Acela Express

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Acela Express
Eine Garnitur des Acela Express in Boston
Eine Garnitur des Acela Express in Boston
Anzahl: 20
Hersteller: Bombardier Transportation, Alstom
Baujahr(e): 1996–2000
Achsformel: Bo'Bo'+2'2'+2'2'+2'2'
+2'2'+2'2'+2'2'+Bo'Bo'
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge: 203.000 mm
Breite: 3.180 mm (Triebkopf)
3.160 mm
Leermasse: 566 t
Höchstgeschwindigkeit: 265 km/h
(240 km/h im Regelbetrieb)
Dauerleistung: 9.200 kW
Anfahrzugkraft: 225 kN
Treibraddurchmesser: 1000 mm
Laufraddurchmesser: 910 mm
Stromsystem: 11,5 kV 25 Hz AC
12,5 kV 60 Hz AC
25 kV 60 Hz AC
Anzahl der Fahrmotoren: 8
Sitzplätze: 44 First Class
260 Business Class

Der Acela Express [əˈsɛlə ɪkˈspɹɛs] ist ein Hochgeschwindigkeitszug der US-amerikanischen Bahngesellschaft Amtrak, der seit 1999 auf der Strecke Washington, D.C.New York CityBoston verkehrt.

Der Name Acela ist ein englisches Kunstwort aus acceleration (dt. Beschleunigung) und excellence (dt. Güte).

Geschichte[Bearbeiten]

Nach dem Erfolg von Hochgeschwindigkeitszügen in anderen Ländern begann die Federal Railroad Administration des Verkehrsministeriums mit der Untersuchung der Einführung in den USA. Am 18. Dezember 1992 wurden fünf Verkehrskorridore für den Hochgeschwindigkeitsverkehr benannt („Intermodal Surface Transportation Efficiency Act of 1991 (ISTEA) (PL 102-240)“) darunter der Northeast Corridor.[1] Im Oktober 1992 wurden fünf weitere Korridore benannt und 1993 überlegte die US-Regierung, die Entwicklung mit einem milliardenschweren Förderprogramm zu stützen.

In dieser Zeit begann Amtrak Hochgeschwindigkeitszüge für den Einsatz im Northeast Corridor zu untersuchen. Ein schwedischer Intercity vom Typ SJ X2 wurde verschifft und von Oktober 1992 bis Januar 1993 einem Testprogramm unterzogen. Anschließend wurde dieser von Februar bis Mai und August bis September 1993 im Nordost-Korridor eingesetzt. Siemens organisierte die ICE Train North America Tour, in dessen Rahmen ein deutscher ICE-Triebzug im Juli und August 1993 im Nordost-Korridor fuhr. Beide Züge stellten während der Demonstrationsfahrten amerikanische Geschwindigkeitsrekorde auf. Auch eine Zuggarnitur von Talgo wurde im Betrieb in den USA gezeigt.

Basierend auf den Testfahrten wurde ein Anforderungskatalog erstellt und im Oktober 1994 wurden schließlich 26 Hochgeschwindigkeitszüge für den Einsatz im Nordost-Korridor ausgeschrieben. Den Bieterwettbewerb gewann der kanadische Anbieter Bombardier Transportation zusammen mit Alstom im März 1996. Das vorgeschlagene Konzept basierte auf den Bombardier LRC-Zügen (für Light, Rapid, Comfortable; dt. leicht, schnell, bequem) die bei VIA Rail Canada betrieben wurden und in einer Konfiguration schon für 200 km/h zugelassen waren.

Im Herbst 1999 wurden Verzögerungen bei der Inbetriebnahme bekannt. Nach Testfahrten gestand das Lieferkonsortium ein, zur geplanten Betriebsaufnahme nicht genügend funktionsfähige Züge liefern zu können. Die ersten Fahrzeuge sollten demnach im Frühjahr 2000 zur Verfügung stehen. Die kurzfristige Absage führte dazu, dass eine Werbekampagne zur Produkteinführung in Höhe von sieben Millionen US-Dollar nicht mehr gestoppt werden konnte.[2]

Der Acela Express nahm schließlich am 16. Oktober 2000 den Betrieb zwischen Boston und Washington, D.C., auf.[3] Die Züge hatten anfänglich technische Probleme mit dem Bremssystem und der Befestigung der Schlingerdämpfer, die zeitweise zu einer Stilllegung der Züge führten. Der Zugbetrieb wuchs jedoch stetig und erreichte bis 2005 einen Anteil von 40 Prozent am kombinierten Flug/Zugverkehr zwischen New York und Boston von vorher 18 Prozent.[4] Infolge der Popularität wurde der Betrieb des Vorgängerzuges Metroliner 2006 eingestellt und durch weitere beschaffte Acela-Triebzüge ersetzt.

Aufgrund von Kapazitätsengpässen ab 2008 wurden weitere Einheiten bestellt, die ab 2012 ausgeliefert wurden. Außerdem wurde 2010 begonnen, neue Streckenführungen für Züge bis 350 km/h im Nordost-Korridor zu prüfen - im südlichen Teil (Washington, D.C.–New York) parallel zur Altbaustrecke, die fast durchgängig zu 100 Prozent ausgelastet ist (auch mit Regiozügen und Güterzügen), im nördlichen Teil (New York–Boston) mit neuer Trassierung zur Halbierung der Reisezeit.[5] Im Rahmen des NEC-UP Ausbauprogramms im Nordost-Korridor will Amtrak 40 neue Triebzüge kaufen um einen Stundentakt über die Ausbaustrecken von Washington bis Boston zu realisieren.[6]

Konstruktion[Bearbeiten]

Business Class des Acela Express
First Class des Acela Express
Speisewagen des Acela Express

Mechanischer Teil[Bearbeiten]

Der mechanische Teil (Wagenkasten, Drehgestelle und Bremsen) von Bombardier erinnert äußerlich an den TGV, basiert aber auf den in den 1980er Jahren von Bombardier für Kanada gebauten LRC-Zügen. Ein Acela Express besteht jeweils aus zwei Triebköpfen und sechs Mittelwagen. Im Gegensatz zu den TGV-Zügen haben die Wagen keine Jakobsdrehgestelle. Durch die Verwendung anderer Drehgestelle und der Neigetechnik sind die Wagen verglichen mit denjenigen eines TGVs 55 Prozent schwerer.

Der Zug bietet mit speziellen Knautschzonen eine passive Sicherheit, wie sie in den europäischen Hochgeschwindigkeitszügen Ende der neunziger Jahre noch nicht üblich war.

Neigetechnik[Bearbeiten]

Die Neigetechnik wurde von den in den achtziger Jahren gebauten LRC-Zügen übernommen. Die Wagenkasten der Zwischenwagen könnten sich je nach der Kurvenlage computergesteuert um vier Grad nach rechts oder links neigen. Aufgrund von schlechter Abstimmung zwischen Fahrzeug und Infrastruktur kann die Neigetechnik im Acela Express derzeit nicht genutzt werden – die Fahrzeuge würden im geneigten Zustand das Lichtraumprofil um 10 Zentimeter verletzen.

Elektrischer Teil[Bearbeiten]

Die elektrische Ausrüstung von Alstom basiert weitgehend auf derjenigen des TGV. Die beiden Triebköpfe haben eine Antriebsleistung von insgesamt 9.200 kW, die den Zug auf eine Höchstgeschwindigkeit von maximal 265 km/h beschleunigen können. Im Normalbetrieb werden 240 km/h erreicht. Die Fahrzeuge sind mehrsystemfähig und können damit unter den folgenden auf dem Northeast-Corridor benutzten Spannungen fahren: 11,5 kV bei 25 Hertz, 12,5 kV und 25 kV bei 60 Hertz.

Fahrgastraum[Bearbeiten]

Die Einteilung in Wagenklassen wurde nach dem Vorbild der Luftfahrt vorgenommen. Die zwei Sitzplatzkategorien heißen Business Class und First Class. Normalerweise bestehen Züge der Amtrak aus einer Business- und einer einfacheren Coach Class, die First Class des Acela ist somit ein gehobenes Angebot, das sonst nur noch in Schlafwagen der Gesellschaft existiert. Es sind Gepäckablagen vorhanden und in den Taschen an der Rückenlehne des Vordersitzes stecken Karten mit Sicherheitsinstruktionen. Die sechs Zwischenwagen bieten 304 Reisenden Platz. Ähnlich wie bei den deutschen ICE gibt es ein Konferenzabteil und ein Bistro.

Betrieb[Bearbeiten]

Route und Stationen[Bearbeiten]

Der Acela Express verkehrt auf der Route beziehungsweise mit möglichen Halten in Washington, D.C. (Union Station)Flughafen BaltimoreBaltimore (Penn Station)WilmingtonPhiladelphiaTrentonWoodbridge Township (Metropark Station)Newark (Penn Station)New York City (Penn Station)StamfordNew HavenNew LondonProvidenceBoston (Back Bay Station)Boston (South Station) und zurück.[7] Teilweise werden jedoch nur Teilstrecken dieser Route bedient oder Halte ausgelassen.

Angebot[Bearbeiten]

Von Washington, D.C. nach New York verkehren die Züge von Montag bis Freitag zwischen 05:00 Uhr und 20:00 Uhr im Stunden-Takt. Am Samstag verkehren nur vier Zugpaare. Am Sonntag gibt es zwischen 09:00 Uhr und 13:00 Uhr und 15:00 Uhr und 17:00 Uhr einen Stunden-Takt, sowie einen Zug um 20:00 Uhr (Stand August 2008). Von New York nach Washington, D.C. verkehren die Züge im Stunden-Takt zwischen 06:00 Uhr und 19:00 Uhr, ein zusätzlicher Zug folgt um 20:15 Uhr. Am Samstag verkehren nur vier Zugpaare. Am Sonntag fahren zwischen 09:00 Uhr und 12:00 Uhr drei Züge, ab 15:00 Uhr entspricht der Takt demjenigen von Montag bis Freitag (Stand August 2008).

Mit dem Acela Express dauert eine Fahrt von New York nach Washington, D.C. nur noch 2:50 Stunden, ist aber deutlich teurer als vergleichbare europäische Strecken und teilweise nur eine halbe Stunde schneller als wesentlich billigere Züge. Eine einfache Fahrt New York–Washington, D.C. in der Business Class kostet je nach Tageszeit 139 bis 209 US-Dollar. Die First Class kostet 105 Dollar Aufpreis (Stand April 2011). Der Komfort entspricht grob dem der gleichnamigen Flugzeugklassen innerhalb der USA. Der Zug ist vor allem bei Pendlern beliebt und stellt für die Flugverbindungen auf den von diesem Zug bedienten Destinationen eine Konkurrenz dar.

Die Marke Acela[Bearbeiten]

Mit der Einführung des Acela Express wurden alle Amtrak-Angebote auf dem Nord-Ost-Korridor unter die Marke Acela gestellt. Es waren zunächst drei verschiedene Angebote vorgesehen:

  • Acela Express für die Hochgeschwindigkeitszüge
  • Acela Regional für die Interregiozüge
  • Acela Commuter für die Regionalzüge zwischen Philadelphia und New York City

Auf Grund von andauernden Verwechslungen von Acela Regional und Acela Commuter mit den Hochgeschwindigkeitszügen wurden diese Angebote 2003 wieder umbenannt:

  • aus Acela Regional wurde Regional
  • aus Acela Commuter wurde Clocker – der Name, den die Züge bereits vor 1999 getragen hatten. Die Clocker-Züge wurden 2006 abgeschafft und durch Züge der Nahverkehrsbetreiber SEPTA und NJ Transit ersetzt.

Lokbespannte Züge[Bearbeiten]

Neben den Acela-Express-Zügen setzt Amtrak weiter lokbespannte Garnituren als Regionalzüge ein. Neben den 46 auf schwedischen Lizenzen basierenden AEM-7 von ASEA und GM EMD von 1979, kommen seit 1999 auch HHP-8-Lokomotiven zum Einsatz. Letztere erinnern in Farbe und Form an die Acela-Express-Triebköpfe, haben aber an beiden Enden Führerstände. Die Bezeichnung HHP-8 steht für „High Horse Power with 8000 HP“. Die 21 Lokomotiven wurden ebenfalls vom Bombardier-Alstom-Konsortium gebaut.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Acela Express – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. CHRONOLOGY OF HIGH-SPEED RAIL CORRIDORS. Federal Railroad Administration. Abgerufen am 11. Februar 2012.
  2. Meldung „Acela“-Züge später. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 11, Jahrgang 1999, ISSN 1421-2811, S. 497
  3. Amar Chaker, Jeffrey Falero: Speeding across Spain.. In: Civil Engineering. 71, Nr. 6, 2001, ISSN 0885-7024, S. 52–58.
  4. R. Clifford Black: The Acela Express. In: Japan Railway & Transport Review. Nr. 40, March 2005. Abgerufen am 29. August 2009.
  5. A Vision for High-Speed Rail in the Northeast Corridor
  6. Amtrak lays it on the line for the NEC. International Railway Journal. 4. September 2012. Abgerufen am 10. April 2013.
  7. deutsch.amtrak.com – Acela Express abgerufen am 9. August 2013