Auch für das Theatertreffen 2011 werden wieder theaterinteressierte, webaffine Schreiberinnen und Schreiber unter 35 Jahren gesucht. Infos zur Bewerbung (Bewerbungsschluss 31. Januar 2011).
Von Anfang an, und nicht gerade unbeeinflusst durch den Enthusiasmus seiner Fans, wirkte das Internet weniger wie eine Technologie sondern eher wie eine soziale Bewegung – wie der Kommunismus, Feminismus und Rock’n’Roll. Eine Ideologie, die wir Webismus nennen könnten. Während wir anderen Kinoanfangszeiten nachschlagen, Pullis kaufen und Jihad-Videos hochladen, rufen die Webisten eine neue Ära aus. The Editors, n+1
Ob das Internet uns schlau macht oder dumm, ob es unser Lesen fördert oder unsere Gehirne zermatscht, darüber herrscht keine Einigkeit. Unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass ohne das Netz nicht mehr viel geht, dass sich ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens über das Netz organisiert, sich im Netz widerspiegelt, wenn es nicht gar im Netz stattfindet. Das Netz sind wir, wir sind im Netz.
Auch der Kulturbetrieb – Theater, Opernhäuser, Musiker, Tanzkompanien, Orchester, Künstler, Festivals – hat die digitalen Kanäle entdeckt, mit denen das Web zum „sozialen Web“ geworden ist: Facebook, Myspace und Twitter sind Plattformen, die prinzipiell jeder, der einen Internetzugang und einen Computer hat, kostenlos nutzen kann, um sich zu vernetzen, auf sich aufmerksam zu machen und sich mit anderen auszutauschen. Heute finden immer mehr Kulturdebatten online statt, allerdings nicht unbedingt auf den Webseiten der Zeitungen und Medienkonzerne, sondern eher zwischen Kulturkonsumenten und -produzenten in Communities. Diese Diskussionen sind grenzenlos. Auf Facebook können theoretisch 500 Millionen User in allen Ländern der Welt miteinander in Kontakt treten. Schon jetzt schicken sich Regisseure auf diesem Weg Links zu Videos, unterhalten sich Autoren und Journalisten miteinander über das Tagesgeschäft, schreiben Kuratoren Statusmeldungen von ihren Reisen. Die Kultur ist bereits im Netz – aber prägt sie es auch mit?
Um grenzüberschreitende, zeitgenössische Theaterdebatten im Internet bewusst zu fördern, werden für das Theatertreffen 2011 erstmals internationale Kulturblogger gesucht: Autoren, Fotografen, Videoblogger, Audioblogger, die sich mit aktuellen und gesellschaftlichen Strömungen beschäftigen und eine medial geprägte Zuschauerschaft, auch außerhalb Berlins und der deutschsprachigen Theaterszene, ansprechen. Die Blogger werden wie Journalisten akkreditiert und können wie „rasende Reporter“ eigene Schwerpunkte der Berichterstattung setzen. Damit unterstützt das Theatertreffen dezidiert neue Formen des Kulturjournalismus, stellt diese Formen mit Workshops und Seminaren aber in einen professionellen Kontext.
Das Theatertreffen widmet sich seit 2005 der Förderung junger Kulturjournalisten, seit zwei Jahren explizit der Förderung ihrer Online-Kenntnisse. Seit Beginn versteht sich das Theatertreffen-Blog journalistisch und medial als prozesshaftes, den sich wechselnden Umständen anpassendes Festivalfenster, um einerseits das klassische Feuilleton im Netz zu stärken, andererseits aber auch neue Formate der Kulturberichterstattung zu entwickeln. Dabei spielen klassische Rezensionen eine geringere Rolle ,– denn diese sind zu allen zum Theatertreffen eingeladenen Stücken schon zur Genüge vorhanden –, sondern das Blog will sich auf individuelle und innovative Weise dem Festival- und Theaterbetrieb nähern.
Inhaltlich und finanziell unterstützt wird das tt Blog 2011 erstmalig von der Rudolf Augstein Stiftung. Medienpartner sind seit 2005 die Berliner Zeitung, seit 2010 Kultiversum.