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  Artikel: Interview mit Malte G. Behrmann (G.A.M.E.)
Interview mit Malte G. Behrmann (G.A.M.E.)
[ 20 . Oktober . 2005 ]
INTERVIEWER PETER C. KRELL

Vor seinem Fortgang bei uns sprachen wir mit Rechtsanwalt Malte G. Behrmann, dem politischen Geschäftsführer des Bundesverband der deutschen Entwickler G.A.M.E. e.V.


GF: Hallo Malte, der GAME - Verband existiert jetzt etwa 1 ½ Jahre. Zeit für eine erste Zwischenbilanz ?

MB: Vor zwei Jahren bin ich mit Claas Oehler zur GCDC gefahren und wir haben erstmals von Politik für Entwickler in Deutschland gesprochen. Dabei hat uns Game Face übrigens sehr unterstützt. Ein halbes Jahr später hat sich dann der Verband GAME gegründet. Wir hatten damals schon Kontakt mit vielen Abgeordneten und Ministerien. Und das hat sich über die Zeit ausgebaut. Wenn man sich überlegt, wie sich das entwickelt hat - rückschauend muss man sagen: Es ist alles sehr schnell gegangen. Heute haben wir schon fast doppelt so viele Mitgliedsunternehmen wie bei der Gründung.
Das wichtigste ist aber, dass wir es geschafft haben, die Probleme von Spielentwicklern stärker in der Politik zu verankern. Da geht es um Geld, da geht es aber auch um Aufmerksamkeit und um „an sich glauben". In diesem Bereich hat sich am meisten entwickelt. Wer hätte sich vorstellen können - zu Zeiten des alten VUD - dass ernsthaft Themen in der Politik diskutiert werden, die mit Spielentwicklung in Deutschland zusammenhängen? Wohl keiner. Zwar war der VUD rechtlich auch für Entwickler zuständig, aber in der Sache ein reiner Publisherverband; kontrolliert von Konzernen, die Deutschland nur als Markt wahrnehmen und nicht als Entwicklungsstandort.

GF: Deutschland oder Europa als Entwicklungsstandort ?

MB: GAME ist zunächst für die Bundesebene zuständig. Aber Europa ist auch sehr wichtig, deshalb arbeiten wir mit den anderen europäischen Entwicklerverbänden zusammen. Es ist noch nicht sehr lange her, dass sich in Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder Deutschland Entwicklerverbände gebildet haben, die eine klare politische Agenda verfolgen. Zuvor war das offenbar nicht nötig. Heute ist es aber nötig, denn es haben sich einige wichtige Dinge verändert.

GF: Was denn genau ?

MB: In einer schnell wachsenden Industrie, ist Europa der zweitgrößte Markt für Spiele, aber seine Position als der drittgrößter Produzent der Welt ist bedroht, denn es gibt zu wenige wichtige Player im europäischen Verlags- Sektor. Obwohl Spielentwickler das geistige Eigentum herstellen von dem alle in der Branche leben, sind sie häufig die Schwächsten in der Kette. Nordamerikanische und japanische Verleger beherrschen den globalen Markt, einschließlich Europa. Die fehlende Balance zwischen der relativen Stärke von Entwicklern Europas und relativer Schwäche der Verleger Europas bedroht die Zukunft der europäischen Industrie. Diese Asymmetrie von Marktherrschaft ist nicht gesund für unabhängige Spielentwickler in Europa.
Dazu kommt, dass Entwicklungskosten steigen. Und das wird durch staatliche Förderung und Steuervorteile verstärkt, die von einigen Ländern bereitgestellt werden (Kanada, Korea, Australien). Eine weitere Folge: Ein "Braindrain" von Talenten aus der Entwicklerszene.

GF: Und wie sieht europäische Politik für Spielentwickler konkret aus?

MB: Zunächst gibt es Probleme des Zugangs. Sei es, weil Verleger nur Spiele von den unabhängigen Entwicklern signen, wenn sie playable Demos vorgelegt bekommen, was die Markteintrittsschranke für unabhängige Firmen anhebt. Oder viele haben auch Schwierigkeiten, die neueste Technologie zu bekommen. Auch gibt es einen relativen Mangel an Zugang zu den Industriedaten. Offiziell erschienene Daten sind sehr kostspielig. Dieses führt zu einer Situation, bei der im Markt Dritte über bessere Zahlen verfügen, als die lokalen Entwickler.
Politik für Spielentwickler findet in der Regel auf zwei Politikfeldern statt, in der Medien- und Kulturpolitik einerseits und in der Technologie- und Innovationspolitik andererseits. Dies ist auf deutschlandweiter Ebene genauso wie europaweit.

GF: Wie sieht denn europäische Kulturpolitik für Entwickler konkret aus?

MB: Europa macht kulturell enorme Änderungen durch: Das Ansehen von Spielen steigt und sie werden kulturell immer wichtiger. Die EU Kommission hat eine Diskussion über die Zukunft des Media Plus Programms 2007 -2013 begonnen. Die Spielentwicklung muss hier in das audio-visuelle System eingebettet werden.
Wir haben ein ausführliches Paper erarbeitet, dass unter unserer Homeppage () unter Presse heruntergeladen werden kann. Ein Beispiel: Unter dem Media-Programm gibt es schon heute den Multimediabereich, in dem auch Spieleentwickler beantragen können. Die Etats sind aber bei 50.000 € gedeckelt - viel zu wenig wie wir meinen. Wir schlagen vor, sich besonders auf die Prototypentwicklung zu konzentrieren. Zusätzliche Mittel gibt es für Prototypen auf Konsole, denn Prototypen für Konsole kosten mehr wie PC- Prototypen.

GF: Und was kann man sich unter europäischer Technologiepolitik vorstellen?

MB: Spielentwickler sind Spezialisten bei der Verknüpfung von Content und Technologie. Content ist ein wichtiges treibendes Element für Technologie insgesamt. Die letzten zwanzig Jahre sind die Dekaden der Hardwareetwicklung gewesen. Aber heute sehen wir, dass in Zukunft zunehmend die die Technologie - Auseinandersetzungen über den Inhalt geführt werden. Und Content zu kreieren ist selbst eine technologische Herausforderung. Auf der Technologieseite, bei Middleware und Tools geht es z.B. darum, Entwicklungszeit und Kosten bei der Spielentwicklung zu senken und für ganz Europa Wettbewerbsvorteile zu schaffen. Auch liebt Europa Standardisierungen. Das geht aber nur, wenn sie auch von der Industrie gewollt sind. D.h. wir müssen uns rechtzeitig einmischen.

GF: Abschließend: Wie beurteilst Du die Personalentscheidung des BIU bezüglich Olaf Wolters als Geschäftsführer?

MB: Ich finde es gut, dass der BIU jemanden aus unseren Reihen rekrutiert hat, denn das lässt Rückschlüsse darauf zu, wo er seinen Kommunikationsschwerpunkt sieht: Entwickler spielen die Hauptrolle, das finde ich gut. Auch das wäre vor wenigen Jahren noch undenkbar gewesen. Olaf hatte auch schon bei Northstar Deveolpers immer ein Herz für Publisher und deshalb sitzt er da schon ganz richtig. Außerdem muss man eines deutlich sehen: Die Aufgaben sind gewaltig. Da geht es darum, Vorurteile gegenüber der gesamten Branche abzubauen. Zwar konnten wir auch hier einiges strategisch einspuren, aber jetzt geht es darum, die Botschaften unterzubringen. Das kann Olaf sicher wunderbar. Ich jedenfalls wünsche ihm viel Glück und hoffe auf eine gute Zusammenarbeit.

GF: Malte, Vielen Dank für das Gespräch.

www.game-bundesverband.de


gepostet von Peter Krell
 
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