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Berliner Mauer

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Die Berliner Mauer am Bethaniendamm

Die Berliner Mauer war Teil der innerdeutschen Grenze und trennte vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 West-Berlin vom Ostteil der Stadt und dem sie umgebenden Gebiet der DDR. Sie war das bekannteste Symbol für den Kalten Krieg und die Teilung Deutschlands. Bei Versuchen, die schwer bewachten Grenzanlagen in Richtung West-Berlin zu überwinden, kamen mindestens 86 Menschen durch Gewaltakte seitens der DDR-Grenztruppen zu Tode. Andere Quellen gehen von mindestens 238 Toten aus, wobei Unfälle mitgezählt sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorgeschichte

Verlauf der Berliner Mauer und Grenzübergangsstellen (1989)
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Verlauf der Berliner Mauer und Grenzübergangsstellen (1989)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde Deutschland auf Sieger-Beschluss der Jaltakonferenz in vier Besatzungszonen aufgeteilt, die von den Besatzungsmächten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich kontrolliert und verwaltet wurden. Analog wurde Berlin als ehemalige Hauptstadt des Deutschen Reiches in vier Sektoren geteilt. Gleichzeitig begann auf verschiedensten Ebenen der Kalte Krieg zwischen West und Ost. Berlin wurde zu einem zentralen Platz im Kampf der Geheimdienste aus Ost und West. In den USA machte der Begriff von Berlin als der „billigsten Atombombe“ und „Pfahl im Fleische“ der Sowjetzone die Runde. 1948 kam es im Kalten Krieg mit der Berlin-Blockade der Sowjetunion zu einer ersten großen Krise.

Als 1949 in den drei Westzonen zuerst die Bundesrepublik Deutschland und in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) kurz darauf die DDR gegründet wurde, begann man auf beiden Seiten die Grenzen intensiver abzusichern und auszubauen. Durch die Gründung zweier Staaten wurde die Teilung politisch untermauert. Zwischen DDR und Bundesrepublik wurden zuerst nur Grenzpolizisten und Grenzsoldaten eingesetzt, später auf DDR-Seite vorwiegend Zäune aufgebaut. Formal hatte Berlin den Status einer entmilitarisierten Vier-Sektoren-Stadt und war unabhängig von den beiden deutschen Staaten, was jedoch in der Praxis wenig Bedeutung hatte – West-Berlin näherte sich in vielem dem Status eines Bundeslandes an, zum Beispiel mit nicht abstimmungsberechtigten Vertretern im Bundestag. Ost-Berlin wurde vertragswidrig sogar zur Hauptstadt der DDR erklärt.

Mit der Verschärfung des Kalten Krieges, der unter anderem zum Hochtechnologie-EmbargoCOCOM“ gegenüber dem Ostblock, einem permanenten diplomatischen Kleinkrieg und militärischen Drohgebärden führte, intensivierte insbesondere die östliche Seite die Sicherung ihrer Grenzen. Die innerdeutsche Grenze war damit nicht mehr nur eine Grenze zwischen den Teilen Deutschlands, sondern Teil der Grenze zwischen dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) und der EG, zwischen der NATO und dem Warschauer Pakt, also zwischen zwei unterschiedlichen politisch-ideologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Machtblöcken, die sich im so genannten Kalten Krieg offiziell feindlich gegenüber standen.

Lage der Berliner Mauer auf einem Satellitenbild

Seit der Errichtung der DDR wanderten Bürger in steigenden Zahlen in die Bundesrepublik aus, vor allem über Berlin, wo die Grenze mitten durch die Stadt kaum zu kontrollieren war, im Gegensatz zur damals schon scharf bewachten innerdeutschen Grenze zur Bundesrepublik. Zwischen 1949 und 1961 verließen etwa 2,6 Millionen Menschen die DDR und Ost-Berlin, davon flohen alleine 47.433 noch in den beiden gerüchtreichen Augustwochen 1961. Außerdem war für viele Polen und Tschechen West-Berlin ein Tor in den Westen. Da es sich dabei oft um gut ausgebildete junge Menschen handelte, bedrohte diese Abwanderung die Wirtschaftskraft der DDR und letztlich den Bestand des Staates. Etwa 50.000 Ost-Berliner arbeiteten zudem als so genannte Grenzgänger in West-Berlin, lebten und wohnten aber zu den günstigen Bedingungen in Ost-Berlin bzw. im Berliner Umland. Dies führte zu zusätzlichem Unmut in der Ost-Berliner Bevölkerung.

Am 4. August 1961 wurden die Grenzgänger per Verordnung durch den Ost-Berliner Magistrat angewiesen, sich registrieren zu lassen und Mieten sowie Mietnebenkosten künftig in DM (West) zu zahlen. Schon vor dem Mauerbau kontrollierte die Volkspolizei im Ostteil Berlins die in den Westteil der Stadt führenden Straßen und Verkehrsmittel intensiv auf so genannte verdächtige „Republikflüchtlinge“ und „Schmuggler“. Außerdem kauften viele West-Berliner und in West-Berlin arbeitende Ost-Berliner mit auf dem Devisenschwarzmarkt günstig getauschter Mark der DDR die vergleichsweise billigen Grundnahrungsmittel und die wenigen hochwertigen Konsumgüter in Ost-Berlin. Das planwirtschaftliche Wirtschaftssystem auf östlicher Seite wurde dadurch zusätzlich geschwächt. Die Mauer sollte den Machthabern des „Ostblocks“ dazu dienen, die „Abstimmung mit den Füßen“, weg aus dem „Sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat“, endgültig durch Abriegelung der Grenzen zu stoppen.

Mauerbau

Grenzer an der Berliner Mauer (1961)
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Grenzer an der Berliner Mauer (1961)
Eine ältere Dame winkt aus dem Westsektor, nach drei Stunden Warten, ihren Bekannten im Ostsektor zu (1961)
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Eine ältere Dame winkt aus dem Westsektor, nach drei Stunden Warten, ihren Bekannten im Ostsektor zu (1961)

Der Plan zum Bau der Mauer in Berlin war ein Staatsgeheimnis der DDR-Regierung. Die Mauer wurde auf Geheiß der SED-Führung unter Schutz und Überwachung durch Volkspolizisten und Soldaten der Nationalen Volksarmee von Bauarbeitern errichtet – entgegen den Beteuerungen des Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht, der auf einer internationalen Pressekonferenz in Ost-Berlin am 15. Juni 1961 auf die Frage einer westdeutschen Journalistin geantwortet hatte:

Ich verstehe Ihre Frage so, dass es Menschen in Westdeutschland gibt, die wünschen, dass wir die Bauarbeiter der Hauptstadt der DDR mobilisieren, um eine Mauer aufzurichten, ja? Mir ist nicht bekannt, dass eine solche Absicht besteht; dass sich die Bauarbeiter in der Hauptstadt hauptsächlich mit Wohnungsbau beschäftigen und ihre Arbeitskraft voll eingesetzt wird. Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!

Ulbricht war damit der erste, der den Begriff Mauer in diesem Bezug verwendete – zwei Monate, bevor sie überhaupt stand.

Zwar wurden die Westalliierten durch Gewährsleute über die Planung „drastischer Maßnahmen“ zur Abriegelung von West-Berlin informiert, vom konkreten Zeitpunkt und Ausmaß der Absperrung gaben sie sich öffentlich überrascht. Da ihre Zugangsrechte nach West-Berlin nicht beschnitten wurden, griffen sie nicht militärisch ein. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) hatte ähnliche Informationen bereits Mitte Juli erhalten. Nach Ulbrichts Besuch bei Chruschtschow während des hochrangigen Treffens der Warschauer Vertragsstaaten in Moskau vom 3. bis 5. August stand im BND-Wochenbericht vom 9. August:

Vorliegende Meldungen zeigen, daß das Pankower Regime sich darum bemüht, die Einwilligung Moskaus für die Inkraftsetzung durchgreifend wirksamer Sperrmaßnahmen – wozu insbesondere eine Abriegelung der Berliner Sektorengrenze und die Unterbrechung des S- und U-Bahn-Verkehrs in Berlin gehören würde – zu erhalten ... Es bleibt abzuwarten, ob und wie weit Ulbricht ... in Moskau ... mit entsprechenden Forderungen durchzudringen vermochte.
Kennedy und Adenauer an der Berliner Mauer
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Kennedy und Adenauer an der Berliner Mauer

In der veröffentlichten Erklärung der Teilnehmerstaaten des Treffens des Warschauer Vertrags wurde vorgeschlagen, „an der Westberliner Grenze der Wühltätigkeit gegen die Länder des sozialistischen Lagers den Weg zu verlegen und um das Gebiet Westberlins eine verlässliche Bewachung und wirksame Kontrolle zu gewährleisten.“ Am 11. August billigte die Volkskammer der DDR die Ergebnisse der Moskauer Beratung und bevollmächtigte den Ministerrat zu allen entsprechenden Maßnahmen. Der Ministerrat der DDR beschloss am 12. August den Einsatz der „bewaffneten Organe“ zur Besetzung der Grenze zu West-Berlin und zur Errichtung von Grenzsperren.

Am Samstag, dem 12. August, ging beim BND aus Ost-Berlin folgende Information ein: „Am 11. August 1961 hat eine Konferenz der Parteisekretäre der parteigebundenen Verlage und anderer Parteifunktionäre beim ZK der SED stattgefunden. Hier wurde u. a. erklärt: ... Die Lage des ständig steigenden Flüchtlingsstroms mache es erforderlich, die Abriegelung des Ostsektors von Berlin und der SBZ in den nächsten Tagen – ein genauer Tag wurde nicht angegeben – durchzuführen und nicht, wie eigentlich geplant, erst in 14 Tagen.“

S-Bahn-Ostsektoreinfahrt Liesenstraße/Gartenstraße 1980
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S-Bahn-Ostsektoreinfahrt Liesenstraße/Gartenstraße 1980

In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 begannen die NVA, 5.000 Angehörige der Deutschen Grenzpolizei (Vorläufer der Grenztruppen), 5.000 Angehörige der Schutz- und Kasernierten Volkspolizei und 4.500 Angehörige der Betriebskampfgruppen die Straßen und Gleiswege nach West-Berlin abzuriegeln. Sowjetische Truppen hielten sich in Gefechtsbereitschaft und waren an den Alliierten Grenzübergängen präsent. Alle Verkehrsverbindungen zwischen den beiden Teilen Berlins wurden unterbrochen. Im September 1961 fuhren jedoch bereits wieder einige West-Berliner S- und U-Bahn-Linien auf Tunnelstrecken unter Ost-Berliner Gebiet – ohne reguläre Stopps auf den nun so genannten Geisterbahnhöfen. Erich Honecker war als damaliger ZK-Sekretär für Sicherheitsfragen für die gesamte Planung und Umsetzung des Mauerbaus politisch im Namen der SED-Führung verantwortlich. Bis zum September 1961 desertierten allein von den eingesetzten Sicherungskräften 85 Mann nach West-Berlin, außerdem gab es 216 gelungene Fluchtversuche von 400 Menschen. Unvergessen sind bekannt gewordene Bilder von an Bettlaken aus den angrenzenden Häusern herabgelassenen Flüchtlingen und dem den Stacheldraht überspringenden jungen Grenzpolizisten Conrad Schumann in der Bernauer Straße.

Westdeutsche Reaktionen

Brandenburger Tor 1987, von der Westseite aus gesehen
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Brandenburger Tor 1987, von der Westseite aus gesehen

Bundeskanzler Konrad Adenauer rief noch am gleichen Tag über Radio die Bevölkerung zur Ruhe und Besonnenheit auf und verwies auf nicht näher benannte Reaktionen, die gemeinsam mit den Alliierten folgen würden. Er ließ sich erst zwei Wochen nach dem Mauerbau in West-Berlin blicken. Allein der regierende Bürgermeister Willy Brandt protestierte energisch, aber letztlich machtlos, gegen die Einmauerung West-Berlins und die endgültige Teilung der Stadt. Die westdeutschen Bundesländer gründeten noch im gleichen Jahr die Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen in Salzgitter, um Menschenrechtsverletzungen auf dem Gebiet der DDR zu dokumentieren und so zumindest symbolisch dem Regime Einhalt zu gebieten. Am 16. August 1961 kam es zu einer Protestdemonstration mit 300.000 West-Berlinern vor dem Schöneberger Rathaus mit Brandt.

Alliierte Reaktionen

Die Reaktionen der westlichen Alliierten nach dem Mauerbau waren recht schleppend: 20 Stunden dauerte es, bis Militärstreifen an der Grenze erschienen. 40 Stunden dauerte es, bis eine Rechtsverwahrung an den sowjetischen Kommandanten Berlins geschickt wurde. Gar 72 Stunden dauerte es, bis diplomatische Proteste der Alliierten – um der Form genüge zu tun – in Moskau eingingen. Es gab immer wieder Gerüchte, dass die Sowjets den westlichen Alliierten vorher versichert hätten, deren Rechte an West-Berlin nicht anzutasten. Spätere Erfahrungen bestätigen offensichtliche Vorabkontakte.

Internationale Reaktionen 1961:

  • Keine sehr schöne Lösung, aber tausendmal besser als Krieg. John F. Kennedy, US-Präsident
  • Die Ostdeutschen halten den Flüchtlingsstrom auf und verschanzen sich hinter einem noch dichteren Eisernen Vorhang. Daran ist an sich nichts Gesetzwidriges. Harold Macmillan, britischer Premierminister

Immerhin stand US-Präsident John F. Kennedy fest zur „freien Stadt“ Berlin. Er sandte eine zusätzliche Kampfgruppe mit 1.500 Mann über die Transitstrecke nach West-Berlin und reaktivierte General Lucius D. Clay. Am 19. August 1961 trafen Clay und US-Vizepräsident Lyndon B. Johnson in West-Berlin ein. Insbesondere der DDR-Staatschef Walter Ulbricht maßte sich sogar Kontrollbefugnisse der Volks- und Grenzpolizei über alliierte Offiziere und Angestellte an, die auf schärfste Zurückweisung insbesondere durch die Amerikaner stießen. Schließlich musste sogar der Kommandierende Befehlshaber der Gruppe sowjetischen Truppen in der DDR (GSTD) energisch auf die DDR-Funktionäre mäßigend einwirken.

Zu einer gefährlich aussehenden direkten Konfrontation zwischen amerikanischen und sowjetischen Truppen kam es am 27. Oktober 1961 am Checkpoint Charlie auf der Friedrichstraße, als sich jeweils zehn Kampfpanzer unmittelbar am Grenzstrich gegenüber aufbauten. Am nächsten Tag wurden jedoch beide Panzergruppen wieder zurückgezogen. Beide Seiten wollten den Kalten Krieg wegen Berlin nicht zum Eskalieren bringen oder am Ende gar einen Atomkrieg riskieren.

Geteiltes Land

Nixon an der Berliner Mauer
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Nixon an der Berliner Mauer

West-Berliner durften bereits seit dem 1. Juni 1952 nicht mehr frei nach Ost-Berlin und in die DDR einreisen. Nach langen Verhandlungen wurde 1963 das Passierscheinabkommen getroffen, das mehreren hunderttausend West-Berlinern zum Jahresende den Besuch ihrer Verwandtschaft im Ostteil der Stadt ermöglichte.

Ab Anfang der 1970er Jahre wurde mit der durch Willy Brandt und Erich Honecker eingeleiteten Politik der Annäherung zwischen der DDR und der Bundesrepublik Deutschland die Grenze zwischen den beiden Staaten etwas durchlässiger. Die DDR gewährte nun Reiseerleichterungen, insbesondere für „unproduktive“ Bevölkerungsgruppen wie Rentner, und erlaubte Bundesbürgern einfachere Besuche aus grenznahen Regionen. Eine umfassendere Reisefreiheit machte die DDR von der Anerkennung ihres Status als souveräner Staat abhängig und verlangte die Auslieferung von nicht rückkehrwilligen DDR-Reisenden. Diese Forderungen wollte man in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund des Grundgesetzes nicht erfüllen.

Die DDR-Propaganda bezeichnete die Mauer wie auch die gesamte Grenzsicherung zur Bundesrepublik als antifaschistischen Schutzwall, der die DDR vor „Abwanderung, Unterwanderung, Spionage, Sabotage, Schmuggel, Ausverkauf und Aggression aus dem Westen“ schützen sollte. In Wirklichkeit richteten sich die Abwehranlagen vorwiegend gegen die eigenen Bürger.

Mauerfall

Mauerfall

Die Berliner Mauer fiel in der Nacht vom Donnerstag, dem 9. November, zum 10. November 1989 nach mehr als 28 Jahren. Zur Öffnung der Mauer führten zum einen Massenkundgebungen in der Wendezeit und die Forderung nach Reisefreiheit in der damaligen DDR sowie die anhaltende Republikflucht großer Bevölkerungsteile der DDR in die Bundesrepublik Deutschland über das Ausland, teils über Botschaften in verschiedenen osteuropäischen Hauptstädten (unter anderem Prag und Warschau), teils über die in Ungarn am Neusiedler See bei Sopron mittlerweile offene Grenze zu Österreich.

Auslöser war eine Pressekonferenz mit SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski im Presseamt/ Internationalen Pressezentrum in Ost-Berlin Mohrenstrasse 38 (jetzt Teil des Bundesjustizministeriums), die über das Fernsehen live übertragen und so von vielen gesehen wurde. Schabowski las gegen Ende der Pressekonferenz um 18:57 Uhr eher beiläufig von einem Zettel einen Ministerratsbeschluss über eine neue Reiseregelung ab, die, wie sich später herausstellte, noch gar nicht verabschiedet worden war. Nach anderer Ansicht war der Entwurf vom Ministerrat im Umlaufverfahren beschlossen, sollte aber erst am 10. November ab 4:00 Uhr an die Presse freigegeben werden, damit alle zuständigen Organe entsprechend informiert werden konnten:

Mit anwesend auf dem Podium neben Schabowski die Mitglieder des ZK der SED: Helga Labs, Gerhard Beil, Manfred Banaschak. Schabowski liest von einem ihm zugesteckten Beschlussentwurf für den Ministerrat ab: „Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen – Reiseanlässe und Verwandtschaftsverhältnisse – beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Die zuständigen Abteilungen Pass- und Meldewesen der VP – der Volkspolizeikreisämter – in der DDR sind angewiesen, Visa zur ständigen Ausreise unverzüglich zu erteilen, ohne dass dafür noch geltende Voraussetzungen für eine ständige Ausreise vorliegen müssen. Ständige Ausreisen können über alle Grenzübergangsstellen der DDR zur BRD erfolgen ...
Frage eines Journalisten (wohl Riccardo Ehrmann von der italienischen Agentur ANSA): „Wann trifft das in Kraft?
Schabowski (blättert in seinen Papierstapeln): „Das tritt nach meiner Kenntnis – ist das sofort, unverzüglich.
(zitiertes Transkript nach: Hans-Hermann Hertle, Katrin Elsner: Mein 9. November. Verlag Nicolai Berlin 1999)

Aufgrund der Meldungen von Rundfunk- und Fernsehsendern aus der Bundesrepublik und West-Berlin unter dem Titel „Die Mauer ist offen!“ zogen mehrere Tausend Berliner zu den Grenzübergängen und verlangten die Öffnung. Zu diesem Zeitpunkt waren weder die Grenztruppen noch die für die eigentliche Abfertigung zuständigen Passkontrolleinheiten (PKE) des Ministeriums für Staatssicherheit darüber informiert. Ohne konkrete Befehle oder Anweisungen und unter dem Druck der Massen wurden kurz nach 23:00 Uhr zunächst der Grenzübergang Bornholmer Straße in Berlin, später weitere im Berliner Stadtgebiet sowie an der innerdeutschen Grenze geöffnet. Bereits am späten Abend verfolgten Viele die Öffnung der Grenzübergänge im Fernsehen und machten sich teilweise dann noch auf den Weg. Der große Ansturm setzte am Vormittag des 10. November 1989 ein, da die Grenzöffnung um Mitternacht vielfach „verschlafen“ wurde.

Die DDR-Bürger wurden von der Bevölkerung West-Berlins begeistert empfangen. Die meisten Kneipen in der Nähe der Mauer gaben spontan Freibier aus und auf dem Kurfürstendamm gab es einen großen Volksauflauf mit hupendem Autokorso und wildfremden Menschen, die sich in den Armen lagen. In der Euphorie dieser Nacht wurde die Mauer auch von vielen West-Berlinern erklommen, und das bis dahin unerreichbare Brandenburger Tor war daraufhin faktisch für jedermann zugänglich. Als die Nachricht von der Öffnung der Berliner Mauer bekannt wurde, unterbrach der Bundestag in Bonn am Abend seine laufende Haushaltssitzung. Abgeordnete sangen spontan die Nationalhymne.

Der Fall der Mauer war ein herausragendes Ereignis der Weltgeschichte und wurde unter anderem Weihnachten 1989 mit einem Konzert Leonard Bernsteins gefeiert.

Aufbau der Berliner Grenzanlagen

Die 156,4 km (nach anderen Angaben 167 km) lange Berliner Mauer wurde ergänzt durch ausgedehnte Befestigungen der Grenze zur Bundesrepublik und – in geringerem Umfang – anderer Westgrenzen der Staaten des Warschauer Paktes, wodurch der so genannte Eiserne Vorhang materielle Gestalt annahm. Wie die restliche innerdeutsche Grenze wurde auch die Berliner Mauer über weite Strecken mit umfangreichen Systemen von Stacheldrahthindernissen, Gräben, Panzerhindernissen, Kontrollwegen und Postentürmen versehen. Allein etwa 1.000 Diensthunde waren in Hundelaufanlagen bis Anfang der 1980er Jahre eingesetzt. Dieses System wurde über Jahrzehnte ständig ausgebaut. Dazu gehörte, dass nahe an der Mauer stehende Häuser, deren Bewohner zwangsweise umgesiedelt wurden, gesprengt wurden. Noch am 28. Januar 1985 wurde an der Bernauer Straße sogar die Versöhnungskirche gesprengt. Das führte dazu, dass sich letztlich eine breite, nachts taghell beleuchtete Schneise durch die einst dicht bebaute Stadt zog.

Mauerfertigstellung
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Mauerfertigstellung Bernauer Straße 1980

Für die ostdeutschen Grenzsoldaten galt der Schießbefehl, der von ihnen verlangte, einen Fluchtversuch mit allen Mitteln, auch auf Kosten des Lebens des Flüchtlings, zu verhindern. Auch an der Berliner Mauer wurde dieser Schießbefehl häufig ausgeführt. Gemessen an der Grenzlänge zur Bundesrepublik starben in Berlin überdurchschnittlich viele Flüchtlinge. Vor hohen Feiertagen oder Staatsbesuchen wurde dieser Schießbefehl auch zeitweilig ausgesetzt, um eine negative Westpresse zu vermeiden. Von West-Berlin wurde die Grenze ständig von der West-Berliner Polizei und Alliierten Militärstreifen beobachtet und alle auffälligen Aktivitäten dokumentiert, auch um Schleusungen von Ost-Spionen über die Grenze möglichst zu verhindern. Wie sich jedoch später herausstellte, gab es dennoch versteckte Mauerdurchgänge, die auch genutzt wurden.

In ihrem Endausbaustadium, an manchen Stellen erst in den 1980er Jahren, bestanden die Grenzanlagen beginnend aus Richtung DDR aus:

  • Hinterlandbetonmauer etwa 3,60 Meter hoch
  • am Boden Signalanlagen, die bei Berührung Alarm auslösten
  • Kontaktzaun aus Streckmetall übermannshoch, mit Stachel- und Signaldraht bespannt
  • Bis 1982/84 gab es außerdem noch Hundelaufanlagen (scharfe Schäferhunde u.ä. an Führungsdraht eingehängt frei laufend), Kraftfahrzeugsperrgräben und Panzersperren (Spanische Reiter aus kreuzweise verschweißten Eisenbahnschienen), die dann als Gegengeschäft für bundesdeutsche Milliardenkredite abgebaut wurden.
  • Postenstraße/Kolonnenweg (nachts beleuchtet), zur Grenzpostenablösung und um Verstärkung heranholen zu können
  • Postentürme (1989 insgesamt 302 Stück) mit Suchscheinwerfer, Sichtkontakt der Posten tagsüber, nachts zogen zusätzliche Grenzsoldaten auf
  • Kontrollstreifen (KS) Todesstreifen, immer frisch geeggt, zur Spurenfeststellung, der auch von den Grenzsoldaten nicht grundlos betreten werden durfte
  • (teilweise extra) übermannshoher Streckmetallzaun, nur schräg durchsehbar
  • eigentliche Grenze Betonfertigteilmauer bzw. -wand nach West-Berlin, 3,60 m hoch, (teilweise mit Betonrolle, die beim Überklettern keinen Halt bieten sollte)
  • davor noch einige Meter Hoheitsgebiet der DDR

Die Gesamtbreite dieser Grenzanlagen war abhängig von der Häuserbebauung im Grenzgebiet und betrug von etwa 30 Meter bis etwa 500 Meter (am Potsdamer Platz). Minenfelder und Selbstschussanlagen wurden an der Berliner Mauer nicht aufgebaut (dies war aber in der DDR nicht allgemein bekannt!), jedoch an der innerdeutschen Grenze zur Bundesrepublik.

Der Aufbau der Grenztruppen-intern als Handlungsstreifen bezeichneten Grenze war natürlich den Bürgern in der DDR nicht genau bekannt, da Militärgeheimnis. Die Grenzsoldaten waren zum Stillschweigen verpflichtet, und da man nie genau wissen konnte, wer als Stasi-Spitzel nach einer unbedachten Plauderei einen Bericht schrieb, hielt man sich tunlichst daran. Jeder, der sich irgendwie auffällig für die Grenzanlagen interessierte, lief mindestens Gefahr, vorläufig festgenommen und zum nächsten Polizeirevier oder Grenzkommando zur Identitätsfeststellung gebracht zu werden. Eine Verurteilung zu einer Haftstrafe wegen Planung eines Fluchtversuchs konnte folgen. Im Übrigen war auch in Berlin der nähere Bereich an der Grenze Sperrgebiet, das nur mit Genehmigung betreten werden konnte. Alle Einblicksmöglichkeiten für Unbefugte wurden mit Sichtblenden verbaut.

Grenzübergänge

Hauptartikel: Berliner Grenzübergänge

Die Grenzübergangsstellen (GÜSt) zwischen West-Berlin Ost-Berlin und dem Gebiet der DDR waren auf DDR-Seite sehr stark ausgebaut. Es wurde mitunter sehr scharf bei der Ein- und Ausreise von den DDR-Grenzorganen und dem DDR-Zoll kontrolliert. Dennoch war die Abfertigung betont korrekt und höflich.

Auf West-Berliner Seite hatten die Polizei und der Zoll Posten. Dort gab es in der Regel keine Kontrollen im Personenverkehr. Nur an den Transitübergängen wurden die Reisenden statistisch erfasst (Befragung nach dem Ziel), gelegentlich bei entsprechendem Anlass zur Strafverfolgung auch kontrolliert (Ringfahndung). Der Güterverkehr unterlag im Auslandsverkehr der Zollabfertigung. Im Verkehr mit der Bundesrepublik wurden nur statistische Erhebungen gemacht.

Am Checkpoint Bravo (Dreilinden) und Checkpoint Charlie (Friedrichstraße) hatten die Alliierten Besatzungsmächte Kontrollpunkte eingerichtet, die jedoch für den normalen Reise- und Besuchsverkehr ohne Bedeutung waren.

Mit der Währungsunion am 1. Juli 1990 wurden alle Grenzübergänge aufgegeben. Einige Reste der Anlagen blieben als Mahnmal erhalten.

Maueropfer und -schützen

Maueropfer

Reste der Berliner Mauer nahe des Potsdamer Platzes
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Reste der Berliner Mauer nahe des Potsdamer Platzes

In den 28 Jahren ihres Bestehens starben an der Berliner Mauer mindestens 86 Flüchtende. Über die genaue Zahl der Mauertoten gibt es stark widersprüchliche Angaben, sie ist heute schwierig zu beziffern, weil die Todesfälle an der Grenze von der DDR systematisch verschleiert wurden (siehe auch Innerdeutsche Grenze). Die ersten tödlichen Schüsse fielen am 24. August 1961 auf den 24-jährigen Günter Litfin, der in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße von Transportpolizisten bei einem Fluchtversuch erschossen wurde, elf Tage nach der Schließung der Grenze. Peter Fechter verblutete am 17. August 1962 im Todesstreifen. Im Jahre 1966 wurden zwei Kinder im Alter von 10 und 13 Jahren im Grenzstreifen durch insgesamt 40 Schüsse getötet. Der letzte tödliche Zwischenfall an der Grenze ereignete sich am 6. Februar 1989, dabei verblutete Chris Gueffroy.

Nach Schätzungen mussten sich rund 75.000 Menschen wegen so genannter Republikflucht vor DDR-Gerichten verantworten. Republikflucht wurde nach § 213 Strafgesetzbuch der DDR mit Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren geahndet. Wer bewaffnet war, Grenzanlagen beschädigte oder als Armeeangehöriger oder Geheimnisträger bei einem Fluchtversuch gefasst wurde, kam selten mit weniger als fünf Jahren Gefängnis davon.

Einige Grenzsoldaten starben ebenfalls bei gewalttätigen Vorfällen an der Mauer. Der bekannteste Fall ist sicherlich die Ermordung des Soldaten Reinhold Huhn, der durch einen Fluchthelfer erschossen wurde. Diese Vorfälle wurden von der DDR propagandistisch ausgenutzt und auch als nachträgliche Begründung für den Mauerbau herangezogen.

Mauerschützen-Prozesse

Die juristische Aufarbeitung des Schießbefehls in so genannten Mauerschützenprozessen dauerte bis zum Herbst 2004. Zu den angeklagten Verantwortlichen gehörten unter anderem der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker, sein Nachfolger Egon Krenz, die Mitglieder des Nationalen Verteidigungsrates Erich Mielke, Willi Stoph, Heinz Keßler, Fritz Streletz und Hans Albrecht, der SED-Bezirkschef von Suhl, sowie einige Generäle, wie der Chef der Grenztruppen, Generaloberst Klaus-Dieter Baumgarten (19791990).

Die angeklagten ausführenden Mauerschützen rekrutierten sich zum Großteil aus Mannschaftsdienstgraden der NVA oder der DDR-Grenztruppen. Insgesamt wurden 35 Angeklagte freigesprochen, 44 Angeklagte wurden zu Bewährungsstrafen und 11 Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt, unter anderem Albrecht, Streletz und Keßler zu viereinhalb bis siebeneinhalb Jahren sowie Baumgarten. Im August 2004 wurden Hans-Joachim Böhme und Werner Lorenz als ehemalige Politbüro-Mitglieder zu Bewährungsstrafen vom Landgericht Berlin verurteilt. Der letzte Prozess gegen DDR-Grenzsoldaten ging am 9. November 2004, genau 15 Jahre nach der Maueröffnung, mit einem Schuldspruch zu Ende.

Gedenken

Mauermuseum – Haus am Checkpoint Charlie

2004 errichtete umstrittene Mauergedenkstätte des Mauermuseums
Gedenkkreuz für Peter Fechter am Checkpoint Charlie

Am 14. Juni 1963 wurde das Mauermuseum – Haus am Checkpoint Charlie direkt vor der Grenze vom Historiker Rainer Hildebrandt eröffnet. Es wurde und wird das „beste Grenzsicherungssystem der Welt“ (DDR-Armeegeneral Karl Heinz Hoffmann) und der „Beistand der Schutzmächte“ veranschaulicht. Gezeigt werden neben Fotos und Dokumentationen geglückter Fluchtversuche auch die Fluchtmittel: Heißluftballons, Fluchtautos, Sessellifte und ein Mini-U-Boot. Leiterin des Museums ist die Witwe des Gründers Alexandra Hildebrandt.

Am 31. Oktober 2004 wurde nahe dem Mauermuseum an der Friedrichstraße/Zimmerstraße in der Nähe des ursprünglichen Mauerverlaufs aus 120 originalen Betonelementen eine Mauer aufgebaut und in einer Installation Gedenkkreuze für die Maueropfer errichtet. Diese Aktion wurde zum Beispiel durch Lea Rosh kritisiert, auch der Berliner Senat lehnt sie ab.

Sowohl die Genehmigung als „Kunstaktion“ durch das Bezirksamt Mitte als auch der Pachtvertrag mit der Verwalterin des Geländes, der Bankaktiengesellschaft Hamm, liefen Ende 2004 aus. Da sich das Mauermuseum weigert, die Installation wieder zu entfernen, hat die Bankaktiengesellschaft Hamm inzwischen eine Räumungsklage eingereicht und in erster Instanz Recht bekommen.

Gedenkstättenensemble Berliner Mauer in der Bernauer Straße

Seit Ende der 1990er Jahre besteht an der Bernauer Straße zwischen den ehemaligen Bezirken Wedding und Mitte ein Gedenkstättenensemble zur Berliner Mauer. Es umfasst die Gedenkstätte Berliner Mauer, das Dokumentationszentrum Berliner Mauer sowie die Kapelle der Versöhnung.

Die Gedenkstätte ist aus einem vom Bund ausgelobten Wettbewerb hervorgegangen und wurde nach langen und heftigen Diskussionen am 13. August 1998 eingeweiht. Sie stellt einen durch künstlerisch-gestalterische Mittel ergänzten neu aufgebauten Mauerabschnitt am Originalort dar. Das Dokumentationszentrum, das von einem Verein getragen wird, wurde am 9. November 1999 eröffnet. 2003 wurde es durch einen Aussichtsturm ergänzt, von dem die Maueranlagen der Gedenkstätte gut einsehbar sind. Neben einer aktuellen Ausstellung (seit 2001 unter dem Titel Berlin, 13. August 1961) gibt es unterschiedliche Informationsmöglichkeiten zur Geschichte der Mauer. Außerdem werden Seminare und andere Veranstaltungen angeboten. Die Kapelle der Versöhnung der Evangelischen Versöhnungsgemeinde wurde am 9. November 2000 eingeweiht. Sie ist ein ovaler Stampflehmbau und wurde über den Restmauern des Chores der 1985 gesprengten Versöhnungskirche gebaut.

Sonstiges

Die Geschichtsmeile Berliner Mauer ist eine viersprachige Dauerausstellung, die aus 25 Informationstafeln besteht. Diese stehen über den innerstädtischen Grenzverlauf verteilt und enthalten Fotografien und Texte zu Ereignissen, die sich am Standort der Tafeln zugetragen haben, beispielsweise wird auf geglückte oder missglückte Fluchten hingewiesen. Außerdem findet man an verschiedenen Stellen des ehemaligen Grenzverlaufs Kreuze oder andere Zeichen des Gedenkens vor allem an erschossene Flüchtlinge, die häufig auf Privatinitiative aufgestellt worden sind.

Reste der Mauer

alter Grenzwachturm Schlesischer Busch 2005
erhaltenes Teilstück der Berliner Mauer am Abgeordnetenhaus von Berlin

Nach dem Mauerfall wurden durch Souvenirjäger immer wieder Mauerstücke aus der Mauer herausgebrochen. Dies entwickelte sich schnell zu einem Markt, die Mauerstücke wurden verkauft. Diese Souvenirjäger erhielten im Volksmund schnell die Bezeichnung Mauerspechte. Aber auch die DDR war bestrebt, die Mauer möglichst schnell und umfassend abzureißen. Am 13. Juni 1990 begann in der Bernauer Straße der offizielle Abriss. Daran beteiligt waren insgesamt 300 DDR-Grenzsoldaten sowie 600 Pioniere der Bundeswehr. Diese waren mit 175 Lastwagen, 65 Kränen, 55 Baggern und 13 Bulldozern ausgerüstet. Der Abriss der innerstädtischen Mauer dauerte bis November 1990. Übrig blieben sechs Abschnitte, die als Mahnmal erhalten wurden. Der Rest der Mauer verschwand bis November 1991.

Der einstige Grenzstreifen ist noch heute an vielen Stellen gut erkennbar. Die breite Trasse zwischen den beiden früheren Mauerlinien wird im heutigen Sprachgebrauch Mauerstreifen genannt. Im ansonsten dicht bebauten Berlin wurde der Streifen schnell einer Nachnutzung für städtische Zwecke zugeführt.

Heute gibt es nur noch wenige Reste der einstigen Maueranlagen. Der bekannteste Rest der Mauer steht an der Spree zwischen dem Ostbahnhof und der Oberbaumbrücke und war gar nicht Teil der eigentlichen Mauer (die gab es an dieser Stelle gar nicht, denn die Grenze war hier die Spree), sondern die so genannte Hinterland-Mauer, die das Grenzgebiet nach Ost-Berlin hin begrenzte. Sie wurde 1990 von internationalen Künstlern zur East Side Gallery gestaltet und unter Denkmalschutz gestellt.

Ein weiteres Reststück der (wirklichen) Mauer steht an der Niederkirchnerstraße im Berliner Bezirk Mitte in der Nähe des Berliner Abgeordnetenhauses. Es wurde ebenfalls 1990 unter Denkmalschutz gestellt. Hingegen sind die Grenzanlagen der Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße nicht original, sondern wurden zu Anschauungszwecken wieder neu aufgebaut.

Der US-Geheimdienst CIA sicherte sich für seinen Neubau in Langley, Virginia, weitere künstlerisch verzierte Mauersegmente im Freigelände.

Kennzeichnung des Mauerverlaufs an der Lohmühlenbrücke
Bodentafel Mauerverlauf

Von den ehemals 302 Grenzwachtürmen stehen heute noch fünf:

  • am Schlesischen Busch in Treptow in der Nähe der Puschkinallee. Er steht in einem zu einem Park umgewandelten Stück des Mauerstreifens und wird als Museum der verbotenen Kunst genutzt.
  • in der Kieler Straße in Mitte. Der Turm ist denkmalgeschützt und ist inzwischen an drei Seiten von Neubauten umgeben.
  • der einzige der deutlich schlankeren Beobachtungstürme in der Stresemannstraße in der Nähe des Potsdamer Platzes ebenfalls in Mitte. Er wurde allerdings wegen Bauarbeiten um einige Meter versetzt und steht nicht mehr am originalen Standort.
  • etwas südlich von Nieder-Neuendorf, einem Ortsteil von Hennigsdorf. Hier befindet sich heute eine Ständige Ausstellung zur Geschichte der Grenzanlagen zwischen den beiden deutschen Staaten.
  • bei Hohen Neuendorf. Der Turm befindet sich in einem bereits wieder aufgeforsteten Gebiet des Grenzstreifens. Er wird samt dem umliegenden Gelände von der Deutschen Waldjugend genutzt.

In den 1990er Jahren gab es in der Berliner Politik eine Diskussion über verschiedene Ideen zur Sichtbarmachung und Markierung des einstigen Mauerverlaufs. Vorgeschlagen wurden zum Beispiel eine Doppelreihe in den Straßenbelag eingelassener quadratischer Pflastersteine, ein in den Bodenbelag eingelassenes Bronzeband und eine Markierung beider Mauern (der eigentlichen und der Hinterland-Mauer) durch verschiedenfarbige Streifen. Alle drei Varianten wurden am Abgeordnetenhaus zu Anschauungszwecken jeweils auf einem kurzen Stück ausgeführt. Im Ergebnis dieser Diskussion wurde danach vor allem im Innenstadtbereich an mehreren Stellen ungefähr 8 km des Mauerverlaufs durch eine Doppelreihe von Pflastersteinen markiert.

Neben dem Verkauf und Bebauung des Mauerstreifens um Berlin-Mitte gibt es eine vielfältige Nachnutzung. Im Ortsteil Prenzlauer Berg wurde ein Teil des Verlaufs der ehemaligen Mauer zu einem Grünstreifen, dem Mauerpark, der nun als Parkanlage genutzt wird. Auf großen Teilen dieses Mauerstreifens führt heute ein Radweg entlang, insbesondere auf den Teilen des heutigen Stadtrandes. Das innerstädtische Stück am östlichen Teltowkanal wird derzeit mit der Trasse der Bundesautobahn 113 vom Berliner Stadtring nach Schönefeld überbaut.

Kurioses

  • Ein Gartengebiet ragte als schmaler Streifen aus dem Osten nach West-Berlin hinein und führte zu einer speziellen Form im Mauerverlauf, dem so genannten Entenschnabel.
  • Die Satirepartei Die PARTEI zählt den Wiederaufbau der Mauer zu einem ihrer Wahlversprechen.

Literatur

  • Peter Feist: Die Berliner Mauer. 4. Auflage. Kai Homilius Verlag, Berlin 2004 (Der historische Ort Nr. 38), ISBN 3-931121-37-2 (Leseprobe (http://www.kai-berlin.de/vp/1.38/))
  • Joachim Mitdank: Berlin zwischen Ost und West. Erinnerungen eines Diplomaten. Kai Homilius Verlag, Berlin 2004 (Edition Zeitgeschichte - Band 14), ISBN 3-89706-880-X (Leseprobe (http://www.kai-berlin.de/vp/8.14/))
  • Hertle, Jarausch, Kleßmann (Hrsg.): Mauerbau und Mauerfall. Berlin 2002, ISBN 3861532646
  • Thomas Flemming, Hagen Koch: Die Berliner Mauer - Geschichte eines politischen Bauwerks. Bebra Verlag 2001, ISBN 3-930863-88-X
  • Thomas Scholze, Falk Blask: Halt! Grenzgebiet! – Leben im Schatten der Mauer. Berlin 1992, ISBN 3861630303
  • Axel Klausmeier, Leo Schmidt: Mauerreste - Mauerspuren. Westkreuz-Verlag Berlin/Bonn 2004, ISBN 3929592509

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