|
Das
Earlsche Kochmaischverfahren |
*** TEILMAISCHE ZIEHEN WAR GESTERN ***
Einfach handhabbar, platzsparend, kein zusätzliches
Equipment, gut automatisierbar, super Ausbeute,
vielseitig variierbar, kerniger Geschmack.
|
So
kam´s
Hauptsächlich
Platzmangel und die Umstände beim Dekoktionverfahren
bewegten mich zur Suche nach diesem verhältnismäßig
einfachen Maischverfahren. Mein erreichtes Ziel war
es, per Erwärmungssudwerk das Malz möglichst effektiv
herauszuarbeiten um besonders kernige und runde Biere zu
erhalten. Im Jahr 2005 hatte ich dann die Idee zu diesem
Verfahren, welches ich seit dem, bis auf wenige Ausnahmen,
fast ausschließlich anwende. Mitlerweile habe ich
dieses Verfahren, auf Grund der einfachen Handhabung,
automatisiert.
|
|
Das
Verfahren
Im Prinzip ist es eine Abwandlung des historischen
Kesselmaischverfahren. Es wird jedoch nur ein Behälter
benötigt. Aufgund der geteilten Schüttung bietet dieses
Verfahren zudem etliche Möglichkeiten bei der allgemeinen
Rastenführung und der Malzzusammensetzung der zu kochenden
Schüttung. Auch entfallen weitere Gerätschaften, wie
beispielsweise ein Maischekühler sowie ein zusätzlicher
Behälter. Man erspart sich so einige Maischehandhaberei und
aufwändige Berechnungen. Das macht dieses Kochmaischverfahren einzigartig!
Das Kochmaischfahren eignet sich sehr gut, um per
Erwärmungssudwerk ein besonders kerniges und rundes,
dekoktionsähnliches Bier mit sehr hohem Endvergärungsgrad
herzustellen. Es können dabei bis zu 80% der Schüttung gekocht werden. Dieses
Verfahren eignet sich auch für das Maischen mit Rohfruchtanteil.
Zu
beachten ist neben der Erhöhung der Sudhausausbeute
und des Endvergärungsgrades jedoch auch ein erhöhter
Wasser- sowie Energieverbrauch und eine verlängerte
Maischzeit.
Durch
das Kochen einer verzuckerten Maische, die in einem zweiten
Maischgang endverzuckert wird, werden nicht nur weitere
Stärke, sondern auch zusätzliche Geschmacksstoffe,
Melaniodin und Schaumbildner aus dem Malz herausgelöst,
welche den Biercharakter in Bezug auf die Vollmundigkeit,
Geschmacksintensität- und Beharrlichkeit, Trübungs-
und Schaumstabilität positiv beeinflussen.
Im
Gegensatz zu den klassischen Zwei- und Dreimaischverfahren,
bei denen eine bestimmte Malzmenge zu Teilen wiederholt
ausgekocht wird, erlaubt dieses Maischverfahren das einmalige
Kochen einer frei wählbaren Malzmenge von bis zu 80%
der Gesamtschüttung über einen beliebigen Zeitraum.
Die Effektivität gegenüber der klassischen Dekoktionsverfahren
kann somit erheblich gesteigert werden. Auch wird die Auswirkung
des Maischekochens auf die Eigenschaften des fertigen Bieres
beliebig steuerbar.
|
|
So
funktioniert´s
Eigentlich
ganz einfach: Zunächst wird die Schüttung in zwei
Teile geteilt [Malz I] und [Malz II], wobei [Malz I] bis
zu 80% der Gesamtschüttung betragen kann. Ebenso wird
das Maischwasser in etwa 2 gleichgroße Teile halbiert
([Guß I] :[ Guß II] => ~1:1). Nach Maischen
des ersten Teil Malz mit dem ersten Teil Maischwasser [Malz
I] + [Guß I] und anschließender Verzuckerung,
wird diese Maische gekocht. Nun wird durch Vermischen mit
dem zweiten Teil Wasser [Guß II] in dem selben Kessel
diese Kochmaische auf Einmaischtemperatur heruntergekühlt.
Hierhinein erfolgt mit dem restlichen Malz [Malz II] die
zweite Schüttung, wonach die Gesamtmaische nun endverzuckert
und schließlich abgemaischt wird.
|
. |
Standardmäßig
fahre ich meine Rasten so:
|
1.
Einmaischen mit 75% der Schüttung und etwa 50% des
Hauptguß,
|
2.
erste ß-Amylase bei 62°C, 30 Minuten,
|
3.
erste a-Amylase bei 72°C, 30 Minuten (Iodprobe),
|
4.
Kochen der Maische, 15-20 Minuten,
|
5.
Zuschütten der restlichen 50% des Hauptguß,
|
6.
Zuschütten der restlichen 25% der Schüttung,
|
7.
zweite ß-Amylase bei 62°C, 30 Minuten,
|
8.
zweite a-Amylase bei 72°C, bis Iodnormal (30-40 Minuten),
|
9.
Bei Bedarf Abmaischen bei 78°C, 15-20 Minuten.
|
. |
Bei
einem Bockbier oder Doppelbock ist die obige Mengen-Faustregel
oft nicht mehr anwendbar, da die Maische zu dick wird und
es zu Problemen mit der Maische (ungenügender Verzuckerung
sowie Anbrennen) und mit dem Rührwerk (Überlastung)
kommem kann. Das Verhältnis von Guß I : Malz
I sollte daher einen Wert von 2,5 nie unterschreiten! Besonders
bei Bieren mit mehr als 16% Stammwürze kann dies passieren,
wenn man versucht ist, sich an die obige Faustregel zu halten.
Um Abhilfe zu schaffen, sollte man hier die erste Schüttung
(Malz I) entsprechend reduzieren. Eine weitere Möglichkeit
gibt sich durch Erhöhung der Menge des ersten Guß
(Guß I), was jedoch auf Kosten des Guß II geht.
Mit dem reduzierten zweiten Guß steht dann aber nicht
mehr genügend Kühlwasser für die Kochmaische
zur Verfügung. Nach dem Kochen sollte man daher die
heiße Maische zunächst auf etwa 95-90°C abkühlen
lassen (evt. Isolierung des Topfes entfernen), was aufgrund
des großen Temperaturunterschied der heißen
Maische zur Umgebung recht schnell passiert. Dann erst erfolgt
der zweite, reduzierte Guß und darauf die zweite Schüttung.
|
|
|
Tools
zur Berechnung des Verfahrens
|
|
Variationsmöglichkeiten
Dieses
Verfahren bietet sehr viele Variationsmöglichkeiten,
z.B. bei der Wahl der Rasten bei Vor- bzw. Gesamtmaische
sowie deren Rastzeiten, der Größe und Zusammensetzung
der beiden Teilschüttungen sowie der Maische-Kochdauer.
Auch kann man nach der zweiten Schüttung im Temperaturbereich
von 57°C bis 64°C eine wahrscheinlich sonst nicht
mögliche Grenzdextrinase durchführen, wobei die
nach den ersten Amylasen übrig gebliebenen Grenzdextrine*
nun weiter zu vergärbarem Zucker abgebaut werden können.
Ein weitgehender Abbau dieser Dextrine äußert
sich später in einem erhöhten Endvergärungsgrad.
* Grenzdextrine:
von der a-Amylase produzierte Fragmente (Hackstücke),
der nach der ß-Amylase zurückgebliebenen (bis
zu den Verzweigungsstellen abgebauten) Stärkeresten.
|
|
Worauf
man achten sollte
a) Das
Verhältnis von Guß I : Malz I sollte einen Wert
von 2,5 nicht unterschreiten.
b)
Wenn keine Rohfrucht mit im Spiel ist, sollte dieses Verfahren
abgebrochen werden sobald man merkt, dass die Maische während
der ersten alpha-Amylase nur schwerlich iodnormal wird (Iodprobe).
Möglicher Weise bringt das Malz hier zu wenig gesunde
Enzyme mit und man kann davon ausgehen, dass man einen Blausud
erhalten würde. Es ist zu bedenken, dass die Gesamtmaische
viel dünner ausfällt als die Kochmaische und hier
max. nur noch 20% der Enzyme zur Verfügung stehen,
die Enzymdichte in der Gesamtmaische also sehr viel geringer
ist als in der Kochmaische.
c)
Es ist besonders wichtig stets für eine gute Temperaturverteilung
in der Maische zu sorgen (Rührwerk).
d)
Ist Rohfrucht mit im Spiel, sollte das enzymstärkste
Malz der Schüttung (z.B. der PiMa-Anteil) Hauptbestandteil
der zweiten Schüttung sein, die ruhig etwas größer
ausfallen darf.
|
|
©
Copyright Earl Scheid.
Impressum.
|