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Sex-Zwangsarbeit im KZ ist noch ein Tabu-Thema

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Von WELT.de/AP 14. Januar 2007, 00:00 Uhr

Die Bordelle in zehn Lagern sollten die Produktivität der Zwangsarbeiter erhöhen. Die Idee kam vom SS-Führer Heinrich Himmler.

Über die Zwangsprostitution weiblicher KZ-Häftlinge informiert eine Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück im brandenburgischen Fürstenwalde. "Kaum ein zweites Thema aus der Geschichte der Konzentrationslager ist einerseits derart verdrängt worden und andererseits derart mit Vorurteilen und Verzerrungen behaftet wie dieses", sagte Gedenkstellenleiterin Insa Eschebach.

Die ab 1942 von der SS in zehn Lagern eingerichteten Bordelle sollten als Leistungsanreiz dienen, um die Produktivität der zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie eingesetzten Häftlingsmänner zu erhöhen. Besuche in den so genannten Sonderbaracken waren Teil eines abgestuften Prämiensystems, das aber nicht für alle Häftlingsgruppen galt. So waren etwa Juden ausgeschlossen. Die Idee ging von SS-Führer Heinrich Himmler aus, wie die in Ravensbrück ausgestellte Kopie eines Schreibens Himmlers an das SS-Wirtschaftsverwaltungsamt zeigt.

Die meisten der zur Prostitution gezwungenen Frauen wurden in Ravensbrück rekrutiert, wo zwischen 1939 und 1945 mehr als 130.000 Frauen aus mehr als 40 Ländern inhaftiert waren. "Deshalb wollten wir die Ausstellung bei uns", sagte Eschebach.

In der von Künstlern der Berliner Universität der Künste (UdK) gestalteten Informationsschau sind neben einem Überblick zu dem Thema vorwiegend Kopien von Originalquellen zu sehen. "Wir wollten auch zeigen, dass es noch große Lücken in der Forschung gibt", sagte UdK-Dozentin Katja Jedermann. Viele Frauen erlitten bei der Sex-Zwangsarbeit schwere körperliche und seelische Schäden. Trotzdem beantragten sie aus Scham nach 1945 oft keine Haftentschädigung. "Männliche Zeitzeugen sprachen, wenn überhaupt, meist nur verächtlich über das Thema", erklärte Jedermann.

Ausstellung "Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern", bis 30. September in der Gedenkstätte Ravensbrück

Internet: www.ravensbrueck.de

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