Dienstag, 09. August 2011

Raveline Poll 2010 “Best DJ International”: Richie Hawtin


21. Februar 2011 // Musikthemen  

Die Energie des Moments

Richie Hawtin war 2010 mehr denn je auf den Bühnen der Welt und bei fast allen Großevents präsent. Für ihn war es ein Jahr des Performens und Präsentierens. Was gibt es also Schöneres, als dann auch noch zum besten internationalen DJ gewählt zu werden? Also war es uns eine umso größere Freude, dem Labelinhaber, Künstler und Produzenten die gute Nachricht zu überbringen.

Du bist nun zum zweiten Mal in Folge zum Best DJ International gevotet worden. Hast du damit gerechnet, deine Position in diesem Jahr zu verteidigen?

Ich habe einfach die gleiche, wenn nicht noch viel mehr Energie in alles, was ich mache, investiert – so, wie ich es in jedem Jahr aufs Neue versuche. Das ist wirklich nicht einfach, und besonders in 2010 habe ich an sehr vielen Projekten gleichzeitig gearbeitet: Minus, DJing und nicht zu vergessen Plastikman live. Was mich bei der Stange hält sind die großartigen Partys, auf denen ich mich dann wiederfinde, und die Crowd. Ein DJ ist in vielerlei Hinsicht nur so gut wie die Musik, die er dabei hat und spielt, und die Leute, die vor ihm feiern. Wenn all diese Dinge zusammenkommen, die Energie, die Inspiration, die Craziness, dann ist es nicht mehr schwer, gut zu spielen, Spaß zu haben und die Menge komplett ausrasten zu lassen. Irgendwie finde ich Jahr für Jahr genau diese Energie, und ein großer Teil davon wird mir von den Leuten im Publikum gegeben – und ich hoffe, dass ich ihnen viel davon zurückgeben kann.”

Für die Leute da draußen warst du in diesem Jahr besonders live präsent, da es außer „Making Contakt”, „Arkives” und „Slinky” keine Releases von dir gab. Du bist über den ganzen Globus getourt. Was waren für dich die besten Events, Clubs und Festivals, auf denen du gespielt hast?

2010 war ein verrücktes Jahr! Ich habe so viele großartige Sachen erlebt, dass es schwierig ist, mich an alle zu erinnern. Aber einige fallen mir da auf Anhieb ein: Mein Plastikman Gig auf der Time Warp, weil es die Enthüllung dieser ganzen Idee war, des Konzepts, des Käfigs, und auch, weil es so ein riesiges Experiment, eine große Reise für mein Team und mich war. Seitdem haben wir schon vieles verändert, die ganze Show noch verbessert, aber noch immer ist kein Auftritt mit der ersten Show auf der Time Warp zu vergleichen. In den folgenden Monaten war Paris unglaublich, Rom auch, das Sonar die Bombe schlechthin – doch Detroit war ebenfalls ein Highlight, auch emotional gesehen auf der Basis meiner eigenen Historie. Schließlich ist das der Ort, an dem meine Karriere damals begann. Wenn ich daran denke, bekomme ich noch jetzt eine Gänsehaut! Ansonsten waren da noch der Gig in Montpellier am Strand, die Closing Partys im Amnesia, ein Booking für ein Event in einem Waldgebiet im Süden Italiens, die BerMuDa in Berlin, die ich als großen Rave in der Hauptstadt besonders in diesem Jahr sehr spannend empfand, das Minus Event in London… Zwei weitere Top-Events waren noch die Partys am 30. Dezember und am 02. Januar im Weekend. Mit meinen Freunden und in meiner Stadt einfach ein perfekter Abschluss für 2010 und ein genialer Auftakt für das neue Jahr.“

Was ging bei dir hinter den Kulissen ab? Hattest du Zeit, neue Veröffentlichungen vorzubereiten oder hast du dir eher etwas freie Zeit gegönnt und vielleicht Urlaub gemacht? Worauf hast du neben den ganzen Live-Gigs deinen persönlichen Fokus gesetzt?

Das ist bei mir so ein bisschen wie mit den Boxenstopps in der Formel 1. Die Autos fahren das Rennen, und ab und zu kommen sie für 30 Sekunden in die Box, um Reifen zu wechseln, zu tanken und Korrekturen vorzunehmen, damit alles wieder perfekt funktioniert und man gewinnen kann. Der einzige Unterschied ist, dass mein Pit-Stop im Background permanent abläuft und aus meinem großartigen Team bei Minus und Clonk sowie der Plastikman Live-Crew besteht. Sehr intensiv und fordernd für alle ist das Ganze durchaus. Es bedeutet viel harte Arbeit, Inspiration, aber normalerweise auch eine Menge Spaß. Jetzt bin ich gerade in Kanada, chille und arbeite an neuen Ideen und neuen Möglichkeiten für 2011. Ich sehe Veränderungen kommen und Anfänge sowie Abschlüsse von Projekten und Umsetzungen.“

Lass uns über ein paar ganz spezielle Erlebnisse sprechen. Was war im letzten Jahr deine schrägste Erfahrung?

In den Griff zu bekommen, wie schnell die Zeit vergeht.“

Hast du etwas besonders Lustiges erlebt?

Die Zeit in Detroit: Aufzulegen, zu feiern und mit meiner Freundin Laura und meinen ganzen Freunden dort abzuhängen. Zu tanzen, abzurocken und Dinge zu tun, die man sich vorher nie hätte vorstellen können. Vor allem die private After Hour auf dem Balkon unseres Hotelzimmers, bei der wir alle Möbel nach draußen geschleppt haben, uns eine frühe Version des Marc Houle-Albums reingezogen haben – und uns irgendwann ausgeklinkt und hingelegt haben. Später sind wir wach geworden, und es hat in Strömen geregnet. Leider auch auf die Möbel, die wir vergessen hatten reinzuholen. Alles war vollkommen nass und größtenteils nicht zu reparieren, die Tische, die Stühle, die Sofas…“

Was war der aufregendste Moment für dich?

Der Moment, als auf der Time Warp die Vorhänge aufgingen und ich den Startknopf für die erste Plastikman Live Show seit 1995 gedrückt habe.“

Und welcher Moment war besonders emotional?

Das war auch der Beginn einer Plastikman Show, und zwar von der in Detroit im Hart Plaza.“

Was war deine künstlerischste Zeit?

Als ich mich von Januar bis März im Studio verbarrikadiert habe, um an der Live Show von Plastikman zu arbeiten, mit Tools und Equipment zu experimentieren und Ideen für noch nicht vollendete Projekte weiter zu entwickeln.“

War irgendetwas besonders familiär für dich, vielleicht sogar sentimental?

Auf jeden Fall – und zwar der ganze Prozess während der Arbeit an ‚Arkives‘, bei dem ich mich nochmal durch all meine Archive, Photos, Aufnahmen und Geschichten gewühlt habe, Detroit besucht und über alte Zeiten nachgedacht und gesprochen habe. Ich wurde quasi von meiner eigenen Geschichte verschlungen.“

Was sind deine Pläne für die nächsten 12 Monate? Wird es neue Releases von Richie Hawtin geben, von Plastikman? In welche Richtung wird sich Minus weiterentwickeln?

Momentan arbeite ich rein an der Umsetzung von meinen Ideen. Ich hoffe definitiv auf neue Veröffentlichungen in wahrscheinlich sogar sehr naher Zukunft. Aber wann genau, kann ich noch nicht sagen, nur, dass ich hart daran arbeite, Produktionen abzuschließen. Das nächste große Ding auf Minus wird übrigens das brillante neue Album von Marco Carola!“

Du bist immer sehr gut informiert, was neue Technologien betrifft, die du in irgendeiner Form in deine Arbeit integrieren kannst, z.B. twitterst du deine Tracklists nach Gigs und warst der Vorreiter was Software für digitale Live-Sets angeht. Hast du etwas in der Pipeline, was wir noch nicht kennen oder etwas, worauf du dich besonders freust?

Dieses Wochenende werde ich auf die Musikmesse NAMM in Los Angeles fahren und mir die ganzen neuen Produkte im Bereich Equipment anschauen, einige Meetings der Hersteller besuchen. Ich informiere mich sehr viel über Neuheiten momentan. Außerdem verbringe ich viel Zeit mit den Jungs von Liine.net, mit denen ich neue Applikationen entwickle, die für Musiker und Performer wie mich hilfreich sind.“

Kannst du zum Abschluss ein persönliches Fazit für 2010 ziehen?

2010 war das Jahr, in dem meine beiden Persönlichkeiten, der DJ Richie Hawtin und der Live-Act Plastikman auf der Bühne wieder zueinander gefunden haben.“

www.plastikman.com

Hier die kompletten Top10:
01. Richie Hawtin
02. Armin van Buuren
03. Deadmau5
04. Carl Cox
05. Rush
06. Tiesto
07. David Guetta
08. Adam Beyer
09. Dubfire
10. Laurent Garnier

Weitere Poll-Ergebnisse:
Raveline Poll 2010 “Best Compilation”

Raveline Poll 2010 “Best National DJ”

Kommentare

Eine Antwort auf “Raveline Poll 2010 “Best DJ International”: Richie Hawtin”
  1. Norbert Mezei sagt:

    GUT !

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