Erste Hilfe bei epileptischem Anfall

Lesen Sie mehr darüber, was Sie tun bzw. nicht tun dürfen, wenn Sie einer Person mit einem epileptischen Anfall (Krampfanfall) helfen.

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Hintergrund

  • Die wahrscheinlichste Ursache dafür, dass Personen Krampfanfälle erleiden, ist Epilepsie.
  • Ein Epilepsieanfall kann plötzlich auftreten und sehr dramatisch erscheinen, er kann aber auch einen ganz unauffälligen Verlauf nehmen, bei dem der/die Betroffene lediglich einen kurzen Augenblick abwesend wirkt.
  • Personen, die an Epilepsie leiden, tragen häufig einen Ausweis bei sich, in dem die Krankheit genannt ist.
  • Beim Auftreten eines epileptischen Anfalls geht es vor allem darum, anfallsbedingte Verletzungen zu vermeiden; der Anfall selbst hört meist von selbst wieder auf oder muss durch einen Arzt behandelt werden.

Typische Symptome und Zustandsbilder:

  • Plötzlicher Bewusstseinsverlust.
  • Der Körper verkrampft sich.
  • Wiederholte, zuckende Bewegungen einer oder aller Extremitäten bzw. des ganzen Körpers.
  • Entspannen der Muskeln nach Beendigung des Anfalls.

Erste Hilfe

  1. Sorgen Sie dafür, dass sich die Person nicht verletzt.
    • Versuchen Sie, wenn möglich, zu verhindern, dass die Person zu Boden fällt und dadurch zu Schaden kommt. Stützen Sie sie möglichst beim Fallen ab, sodass es nicht zu einem Sturz kommt.
    • Legen Sie die Person vorsichtig auf den Boden und räumen Sie den Bereich im Umfeld des/der Betroffenen frei, um Verletzungen zu verhindern; schützen Sie die Person vor eventuellen Gefahren.
    • Verhalten Sie sich ruhig und lassen Sie den Krampfanfall von alleine ausklingen. Sie können nichts tun, um den Anfall zu stoppen.
  2. Schützen Sie den Kopf der Person.
    1. Wenn möglich, können Sie den Kopf mit einem Kissen oder einer weichen Unterlage abpolstern, um Verletzungen vorzubeugen.
    2. Lösen Sie vorsichtig eng sitzende Kleidung, wenn möglich.
  3. Positionieren Sie die Person in Seitenlage.
    • Wenn die Krämpfe aufhören, strecken Sie den Kopf der Person vorsichtig in den Nacken, sodass die Atemwege geöffnet werden. Kontrollieren Sie, ob die Person gleichmäßig und oft genug atmet.
  4. Beruhigen Sie die Person:
    1. Nachdem der Anfall vorbei ist, kommen die Betroffenen meist langsam wieder zu Bewusstsein. Bleiben Sie so lange bei der Person, bis diese wieder ganz zu sich gekommen ist und sorgen Sie dafür, dass sie sicher nach Hause oder zu einem Arzt gebracht wird.

Was Sie nicht tun dürfen

  • Versuchen Sie nicht, die Person festzuhalten, um auf diese Art den Anfall zu stoppen. Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, die krampfartigen Bewegungen gewaltsam zu unterbinden. Knochenbrüche könnten die Folge sein.
  • Platzieren Sie keine Gegenstände in den Mund des Krampfenden. Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, den Kiefer zu öffnen und dabei gewaltsam Gegenstände zwischen die Zähne zu schieben; dabei können den Betreffenden schwere Verletzungen an den Zähnen und am Kiefer zugefügt werden.
  • Geben Sie der Person während des Anfalls nichts zu essen oder zu trinken.

Rufen Sie 112,

  • Wenn die Krämpfe länger als 2 bis 3 Minuten andauern (schauen Sie auf die Uhr, um die Dauer korrekt beurteilen zu können). Es könnte sich um einen Status epilepticus handeln, der nicht von selbst endet und medikamentös unterbrochen werden muss.
  • Wenn die Bewusstlosigkeit länger als einige Minuten andauert.
  • Wenn ständig neue Krampfanfälle auftreten und der Patient nicht wieder das Bewusstsein erlangt.
  • Wenn sich der Anfall im Abstand von weniger als einer Stunde wiederholt oder der Betroffene das Bewusstsein nicht wieder erlangt. Es könnte sich um eine Anfallsserie handeln, die ebenfalls medikamentös unterbrochen werden muss.
  • Wenn Unsicherheiten bestehen oder äußere und innere Verletzungen und Knochenbrüche nicht auszuschließen sind.
  • Wenn nicht bekannt ist, ob es sich um einen epileptischen Anfall handelt oder wenn der Anfall bei bekannter Epilepsie anders als gewöhnlich aussieht. Auch Menschen mit Epilepsie können z.B. einen Herzanfall bekommen.
  • Wenn es sich um einen erstmalig auftretenden Anfall handelt. Dieser kann Symptom einer anderen Krankheit sein (z.B. eines Infarktes, eines Tumors), die u.U. schnell zu behandeln ist.

Wenn der Notarzt gerufen wird, sollte unbedingt Ruhe bewahrt werden. Insbesondere ist der Ort, an dem sich der Anfall ereignet, genau zu beschreiben und der Notarzt darauf hinzuweisen, dass es sich vermutlich um einen epileptischen Anfall handelt.

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Autoren

  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Medizinjournalistin, Bremen
  • Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med. Internist, Uniklinikum Köln
  • Philipp Ollenschläger, Medizinjournalist, Köln