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Nocte Obducta - Sequenzen einer Wanderung (2008)

Nocte ObductaStil: Avant-Garde / Post-Rock / Black Metal

Label: Supreme Chaos Records

Punkte: 13/13

Spielzeit: 44:00

Dass ich diesen Tag noch erleben darf! Nachdem Guns N' Roses es dieses Jahr geschafft haben, ihr lang erwartetes Album zu veröffentlichen, sind Nocte Obducta nun endlich auch soweit um ihren Schwanengesang über zwei Jahre nach der Bekanntmachung der Auflösung bzw. - wie mittlerweile hinlänglich bekannt sein sollte - der Umbenennung in Dinner Auf Uranos zu veröffentlichen. Wenn Duke Nukem Forever jetzt noch das Licht der Welt erblickt ist die Welt gerettet. Ich möchte an dieser Stelle auch keinen Hehl daraus machen, dass Nocte Obducta seit Jahren zu den Top zwei meiner Lieblingsbands gehören. An erster Stelle regieren seit frühester Kindheit Pink Floyd um die es hier zwar nicht geht, an welche man sich aber im Bezug auf "Sequenzen einer Wanderung" allerdings öfters erinnert fühlt.

Und dies nicht nur ein Mal. Erste Anzeichen sind schon in der "Trackliste" - so man es so nennen kann - erkennbar, in welcher ein knapp dreiminütiger Abschnitt "Wanderung/Für Syd" genannt wurde. Die hier angesprochene Person heisst mit Nachnamen Syd Barrett. Und diesem ist dieses Album gewidmet. Barrett selbst, das sollte hinreichend bekannt sein, war anfänglich der kreative Kopf von Pink Floyd und damit auch verantwortlich für eines der besten Psychedelic Rock-Alben aller Zeiten, bis er schliesslich aufgrund von Drogenkonsum und mentalen Zusammenbruchs aus der Band schied und schliesslich im Jahre 2006 - während den Aufnahmen zu diesem Album - starb.

Doch wollen wir nicht länger ums Thema herumtanzen, es geht um das Album. Und dieses beginnt am Anfang schon mit dem Wort "Ende" bevor es dann auch schon musikalisch losgeht. Wer Nocte Obducta allerdings nur von den älteren Alben kennt, wird hier sehr überrascht, denn der allergrösste Teil dieses Albums ist im Stile der Nektar-Alben gehalten und dabei über weite Teile ruhiger gestaltet. Von Metal - geschweige denn Black Metal - ist kaum noch etwas zu vernehmen. Die Szenerie wird von Staccato-Riffing und wunderbaren Melodien beherrscht und kommt darüber hinaus auch gänzlich ohne Gesang aus. Bis dann, wie aus dem Nichts, die Musik stoppt und das Ganze in eine ambientartige Passage übergeht, welche mit diversen Sprachsamples geschmückt ist. Diese erzählen über weite Teile die Intention, welche hinter dem Album steht, nämlich das Fortschreiten im Leben, Wandel, Abschied und Neubeginn. Mit diesen Sprachsamples kommen einem auch wieder Pink Floyd in den Sinn, welche damals auf "Dark Side Of The Moon" ebenfalls mit solchen Sprachsamples arbeiteten, um gewisse Aspekte ihrer Aussagen zu unterstreichen.

Kompositorisch stellt "Sequenzen einer Wanderung" ebenfalls eine Steigerung dar. Obwohl bisher alle Alben durchweg mit grossen Kompositionen aufwarten konnten, ist bisher keines dermassen schlüssig in sich selbst. So wird peinlich darauf geachtet, keine Lückenfüller zu verwenden und einen steten Wandel zu vollziehen. Diese geschieht mal einschneidender, mal unterschwelliger. So zum Beispiel wenn die Akkordfolge an sich gleich bleibt, sich allerdings der Hintergrund, die gespielte Melodie oder nur der Grad der Verzerrung der Gitarre oder der Effekt des Synthesizers verändert. Allerdings beherrschen Nocte Obducta "Veränderung" nicht nur im Bezug auf die gespielten Noten, sondern auch die angewendeten Stilistiken. Staccato-Riffing und Ambientpassagen wurden ja schon genannt, aber auch opulente Gitarrenwände im Post-Rock-Stil, kriechenden Doom Metal im zweiten Song bis hin zum finalen Ausbruch mit den Black-Metal-Gewittersturm samt Torstens grandiosem Gesang, der leider nur in diesen wenigen Minuten zu vernehmen ist.

Wirklich bemerkenswert ist, dass die Musik grösstenteils programmatischen Charakter aufweist, was für ein solches Konzeptalbum nicht perfekter gewählt sein könnte. Allerdings schaffen es Nocte Obducta gekonnt, das Ganze emotional zu präsentieren, statt als kaltes Kalkül, das vielen derartigen Kompositionen anheim ist.

Erwähnenswert finde ich persönlich auch das Booklet. Zwar sind die Texte leider nicht vollständig abgedruckt, sondern beschränken sich auf wenige kurze Auszüge, diese finden allerdings eine sehr gute Visualisierung durch die abgebildeten Fotografien. Schlussendlich verzichten Nocte Obducta auch auf irgendwelche Danksagungen ausser an sich selbst und verbleiben schlussendlich leider mit einem Rechtschreibfehler in der Phrase "Live's a bitch and then you die." (sic). Treffend, nimmt dem Ganzen aber etwas die finale Würze.

Dennoch bleibt zu sagen, dass Nocte Obducta ein monumentales Werk geschaffen haben und wahrlich als Kunst bezeichnet werden kann. Fans, denen die jüngere Entwicklung der Band nicht zusagte, werden auch hiermit nichts anfangen können und allgemein sehe in diesem Album eine Herausforderung für jeden Hörer. Sie zu meistern eröffnet einem aber eine nie dagewesenes Spektakel das seines Gleichen sucht. Und damit ist es noch trauriger, dass man unter dem Namen Nocte Obducta wohl nichts mehr zu hören bekommen wird. Dennoch bleibt einem mit "Sequenzen einer Wanderung" der Trost, nicht nur das beste Album dieses Jahrs sondern der jüngeren Musikgeschichte in Händen zu halten.




Tracklist:
01. Teil 1
00:00 Ende
00:06 Über wind'ge Wiesen
02:45 Oktober
05:02 Wald/Route: Erde - Uranos
08:39 Ein Abend im Dezember
09:50 Zu fernen Ufern
12:56 Herbstlaub
13:32 Im Sonnensturm
14:35 Nebel - I
15:13 Wanderung/Für Syd
18:02 Der Nussbaum
21:28 Allein

02. Teil 2
00:00 Nebel - II
04:29 Kind der kalten Nebel
07:30 Es bersten Brücken hinter mir
09:40 Januar/Vorbei an Ruinen/Spuren im grauen Schnee
13:36 Desîhra (Reprise Zu fernen Ufern)
14:27 Bei den Feuern
16:39 Die schwindende Glut
18:12 Welch finstere Kaschemme
18:38 Im Dunkel


Bandkontakt:
marcel@nocte-obducta.de
http://nocte-obducta.de/

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