Ministerin daraufhin, mit ihrer ganzen Familie wieder zu ihrem Vater zu ziehen. „Die Diagnose war für mich der Auslöser zu erkennen, dass er uns immer mehr im Alltag braucht.“

Es sei für sie anfangs keine einfache Entscheidung gewesen, weil auch die Kinder natürlich nicht ohne weiteres aus ihrem Elternhaus ziehen wollten, das Glück und die Dankbarkeit, die ihr Vater empfinde, zeige ihr aber, dass sie richtig gehandelt habe. Die Ministerin gewährte sehr intime Einblicke in den Lebensalltag ihres Vaters. Sie sprach über depressive Momente, Ängste und Sorgen vor der Zukunft und konkrete Probleme, die sich ergeben, wenn das Kurzzeitgedächtnis nicht mehr richtig funktioniert.


Trotzdem dürfe man nicht vergessen, dass selbst Alzheimerkranke in einem sehr fortgeschrittenen Stadium Freude und Glück empfinden. „Mein Vater hat viele Lieblingsorte und auch Themen über die er sich gerne unterhält.“ Wichtig sei, Alzheimer- und Demenz-Patienten weiterhin am Leben teilhaben zu lassen, sie einzuladen und ihnen eine sinnvolle Aufgabe zu geben.


An diesem Punkt wechselte von der Leyen aus ihrer Rolle als pflegende Tochter zu ihrer Rolle als Bundesfamilienministerin und packte Zahlen aus. Was sie privat erlebe, gehe Millionen Menschen ähnlich. „1,3 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Demenz, 2030 werden es 2,3 Millionen sein“, entwarf die Ministerin das Szenario. „Es kann jeden treffen.“

Um einen Pflegekollaps zu verhindern, sei dringend ein Umdenken in der Gesellschaft erforderlich. „Man muss die Menschen dazu überreden ihre Angehörigen wieder zu Hause zu pflegen.“ Eine besondere Verantwortung käme hier der „mittleren Generation“ zu, also der Generation der berufstätigen Erwachsenen. Ihr sei zwar klar, so von der Leyen, dass rund 70 Prozent der pflegebedürftigen Menschen bereits jetzt zu Hause gepflegt werden, viele Angehörige seien mit dieser Aufgabe aber heillos überfordert.

Hier sei es Aufgabe der Politik, die Angehörigen nicht allein zu lassen, freie Räume zu schaffen und Helfer zur Verfügung zu stellen. Ein erster Schritt zum Spagat zwischen Job und Pflege sei die geplante halbjährige Pflegezeit mit Arbeitsplatzgarantie, die am 1. Juli in Kraft treten soll. Angehörige sollen im Fall einer Erkrankung von Verwandten bis zu einem halben Jahr aus dem Beruf austreten können, um selbst Pflege zu leisten oder wenigstens Helfer zu organisieren. „Das Ziel ist es, zu erreichen, dass die mittlere Generation Pflege und Beruf unter einen Hut bekommt.“

Ein weiterer Schritt zur Verwirklichung dieses Ziels sei das Konzept des Mehrgenerationenhauses. Das Prinzip: Mehrere Generationen leben unter einem Dach. Die Jungen helfen den Alten, die Alten den Jungen. „Man teilt Freude und Leid und es gibt viele helfende Hände.“

Auch hier würde sie aus Erfahrung sprechen, meinte von der Leyen, die mit ihren sieben Kindern, ihrem Mann und ihrem Vater in einem Haus wohnt. „Wir haben es viel leichter, weil wir viele sind.“ Verwandtschaft sei in einem solchen Haus jedoch auf keinen Fall notwendig. Wichtig sei allein, dass „Netzwerke von Betreuung“ geschaffen werden, um Alzheimer-Patienten und auch anderen Erkrankten „konzentrierte Zuwendung“ zu ermöglichen.

Alle sehnen sich nach Kind und Familie?

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Auf die Frage, wie dieses neue soziale Bewusstsein in der Gesellschaft geweckt und verankert werden soll, hatte von der Leyen allerdings keine Antwort parat. Sie glaube allerdings, dass gar kein großer Sinneswandel mehr nötig sei, weil „sich die meisten – auch junge – Menschen sowieso nach Kindern und Familie sehnen.“ Die derzeitige Geburtenstatistik scheint ihr hier allerdings zu widersprechen.

Die beiden anderen Frauen, die Beckmann in seiner Sendung begrüßte, hatten zum Thema Altenpflege zwar nichts zu sagen, aber auch sie sind die Töchter berühmter Politiker. Das musste als roter Faden reichen und so erfuhr man von Schriftstellerin Mirjam Müntefering, der Tochter des früheren SPD-Chefs Franz Müntefering, noch einiges über ihre neu erschienene Autobiographie und die Theologin Uta Ranke-Heinemann gab ein paar Anekdoten über ihren Vater, den früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann, zum Besten.

Was aber sowohl Müntefering als auch Ranke-Heinemann betonten, war die Tatsache, wie wichtig in ihrer Kindheit feste Bezugspersonen waren. Sei es der Vater, die Mutter oder das Kindermädchen, ein behütetes Aufwachsen und eine angemessene Entfaltung der Persönlichkeit sei nur mit Menschen möglich, die sich um einen kümmern und einem in den wichtigen Momenten zur Seite stehen. Womit wir wieder beim Mehrgenerationenhaus wären.

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