Öffentliche Versicherungen Oldenburg

Ölverschmutzung in Ostfriesland: NABU ist stinksauer

20. November 2013 | Von | Kategorie: Aktuelles

Ostfriesland – Die Ölverschmutzung rund um Etzel weitet sich nach dem Leck an einem Kavernen-Speicher aus: Am Dienstagabend sind Schlieren hinter Öl-Sperren an der Zeteler Marsch entdeckt worden, so der Wittmunder Kreisbrandmeister Johann Folkers. Damit rückt die Verschmutzung der Nordsee immer näher, berichtet der NDR.

Ölverschmutzung in Ostfriesland weitet sich aus Nordsee

Nach Angaben des Wittmunder Kreisbrandmeister sind am Dienstagabend Schlieren hinter den Öl-Sperren an der Zeteler Marsch entdeckt worden. Foto: Thomas Max Müller /pixelio.de


 
In der Nacht zu Mittwoch wurden von den Einsatzkräften der Feuerwehr und des THW weitere Ölsperren gesetzt, um eine Ausbreitung des Ölteppichs auf dem “Friedeburger Tief” zu unterbinden, teilte der Landkreis Wittmund am Dienstag in einer Presserklärung mit. Heute Morgen beraten die Einsatzkräfte über das weitere Vorgehen. Rund 40.000 Liter Öl waren auf dem Kavernen-Gelände der Firma IVG Caverns in Etzel ausgelaufen. Das Schweröl hatte sich über Kanäle auf einer Länge von mehr als sechs Kilometern ins Land ausgebreitet.


Anzeige


An der jetzt vom Öl verunreinigten Stelle seien zwar am Sonntag schon Sperren gesetzt worden, schreibt der Landkreis in der Pressemitteilung weiter. Doch wenn das Öl verklumpe, könne es in tiefere Wasserschichten vordringen, heißt es in der Erklärung. Deshalb käme jetzt auch eine sogenannte Hochseesperre, eine besonders tief liegende Sperre, zum Einsatz. Ein tiefes Eindringen der Kontaminationen wird allerdings nicht befürchtet, da die betroffenen Gewässer tief liegende Marschböden (Klei) durchziehen, die bekanntermaßen als annähernd undurchlässig bezeichnet werden können. Geeignete Boden- und Grundwasseruntersuchungen werden jedoch von der Unteren Wasserbehörde gefordert.

IVG Caverns: 75 Prozent der Verschmutzung sind beseitigt

„Weitere Lecks oder Ölstellen seien aber nicht gefunden worden“, sagte ein Sprecher des Landkreises gegenüber der Oldenburger Onlinezeitung. Bei einer Lagebesprechung habe man zudem festgelegt, dass sich ab heute der Besitzer der Kavernen, die Firma IVG Caverns, darum kümmern muss, das Öl zu beseitigen. Nach einer Übergabe werden sich Feuerwehr und THW zurückziehen. Die IVG Caverns gibt an, dass 75 Prozent des ausgelaufenen Öls bereits beseitigt sind.

Grundwasser laut Landkreis nicht gefährdet

Bei der Frage nach einer möglichen Gefährdung des Grundwassers hat der Landkreis Wittmund Entwarnung gegeben. Ein Sprecher des Landkreises sagte: „Die Wassereinzugsgebiete der nächsten Wasserwerke Sandelermöns und Klein-Horsten sind durch die Ölverunreinigung nicht gefährdet.“

Das Wasserwerk Sandelermöns dient der Wasserversorgung des Verbandsgebietes des OOWV. Das Wassereinzugsgebiet befindet sich in zirka sechs Kilometer Entfernung von den verunreinigten Gewässerabschnitten. Die Grundwasserfließrichtung ist in Richtung Nord-Osten zum Jadebusen gerichtet, sodass dieses Trinkwassereinzugsgebiet außerhalb der Grundwasserfließrichtung liegt.

Das Wasserwerk Klein-Horsten dient der Trinkwasserversorgung der Stadt Wilhelmshaven. Das Wassereinzugsgebiet liegt in zirka eineinhalb Kilometer Entfernung von der Unglücksstelle. Sowohl die Strömungsrichtung des Grundwassers  als auch die Fließrichtung  der verunreinigten Schiffsbalje führen in nordöstliche Richtung von dem Schutzgebiet weg.

Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen

„Das ist kein Öl-Unfall, das ist eine Öl-Katastrophe“, sagte dagegen Burkhard Schäfer, Vorstandsmitglied des Naturschutzbunds NABU im Landkreis Wittmund, gegenüber Medien. „Das wird die Biologie der Gewässer jahrzehntelang schädigen.“ In dem Gebiet rasten unter anderem Pfeifenten, Reiherenten und Kormorane. „Die Bürger dürfen nicht glauben, dass das Öl keinen Schaden mehr anrichtet, sobald es nicht mehr zu sehen ist.“ Schäfer fordert einen sofortigen Stopp des Kavernenausbaus und sagt: „Alles andere wäre völlig verantwortungslos gegenüber zukünftigen Generationen.“ Naturschützer hatten den Kavernenausbau schon vor dem Unglück kritisiert. „Mit einer solchen Katastrophe hatten aber selbst wir nie gerechnet“, so Schäfer. Seit Jahren wendet sich auch die Bürgerinitiative Lebensqualität Horsten-Etzel-Marx gegen den Ausbau der Kavernen in Ostfriesland.

Unfall wurde offenbar nur durch Zufall entdeckt

Der Unfall an einem der größten europäischen Ölspeicher wurde offenbar nur zufällig entdeckt. Einem Radfahrer sei die Verschmutzung aufgefallen, räumte am Montag die Betreibergesellschaft IVG Caverns auf einer Pressekonferenz ein, gegen die am 1. November ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde. Am Sonntag hatte die IVG Caverns noch behauptet, das Leck sei von der Betreiberfirma selbst entdeckt worden. Warum das hauseigene Warnsystem versagt habe, solle jetzt untersucht werden. Ausgelöst wurde der Unfall durch eine nicht vollständig verschlossene Armatur oberhalb der unterirdischen Erdölspeicher. Das hat das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) mitgeteilt. Menschen wurden nicht verletzt.

Letzte Kontrolle am Sonnabend

Die Entlüftungsarmatur an der Leitung wurde nach dem Feststellen des Lecks sofort geschlossen. Ob eine technische Panne oder menschliches Versagen verantwortlich ist, könne noch nicht gesagt werden, so das LBEG. Die Staatsanwaltschaft Aurich habe Ermittlungen aufgenommen. Das Öl könne maximal 20 Stunden lang ausgetreten sein, da bei einer Kontrolle auf dem Gelände am Sonnabendnachmittag noch keine Auffälligkeiten festgestellt worden seien, teilte das Landesamt mit. (mb/pm)


Anzeige


Weitere Informationen zur Ölverschmutzung in Ostfriesland

  • OOZ: Ölmassen verschmutzen Ostfriesland


Über den Autor dieses Artikels: Mario Bartsch

Journalist. Buchautor. 54.


Twitter, Facebook

Schreibe einen Kommentar