GIESSEN - (bl). Die Ortsbeiräte beschäftigte zuletzt immer wieder ein Thema: der neue Nahverkehrsplan. Gerade die Fahrgäste in Lützellinden und Allendorf fühlen sich nämlich abgehängt, wenn die Buslinie 11 die Stadtteile – wie vorgesehen – zum Fahrplanwechsel 2014 nicht mehr ansteuert (der Anzeiger berichtete mehrfach). Wiederholt sprachen sich Bürger dafür aus, weiterhin eine direkte Verbindung nach Gießen zu gewährleisten, Lützellindener sammelten sogar gut 400 Unterschriften. Doch nicht nur in den Stadtteilen drückt offenbar der Schuh, wie die Offenlegung des aktuellen Entwurfs zum Nahverkehrsplan nun gezeigt hat.
Annähernd 100 Bürger haben auf der Internetseite der Stadt ihre Kritik und Verbesserungsvorschläge geäußert. Dabei überwogen Hinweise auf überfüllte Busse, auf Verspätungen und ungünstige Umsteigemöglichkeiten. Vor allem Studierende meldeten sich häufig zu Wort. Zum Busverkehr in den Stadtteilen Allendorf, Lützellinden und Rödgen scheint hingegen alles gesagt, jedenfalls sind kaum weitere Anregungen dazu eingegangen.
Erheblichen Optimierungsbedarf sehen die Nutzer im Stadtgebiet besonders bei den Linien, die zwischen Bahnhof/Innenstadt und den Standorten der Justus-Liebig-Universität sowie den Studentenwohnheimen verkehren. Zum Beispiel werden abends und am Wochenende mehr Fahrten gewünscht. Genannt wird hier häufig die Linie 1: Für Unverständnis sorgt etwa, dass die Haltestelle am Studentendorf in der Grünberger Straße mit seinen circa 420 Bewohnern gestrichen wurde, der nächstgelegene Stop an der Albert-Schweitzer-Schule jedoch „leider nur sehr unregelmäßig und im nicht nachvollziehbaren Rhythmus bedient wird“. Frauen verweisen im Zusammenhang mit dieser Strecke zudem auf Sicherheitsaspekte, denn viele haben offensichtlich ein mulmiges Gefühl, weil sie im Dunkeln einen längeren Weg zu Fuß zurücklegen müssen.
Ein dauerhaftes Ärgernis scheinen darüber hinaus die Linien 5 (Wieseck bis zum Bahnhof), 801 und 802 (Richtung Philosophikum I und II) zu sein. „Die Busse sind so extrem überfüllt, dass einem teilweise wegen der schlechten Luft wirklich schwindelig wird“, heißt es in einem Kommentar. Ein weiterer Kommentator fühlt sich bei der Fahrt mit der Linie 5 teils sogar wie in einem „Viehtransport“. Die Folge: Fahrgäste müssten regelmäßig stehengelassen werden. Das sei gerade vor dem Hintergrund erhöhter Fahrpreise nicht akzeptabel. Vorgeschlagen wird daher zum Beispiel, zur Entlastung der Linie 5 die 15 vormittags auch nach 7.30 Uhr regelmäßig in Richtung Bahnhof fahren zu lassen. „Zudem wäre es wünschenswert, wenn es vom Marktplatz oder Berliner Platz einfach zweimal pro Stunde zu den Stoßzeiten einen zusätzlichen Bus geben würde, der nur direkt zur Uni durchfährt.“
Kurzstreckentarif angeregt
Wichtig ist den Busnutzern ferner, die Abfahrtszeiten von Bussen so aufeinander abzustimmen, dass die Anschlussverbindungen besser erreicht werden können und so unnötige Wartezeiten erspart bleiben. Auch die Ausstattung der Haltestellen (fehlende Sitzbänke) wird moniert. Manch einem ist überdies unverständlich, „warum die Fahrpläne außerhalb der beleuchteten Fahrgastunterstände größtenteils im Dunkeln angebracht sind, obwohl freie Fläche innerhalb der Unterstände zur Verfügung steht“. Besonders negativ sei das unter anderem am Berliner Platz aufgefallen. Ein anderer Gießener regt wiederum an, an solchen Haltestellen Querungshilfen zu errichten, „die sich an viel befahrenen Straßen befinden und an denen weder ein Zebrastreifen noch ein ampelgesicherter Fußgängerüberweg ist“. Als Beispiele werden der Halt Nahrungsberg in der Licher Straße und die Naturwissenschaften am Leihgesterner Weg genannt. Und begrüßt würde schließlich auch ein Kurzstreckentarif, um nicht immer gleich eine normale Fahrkarte für 2,10 Euro kaufen zu müssen.
Die einzelnen Stellungnahmen werden nun ausgewertet und geprüft, inwieweit sie berücksichtigt werden können, teilt die Stadt mit. Dabei könnten jedoch manche Anregungen nicht unmittelbar von der Stadt aufgegriffen werden, da sie außerhalb ihrer Zuständigkeit liegen. Das gelte etwa für die RMV-Tarifgestaltung der regionalen Buslinien. Der überarbeitete Entwurf – ergänzt um eine Kostenschätzung für die vorgesehenen Änderungen – soll dann im Frühjahr dem Stadtparlament zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden. Es ist geplant, die ersten Maßnahmen zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 umzusetzen. Je nach Vorbereitungszeit seien weitere in den Folgejahren zu verwirklichen.
Fahrplanaenderungen
Fahrplanaenderungen sind in Giessen nicht erwuenscht. Schon vor mehr als 15 Jahren habe ich die Zentrierung auf den Berliner Platz kritisiert, und die dadurch besonders abends und am Wochenende entstehende "einen verpasst - alle verpasst" Situation bemaengelt.
Kommentar bewerten (2) (0)Das will man aber nicht aendern. Der Busfahrplan wird aus der Mitte heraus geplant, nach aussen, was zum Beispiel bzgl. der Abfahrzeiten am Bahnhof bedeutet, dass die Busse halt fahren, wenn sie fahren - voellig unabhaengig davon, wann die wichtigsten Zuege ankommen. So passiert es dann (wie mir wieder gestern abend), dass man mit der Regionalbahn 30 aus Frankfurt kommend abends mit Abfahrt 21:52 am Hauptbahnhof genau um 22:36 Uhr in Giesen ankommt - die benoetigte Linie 2 aber gerade ein paar Sekunden vorher abgefahren ist. Auch bei Weiterfahrt bis Oswaldsgarten kann man dem Bus hinterherschauen, der kreuzt naemlich genau bei Einfahrt. Leider ist die Mehrzahl der Verbindungen ueber den ganzen Tag genau so - die Linie 2 ist unerreichbar. Tagsueber sind es dann gerade mal 15 Minuten Wartezeit, aber abends und am Wochenende eben 30! Anschlusssicherung? In Giessen ein Fremdwort.
Will die Stadt das aendern? Nein- - denn sie muesste ja das Konzept "von innen nach aussen" aendern.
Wobei ich es am Wochenende und abends sehr bednklich finde aus Sicherheitsgruenden, wie die Busse am Berliner Platz stehen - denn die passen gar nicht alle in die Busbucht. Unfallgefahr und Personengefaehrdung wird gerade herausgefordert.
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