Ein Vierteljahrhundert deutsch-rumänische Partnerschaft

Temeswar und Gera brachten komplexes Kulturprojekt zustande

Beim Treffen mit den Journalisten im Temeswarer Rathaus: Oberbürgermeister Julian Vonarb, Bürgermeister Dominic Fritz und die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt. Foto: Zoltán Pázmány

Eine feierliche Sitzung fand zum Schluss des Jubiläums der 25-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Gera und Temeswar im Temeswarer Rathaus statt. Foto: Bürgermeisteramt Temeswar

Temeswar – 25 Jahre Partnerschaftsbeziehungen zwischen Gera in Deutschland und Temeswar/Timișoara in Rumänien sind am Wochenende in der europäischen Kulturhauptstadt 2023 begangen worden. Eine feierliche Sitzung im Rathausgebäude bildete am Samstag den Abschluss einer mehrtägigen Veranstaltungsreihe, im Rahmen derer die beiden Städte ein großangelegtes Kulturprojekt – Arnold Schönbergs „Gurre-Lieder“ in der Aufführung mehrerer Orchester und Chöre aus den beiden Partnerstädten – auf die Bühne brachten. Mit dabei waren die Vizepräsidentin des deutschen Bundestags, Katrin Göring-Eckardt, der deutsche Botschafter in Bukarest, Peer Gebauer, und der Oberbürgermeister von Gera, Julian Vonarb. Auch der ehemalige Temeswarer Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu, während dessen Amtes das Zusammenarbeitsprotokoll zwischen den beiden Partnerstädten unterzeichnet worden war, beteiligte sich an den Feierlichkeiten.

„Städtepartnerschaften leben von der konkreten Zusammenarbeit von Institutionen und Menschen. Das haben wir mit dem äußerst komplexen Projekt bewiesen, das von Musikern aus Temeswar und Gera durchgeführt wurde. Wir haben gezeigt, dass wir durch Kultur zu einer Stimme werden können, die unsere gemeinsamen Werte zum Ausdruck bringt. Aus diesem Grund geht die Bedeutung der Partnerschaft über Dokumente und einmalige Projekte hi-naus. Es gibt politische Bewegungen, die das europäische Projekt in Frage stellen. Es gibt einen Konflikt an unseren Grenzen, der uns an die dunkelsten Zeiten der Geschichte erinnert. Energie- und Wirtschaftskrisen schüren das Misstrauen. Die einzig mögliche Antwort ist die, die die europäischen Bürger geben, indem sie Wege zur Zusammenarbeit finden. Temeswar nimmt seine Aufgabe ernst, zu zeigen, dass europäische Werte wichtig sind, dass Vielfalt und Respekt Wohlstand schaffen“, sagte der Temeswarer Bürgermeister Dominic Fritz, er selbst ein Deutscher, in der feierlichen Sitzung am Samstag.

Am Donnerstag und Freitag wurden im Rosenpark Arnold Schönbergs „Gurre-Lieder“ aufgeführt. Das Kulturprojekt wurde mit mehr als 367.000 Euro über die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien sowie mit 320.000 Euro von der Stadt Temeswar im Rahmen des offiziellen Programms „Temeswar 2023 - Europäische Kulturhauptstadt“ gefördert und brachte mehr als 350 Menschen auf die Bühne - Musiker des Philharmonischen Orchesters Altenburg Gera und der Banatul-Staatsphilharmonie in Temeswar, vom Chor der Rumänischen Nationaloper Temeswar, dem Konzertchor Rutheneum aus Gera sowie dem Chor des Temeswarer Ion-Vidu-Musiklyzeums. Die musikalische Leitung hatte Gabriel Bebe{elea inne, in diesem Jahr Conductor-in-Residence an der Temeswarer Philharmonie.
Vor dem Konzert am Freitag gaben Bürgermeister Dominic Fritz, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt und Oberbürgermeister Julian Vonarb Presseerklärungen im Rathaus ab. Für Katrin Göring-Eckardt, die sich auch die Constantin-Brâncuși-Ausstellung im Kunstmuseum angeschaut hatte, war es bereits der zweite Besuch in Temeswar. „Diese Stadt beeindruckt mich erneut, weil sie eine Stadt ist, die Hoffnung auf mehr macht, und wo man sieht, wie Zukunft entsteht. Die europäische Kulturhauptstadt ist eine große Chance. Man kann von Temeswar sagen, dass diese Chance, Europa hierher zu bringen, aber eben auch Heimat für Europa zu sein, genutzt worden ist“, sagte Katrin Göring-Eckardt. Außerdem drückte sie ihre Überzeugung aus, dass Temeswar ein Ort sei, in den die Europäerinnen und Europäer auch in Zukunft gern kommen werden.

„Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Meine feste Überzeugung ist: Eine Stadt, eine Zivilgesellschaft, ist nur so stark wie ihre Kultur. Temeswar hat sich dieses Jahr auf den Weg gemacht, Kulturhauptstadt Europas zu sein, und Europa ist ein Konstrukt, das über Jahrzehnte entstanden ist und welches für mich für Völkerverständigung und Frieden steht. Im Rahmen unserer Städtepartnerschaft wollten wir einen gemeinsamen Beitrag leisten, um Verbundenheit und Zusammenhalt zu zeigen und um gemeinsam den europäischen Gedanken mit Musik zu leben“, sagte der Oberbürgermeister von Gera, Julian Vonarb, der außerdem die lebendige Städtepartnerschaft hervorhob, die weit mehr als nur einige Unterschriften auf einem Papier sei.

Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, Peer Gebauer, drückte seine Wertschätzung für alles aus, was Temeswar repräsentiert, insbesondere im Zusammenhang mit dem Titel der Kulturhauptstadt Europas. Der Diplomat würdigte die starke Gemeinschaft, die Bedeutung der multiethnischen Vielfalt und die starke Verbindung Temeswars mit Europa. 

Ebenfalls in der Samstagssitzung schenkte der ehemalige Temeswarer Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu der Stadt Temeswar ein Album von historischer Bedeutung, das er bei der Unterzeichnung des Partnerschaftsprotokolls im Jahr 1998 erhalten hatte und das Fotos im Zusammenhang mit den Kooperationsbeziehungen zwischen Temeswar und Gera enthält.